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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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loszuschicken, um ihn aus der Deckung zu locken, war neu. Schlau, was die Strategie betraf, doch die Durchführung war einfach nur lächerlich. Dachten diese Idioten wirklich, er würde ihren Köder schlucken?
    Wahrscheinlich. Er könnte ihnen diesen Wunsch erfüllen – nur damit die Sache interessant blieb –, aber jetzt war nicht der richtige Augenblick dafür.
    Nicht heute Nacht.
    Heute drehte sich der Angriffsplan nur um eines: Myst und das hilflose Wesen, das in ihren Armen schlief, zu beschützen. Er würde sie ganz sicher nicht in Gefahr bringen. Und die Vorstellung, sie könnte sterben? Die würde er niemals zulassen.
    Bastian zog sie ein wenig fester an sich. Sie hatte aufgehört, gegen ihn anzukämpfen – dem Himmel sei Dank. Dafür hatten die Schocksymptome mittlerweile eingesetzt, sie zitterte, und ihr Atem ging rau und stoßweise. Er wollte sich bei ihr entschuldigen; für ihre Angst und für das, was sie würde mit ansehen müssen. Sie hatte heute schon Unvorstellbares durchgemacht und Besseres verdient, als auch noch damit fertigwerden zu müssen, dass ihre heile kleine Welt voller Gestaltwandler war. Drachen-Gestaltwandler.
    Aber er konnte es nicht ändern. Das Schicksal hatte ihr schlechte Karten zugespielt. Alles, was er jetzt tun konnte, war, dafür zu sorgen, dass sie die Nacht überlebte.
    Schützend legte Bastian die Arme um sie. Sie hatte sich zwischen seinen gespreizten Beinen zusammengekauert und das Gesicht an seiner Brust vergraben. Mit sanften Händen legte er ihren Kopf unter sein Kinn, spendete ihr Wärme und sog ihre Kälte in sich auf, während er die Umgebung beobachtete und aufmerksam lauschte. Flammen schlugen in den Nachthimmel, und das lange Gras raschelte, als Feindesklauen hinter dem Haus auf dem Boden aufkamen.
    Der feuchte Wind trug das Geräusch zu ihm herüber, das kaum hörbare Knistern schien ihm lauter als das Entsichern einer Waffe direkt neben seinem Ohr. Kampfeslust toste in seinen Adern, ließ ihn die Muskeln anspannen, drängte ihn, sich zu verwandeln, den Feind dafür zahlen zu lassen, dass er Myst und dem Baby zu nahe gekommen war. Er hielt sich zurück. Geduld hatte oberste Priorität, Vorsicht war ein absolutes Muss. Der Tarnzauber tat seine Wirkung und verbarg ihn vor den Augen des Gegners – die Angreifer mussten improvisieren und ihre Taktik ändern.
    Bastian verstand die Strategie der Razorback. Sie konnten nicht angreifen, was sie nicht sehen konnten. Der Idiot hinter dem Haus war eine Falle, ein Köder, der ihn aus der Deckung locken sollte, damit die anderen ihn in Stücke reißen konnten.
    Und ja, da waren noch andere.
    Fünf, einschließlich des einen, der gerade in dem baufälligen Schuppen herumschnüffelte.
    In einer normalen Nacht hätte die kleine Gruppe keine große Herausforderung dargestellt. Nicht, wenn er und Rikar Seite an Seite kämpften. Aber mit einer Frau und einem Säugling, die beschützt werden mussten, verschob sich die Erfolgsskala schlagartig von dunklem Grün zu Signalrot.
    Von außerhalb des Kampfradius – bei einer Entfernung von über drei Meilen konnte der Feind ihn nicht entdecken – nahm Rikar Kontakt zu ihm auf. » Bastian … was zum Teufel treibst du?«
    »Ich warte.«
    »Worauf?«
    »Dass der Lockvogel verschwindet.«
    »Verdammt, die lernen dazu «, antwortete Rikar, ein leises Knurren mit einem unterschwelligen Hauch von Belustigung.
    »Das hat uns heute Nacht gerade noch gefehlt «, sagte er. Die Aussichten gefielen ihm nicht.
    Mit einem Blutdurst, der an Besessenheit grenzte, waren die Razorback entschlossen und unbeirrbar – hierfür gab Bastian ihnen volle Punktzahl –, aber sonst hatten sie nicht viel zu bieten. Intelligenz zum Beispiel.
    Meistens machte ihm das die Arbeit leichter, wenn auch nicht unbedingt interessanter. Bastian öffnete sich und studierte die Aura eines jeden seiner Gegner, las die elektrostatische Signatur, die alle seiner Art trugen. Wie ein Fingerabdruck war diese jedem Individuum zu eigen, ein Code, festgeschrieben in seiner DNA . Die Fähigkeit, die Stärken und Schwächen eines Drachen aus der Entfernung wahrzunehmen, war ein ungewöhnliches Talent. Die meisten lernten es nie. Bastian beherrschte es perfekt. Bis ins Detail wusste er, wie mächtig seine Gegner waren, kannte sogar die Farbe ihrer Schuppen und das Gift, das sie ausatmeten.
    Die Gruppe, die ihn jagte, war jung, mit mehr Mut als Erfahrung. Das war einerseits gut, andererseits … nicht.
    Erfahrene Kämpfer würden Myst

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