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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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er sie nicht mehr gehen lassen würde. Fünf Tage. Ihm blieben noch fünf Tage, bis die Meridian-Achse sich erneut ausrichtete. Das geschah nur zweimal im Jahr und war die einzige Zeit, zu der seine Art Nachkommen zeugen konnte. Bis dahin musste er es schaffen. Er hatte es sich bei seiner Ehre geschworen, die Pflicht band ihn daran, seine Art zu erhalten. Und ob es Myst gefiel oder nicht, er würde sie mitnehmen.
    Rikar trat über die Schwelle. » Heilige Scheiße! «
    » Zurück «, befahl er. Er wusste, dass die Reaktion seines Freundes eher auf Mysts Energie beruhte als auf dem Blutbad.
    » Verstanden. « Rikar wandte den Blick ab. Die Bewegung war reiner Instinkt, der Anführer beanspruchte die Beute für sich, der Rangniedere trat zurück. » Wir müssen los. Wir kriegen Gesellschaft. «
    » Wie schnell? «
    Sein rangnächster Befehlshaber warf ihm einen bedeutungsschweren Blick zu.
    Ihnen blieb keine Zeit. Bastian nahm Myst auf seinen Arm. Rücksicht war keine Option mehr. Nicht, wenn er sie in einem Stück hier herausbekommen wollte.

3
    Der Klang seiner Stimme rief Myst heraus aus dem Nebel blinder Panik, zurück in Carolines Küche. Beim Anblick ihrer toten Patientin wäre sie beinahe wieder weggetreten. Mit normalen Blutmengen konnte sie umgehen. Hatte sogar einmal kurz in der Pathologie gearbeitet. Aber das hier?
    Myst zitterte. Wunden waren nicht ihr Ding. Aber Babys …
    Ihr Blick fiel auf das Bündel in ihrem Arm. In ihre fleecegefütterte Regenjacke gewickelt sah das Neugeborene sie an, wacher und aufmerksamer, als sie es unter diesen Umständen für möglich gehalten hätte. Myst betrachtete es ein bisschen genauer. Es hatte die winzigen Fäustchen unter das Kinn gezogen und gähnte. In ihren Augen brannte es, als sie es ansah. Ja, Babys waren ihr Ding.
    Sie atmete zitternd aus und sah den Rettungsassistenten an. Wie ein Fels in der Brandung war er neben ihr in die Hocke gegangen und fragte sich zweifellos, ob er einen Psychiater rufen müsste. Und lag damit nicht weit daneben. Sie hatte sich lange genug zusammengerissen, um ihre Arbeit zu tun und das Baby zu retten. Nur um in dem Moment zusammenzubrechen, als sie es sicher in den Armen hielt.
    »Myst«, sagte er mit sanfter, aber irgendwie drängender Stimme. »Kannst du aufstehen? Wir müssen gehen.«
    Gehen? Ja, natürlich, das mussten sie.
    In der Theorie ergab die Vorstellung Sinn, aber sie konnte sich nicht bewegen. Ihr ganzer Körper war wie betäubt, innen wie außen. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Sanfter Druck brachte ihr Kinn nach oben. Ruhige grüne Augen begegneten ihrem Blick, und ein Ruck durchfuhr sie. Sie spürte seine Hand auf ihrer Haut deutlicher als die zwei, die zu ihrem eigenen Körper gehörten. Sie konzentrierte sich auf ihn, fand Halt in der Stärke, die er ausstrahlte. Dunkles, kurz geschnittenes Haar, das Gesicht hart und kantig, aber mit eleganten Zügen. Er sah gut aus, mit einer Rauheit, die sie an die Küste erinnerte. Den Ort, der ihr am liebsten war auf der Welt. Der Gedanke half ihr, sich zu fassen. Er war stark und versprach Sicherheit, genau, was sie brauchte, um ihren betäubten Geist wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Myst legte sich den Säugling an die Schulter, hielt sich mit dem Blick am Sanitäter fest und streifte ihre Gummihandschuhe ab. Er hatte recht. Sie mussten das Baby ins nächstgelegene Krankenhaus bringen. Im Rettungswagen gäbe es einige der Dinge, die sie brauchte, um es zu unters uchen, aber ein Kinderarzt wäre besser. Und auch eine zweit e Meinung wäre hilfreich. Ihre Synapsen feuerten derzeit nicht gerade zielsicher.
    Sie streckte die Hand in dem Moment nach dem Sanitäter aus, als dieser nach der ihren griff. Als ihre Handflächen aufeinandertrafen, durchschoss sie ein Stromschlag. Sie zuckte zusammen, eher vor Schreck als vor Schmerz. Er erzitterte heftig, als bereite der Körperkontakt ihm Qualen.
    Myst ließ los. Er hielt sie fest, sanft, aber entschlossen, und half ihr auf.
    Durch das Sitzen auf dem kalten Steinfußboden hatte sie jedes Gefühl in den Beinen verloren und schwankte. Kräftige Hände stützten sie, blieben auf der nackten Haut ihrer Oberarme liegen. Ein Gefühl wie tausend Nadelstiche strich über ihr Genick und breitete sich aus, lief als langer, angenehmer Schauer ihren Rücken hinunter. Verkrampfte Muskeln entspannten sich und unfähig, sich dagegen zu wehren, lehnte sie sich an ihn, berührte mit der Schulter seine breite Brust. Er zuckte zusammen und

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