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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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Vase. Der Regen der letzten Tage hatte sie mit Wasser gefüllt.
    Die von Chris gesetzten Märzenbecher wuchsen schon zwischen dem Johanniskraut, das Sarah angepflanzt hatte. Sarahs Mutter hatte viele kleine und große Wunden mit Heilkräutern behandelt, da war es nur recht, ihr welche aufs Grab zu pflanzen. Sie und Chris hatten lange überlegt, welches Kraut das richtige war. Und da das Zaubermittel Johanniskraut bereits von dem Alchemisten Paracelsus verehrt wurde, weil es neben seiner heilenden Wirkung auch gegen Würmer und böse Geister half, hatten sie sich dafür entschieden.
    » Ich hoffe, es geht euch gut, dort, wo ihr jetzt seid«, flüsterte sie. Dann zündete sie die Kerze in der Laterne an, die mitten auf dem Grab stand, und verließ den Friedhof.
    Als Sarah ihre Wohnung betrat, kam ihr wie immer Marie mit aufgestelltem Schwanz entgegen, umkreiste sie zwei Mal und lief voran in die Küche.
    Es war ein Ritual. Sarah öffnete eine Futterdose, entnahm dem Behälter ein Drittel und zerdrückte den Inhalt in der kleinen weißen Keramikschüssel mit einem schwarzen Katzenkopf darauf. Marie strich ihr währenddessen unentwegt laut schnurrend um die Beine. Danach stellte Sarah die Schüssel auf den dafür vorgesehenen Platz. Ein gelber Plastikuntersetzer. Marie begann zu fressen.
    Ein Blick auf den Kalender an der Wand verriet Sarah, dass Chris heute in der Bar arbeiten musste. Sie blätterte weiter. Nächste Woche hatte er sich frei genommen. Auf der Uni standen einige Prüfungen an.
    » Wir werden heute Abend allein sein, Marie. Schade. Gerade heute hätte ich jemanden zum Reden gebraucht.« Die Katze hob den Kopf, verließ die leere Schüssel und setzte sich auf den Läufer. » Hab ich dir schon erzählt, dass sie heute Hildes Leiche gefunden haben?« Die Katze putzte sich. » Sie ist erstochen worden. Hast du schon mal eine Tote gesehen?« Marie fuhr sich mit einer angefeuchteten Vorderpfote über die Augen. » Damit hast du nichts zu tun, nicht? Für dich ist wichtig, dass deine Schüssel regelmäßig gefüllt wird.« Sie begann, die Katze zu kraulen. Marie schnurrte laut, ohne die Fellpflege zu unterbrechen. » Es gibt Tage, da beneide ich dich.«
    Der Tod ihrer Kollegin kam ihr unwirklich vor. War das eine Art Schock? Wann realisierte man, dass jemand tot war, nicht mehr wiederkam? Wie lange hatte es gedauert, nachdem ihre Eltern gestorben waren? Nach dem Begräbnis? Nachdem die Särge beigesetzt worden waren?
    Rituale der Verabschiedung.
    Eine Freundin ihrer Mutter hatte die Abschiedsrede gehalten. Ein Pfarrer wäre nicht erwünscht gewesen. Ihre Eltern hatten den Glauben an die Kirche schon lange verloren. Nicht an Gott, nur an die Kirche.
    Es war eine sehr schöne Rede gewesen. Der Pfarrer war niemandem abgegangen. Er hätte ohnehin nur heruntergebetet, was sie und Chris ihm über die Eltern erzählt hätten. Ihre Mutter eine dunkelhaarige Schönheit mit italienischen Wurzeln, ihr Vater ein dunkelblonder Hüne. Sie hatten sich auf einem Fest bei Freunden kennen gelernt. Schicksal. Die beiden waren 25 Jahre lang verheiratet gewesen, hatten Träume für die Zeit, in der sie zusammen alt werden würden, bis ein Lkw ihnen die Vorfahrt nahm und ihrem Leben ein Ende setzte.
    Ob sie auch zu Hildes Beerdigung gehen sollte?
    Sarah sehnte sich nach Trost. Sie schob eine CD von Lucio Dalla ein, legte sich im Wohnzimmer aufs Sofa, bewegte sich nicht, ließ die Musik wirken. Chris und sie waren mit italienischer Musik in allen Variationen aufgewachsen. Während ihre Freundinnen » Ein Vogel wollte Hochzeit machen« trällerten, hatte sie bereits » Volare, cantare. Nel blu, dipinto di blu. Felice di stare lassù« gesungen. Musik in der Sprache ihrer Großmutter, denn ihre Mutter selbst war bereits in Österreich geboren worden. Ihr Vater hatte lieber Bob Dylan gehört. » I want you«.
    Instinktiv griff sie nach dem Stein, der um ihren Hals baumelte. Corno. Der Schutz vor dem bösen Blick.
    Marie hatte es sich auf ihrem Bauch bequem gemacht. Sie hielt die Augen geschlossen, ohne zu schlafen. Der warme Körper der Katze entspannte sie.
    Das Fenster war gekippt. Durch die Musik drangen gedämpft Geräusche von der Straße an ihr Ohr. Sie dachte nach. Darüber, wie sehr sich ihr Leben seit gestern verändert hatte. Ein nagendes Gefühl lag auf ihrer Seele. Die Angst zu versagen. Wieder schoss ihr das Bild von Hildes Leiche durch den Kopf. Was war passiert? Natürlich wussten sie alle, dass Hilde einen Informanten

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