Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
diesbezügliche Unterlagen zugespielt haben.«
Sarah sah Gruber an, dann wieder Stein. » Ihnen einen Gefallen zu tun, war auch nicht meine Absicht«, sagte sie ruhig. » Mir ging es darum, die Frauen zu warnen. Sie hätten das ja nicht getan, oder?« Sie atmete geräuschvoll ein und wieder aus. » Warum haben Sie mir die Fotos gezeigt? Glauben Sie jetzt doch an den Serientäter?«
» Und damit haben Sie sich jetzt wunderbar als Zielscheibe präsentiert. Haben Sie eigentlich gar nichts kapiert? Wir ermitteln in mehrere Richtungen. Wir besprechen nur nicht jeden unserer Schritte mit der Presse. Und warum ich Ihnen die Fotos gezeigt habe? Ich wollte Ihnen nur zeigen, was herauskommen kann, wenn man sich mit falschen Leuten einlässt.«
» Ich lasse mich mit niemandem ein«, widersprach Sarah. » Ich will nur …«
» Versuch einmal, nicht wie ein Polizist zu denken, Martin«, unterbrach Gruber. » Du warst es doch, der gemeint hat, dass wir, falls Hilde Recht hat, nicht wissen, wer unser Gegenüber ist. Wenn Sarahs Überlegung aufgeht, dann wirst du es bald wissen. Schau, der Typ hat bis jetzt keine Spur gezogen, du hast jeden Fall autonom behandelt, hast die Sache nicht im Zusammenhang betrachtet. Genau das wollte er doch. Jetzt weiß er – vorausgesetzt, er liest den Artikel –, dass die Polizei ihm«, er malte Anführungszeichen in die Luft, » auf der Spur ist, denn woher sollte der Wiener Bote sonst seine Information haben, wenn nicht von einem Kontaktmann der Exekutive? Mit etwas Glück wird er anfangen, Fehler zu machen. Verstehst du?«
» Und mit etwas Pech wirst du eine tote Mitarbeiterin mehr haben«, brummte Stein grimmig. » Das ist bescheuerte Hausmeisterpsychologie. Wenn der Schuss nach hinten losgeht, reiß ich dir den Arsch auf. Darauf kannst du deine ganze Zeitung verwetten.«
» Wie hat er sie getötet?«, fragte Sarah.
» Mit einem Rasiermesser. Er hat ihr die Kehle durchgeschnitten. Unter der Dusche. Vorher hatten sie wahrscheinlich einen GV.«
GV stand für Geschlechtsverkehr, wusste Sarah.
» Habt ihr Spuren? Irgendeinen Anhaltspunkt?«, fragte Gruber.
Stein schüttelte verneinend seinen Glatzkopf.
» Martin, der Scheißkerl muss sie berührt haben, da hinterlässt man doch Spuren.«
Stein schüttelte wieder den Kopf. » Der Typ hat alles fein säuberlich mit einem Desinfektionsmittel abgewischt. Das Zimmer war steril wie ein Operationssaal. Und zum Vögeln hat er hundertprozentig ein Kondom verwendet und beides, Kondom und Rasiermesser, mitgenommen. Außerdem hat das Wasser für den Rest gesorgt, etwaige Spuren weggewaschen, falls jemals welche vorhanden waren. Der Typ muss ziemlich pervers sein, hat ihr die ganze Körperbehaarung entfernt. Ganzkörperrasur. Wir haben Spuren des Rasierschaums in den Körperöffnungen gefunden.«
Es kam Sarah vor, als genieße Stein es, die grausamen Details auf den Tisch zu legen. Womöglich hoffte er, ihr damit Angst einzujagen. Irgendwie gelang es ihm.
» Warum Katharina Mohn?«
Ausgerechnet die Frau, die sie auf die richtige Spur geführt hatte, war diesem Scheißkerl zum Opfer gefallen. Ihr Wissen hatte ihr nichts genutzt. Oder war das womöglich sogar der Grund, dass sie sterben musste? Wusste der Täter, dass sie ihre Vermutung jedem erzählte, der es hören wollte? Aber woher wusste er … Mit wem hatte sie über die Mohn geredet? Hatte der Killer sie beobachtet? Die Geschichte machte sie langsam paranoid.
» Möglicherweise hat er sich schon sein nächstes Opfer ausgesucht«, sagte sie. » Der Artikel. Er weiß jetzt, dass wir nicht an Einzelmorde glauben.«
» Wir?«, fragte Stein.
» Gut. Ich.«
» Genau. Sie.« Er seufzte. » Kann ich einen Kaffee haben?«
Gruber ging zur Tür und bestellte bei Gabi eine Tasse Kaffee.
» Die Mohn ist von einem Freier umgebracht worden und nicht von Ihrem erfundenen Serientäter«, sagte Stein.
» Haben die Nachbarn nichts mitbekommen?«
» Es gibt keine Nachbarn. Das Haus gehört einem alten Mann. Das wissen wir. Er vermietet schon lange nicht mehr an Familien, Studenten oder sonst wen, sondern stundenweise an Nutten. Er lebt von den Frauen, die als Geheimprostituierte arbeiten.«
» Und warum unternimmt die Polizei nichts dagegen?«, fragte Sarah.
» Was wollen Sie unternehmen, wenn Ihnen ein alter Mann mit Hörapparat erklärt, dass die Wohnungen alle von seinen Nichten genutzt werden? Festnehmen? Die ersten, die uns Polizisten dann in der Luft zerreißen, sind Leute wie Sie. Journalisten.
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