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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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sehr schlecht. Hildes Tod hatte längst vergessen geglaubte Wunden wieder aufgerissen. Der Tod ihrer Eltern hatte sie in ihren Träumen verfolgt. Sie war nicht schreiend aufgewacht wie nach einem Alptraum. Sie war am Ende des Traums einfach wach geworden. Ihr Herz pochte wild, der Schmerz war zurück. Marie lag eingerollt zu ihren Füßen. Sie horchte in die Dunkelheit. Ein vertrautes Geräusch drang an ihr Ohr. Leises Stöhnen. Sarah lächelte durch einen Tränenschleier hindurch. Auf ihren kleinen Bruder konnte sie sich eben verlassen.

Mittwoch, 14. April

12
    Lisa.
    Sie hieß Lisa. Sie stellte sich Sarah vor, als sie einander auf dem Flur begegneten. Sarah war auf dem Weg in die Küche, Lisa ins Badezimmer. Sie hatte ihre Kleidung über dem Arm hängen, was Sarah vermuten ließ, dass sie Chris’ Schlafzimmer an diesem Morgen nicht mehr aufsuchen würde.
    » Kaffee?«, fragte Sarah.
    Lisa nickte. » Gern.«
    Als die beiden Frauen sich mit ihrem Kaffee in der Küche gegenüberstanden, erzählte Lisa, sie sei Sekretärin in einem Baukonzern und müsse gleich los, weil sie noch nach Hause wolle, duschen und umziehen. Sie habe aber vergessen, Chris ihre Telefonnummer aufzuschreiben, und die wolle er doch sicher haben.
    » Sicher«, bestätigte Sarah und reichte ihr Stift und Zettel. Lisa lächelte und malte Zahlen auf das Papier. Schade drum, dachte Sarah. Der Zettel würde ungelesen ins Altpapier wandern. Sie versuchte nicht, sich Lisas Namen zu merken. Es war die Mühe nicht wert. Sie würde Lisa wahrscheinlich nicht wiedersehen. Genau wie all die Marias, Lindas und Magdalenas. Auch vermied sie allzu freundschaftliches Geplänkel. Was, wenn ihr eine der Frauen sympathisch war? » Der arme Kerl«, » an den Hals werfen«, erinnerte sie sich an Connys Worte. Sie würde einmal ein ernstes Wort mit Chris reden müssen.
    Wann hatte sie eigentlich das letzte Mal mit einem Mann geschlafen? Sie wusste es nicht mehr so genau. Musste etwa ein halbes Jahr her sein. Tobias. Er war ein Kollege aus der Sportredaktion und hatte sie sanft erobert, mit zufälligen Begegnungen am Gang, tiefen Blicken, netten Worten, und irgendwann hatte er ein romantisches Abendessen arrangiert. An diesem Abend hatten sie sich nur geküsst. Wenige Tage später hatte sie seinem Werben nachgegeben. Auch Frauen haben ein Anrecht auf ein Sexualleben, wenngleich es offenbar nicht so ausschweifend sein durfte wie bei Männern.
    Auf der Damentoilette eines Restaurants war es passiert. Sarah hatte ihn anfangs nicht bemerkt. Als sie sich die Hände wusch, stand er plötzlich hinter ihr, hauchte in ihr Ohr und zog sie in eine der Kabinen. Sie hatte sein Lieblingskleid getragen. Schwarz und kurz. Darunter halterlose Strümpfe. Seit diesem Abend wusste sie, warum er sich dieses Outfit gewünscht hatte. Was Sarah für eine spontane Idee gehalten hatte, war für ihn der Kick. Sex in öffentlichen Einrichtungen. Fummeln unter dem Tisch im Restaurant, hoffen, dass es jemand bemerkte. Und Sarah war nicht die Einzige, der Tobias seine Aufwartung in Toilettenanlagen machte. Später hatte sie erfahren, dass die Liste seiner Gespielinnen fast so lang war wie die Votivkirche hoch. Tobias. Eine Erinnerung, die Sarah nie lange aufhielt. Sie war keine Trophäe, die man sich an die Wand hängen konnte.
    Als sie aus der Dusche kam, hatte sie ihn bereits wieder vergessen. Lisa war inzwischen gegangen. Auf den Zettel mit der Telefonnummer hatte sie ein Herz gezeichnet.
    Von den Zeitungsständen und aus den Auslagen der Trafiken lächelte Sarah Hilde Jahns Konterfei entgegen, und es kam ihr vor, als begleite Hilde sie auf dem Weg zur U-Bahn. Ihre tote Kollegin hatte die Titelseiten aller gängigen Zeitungen erobert.
    Die Paparazzi und Fernsehkameras vor dem Wiener Boten waren entweder verschwunden oder gut versteckt.
    Als sie das Gebäude betrat, winkte sie der Portier aufgeregt heran. » Sie sollen sofort in Grubers Büro kommen«, sagte er. » Er hat schon zwei Mal nach Ihnen gefragt.«
    Sarah sah auf ihre Armbanduhr. Es war Viertel nach acht. Sie hatte sich nicht verspätet.
    Schweigend fuhr Sarah ausnahmsweise mit dem Lift in das Stockwerk von Grubers Büro. Was wollte der Herausgeber von ihr? Sie sollte heute Hildes Büro beziehen, das war gestern vereinbart worden.
    Als sie das Vorzimmer betrat, war Gabi gerade dabei, Kaffee zu kochen. Ihre Augen waren nicht mehr rot geschwollen. Sie sah aus wie immer.
    » Magst du auch einen?«, fragte sie.
    Sarah schüttelte den Kopf. »

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