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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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hallte.
    Normalerweise war das genug, um die Aufmerksamkeit eines Verdächtigen auf sich zu ziehen. Myst zuckte nicht einmal zusammen. Sie blickte starr aus dem Fenster und sah aus, als hätte sie gerade zehn Runden im mentalen Boxring hinter sich.
    Wieder brandete Mitleid auf. Angela drängte es zurück. Sie hatte keine Zeit, einen auf nett zu machen. Nicht, solange ein Baby vermisst war.
    Sie zog die Brauen zusammen und musterte die Frau, die verdächtigt wurde, einer Schwangeren aus Geldgier den Säugling aus der Gebärmutter herausgeschnitten zu haben. Angela legte die Stirn in Falten. Myst passte nicht ins Profil. Allen Berichten zufolge war sie freundlich, liebevoll, immer bereit, für ihre Patienten eine Extraschicht einzulegen. Die Anrufe spät in der Nacht, die Hausbesuche und die Gespräche beim Kaffee bestätigten diese Tatsachen alle. Also, was zum Teufel war dort draußen passiert? Wie war Caroline Van Owen tot auf dem Fußboden ihrer Küche gelandet?
    Angela packte die Lehne ihres Stuhls und zog sie von der Tischkante weg. Die Metallbeine rutschten quietschend über den Fliesenboden. Mac verzog das Gesicht, aber Myst reagierte nicht im Geringsten. Nichts als stille Reglosigkeit, unbeirrbare Fokussierung … als hielte sie nach etwas Ausschau.
    »Ms. Munroe«, sagte sie mit angehobener Stimme.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, den Blick noch immer fest auf die untergehende Sonne gerichtet.
    Interessant. Wenn das so weiterging, hätten Mac und sie in gerade mal fünf Minuten ein Geständnis auf dem Tisch. »Was tut Ihnen leid?«
    Mit zusammengezogenen Brauen wandte Myst sich vom Fenster ab. Sie rieb sich die Oberarme, und Angela biss die Zähne zusammen. Ja, es war kalt im Raum. Diese Verhörtaktik setzten sie oft ein: Es war besser, wenn ein Verdächtiger sich unwohl fühlte, nervös war, als wenn er satt und zufrieden dasaß. Trotzdem verabscheute sie es, dieser Frau die Daumenschrauben anzulegen, und als Myst sich umdrehte, um sie anzusehen, hätte sie sich fast für die hässliche Polizeipolitik entschuldigt.
    »Für die Schwierigkeiten, die ich Ihnen bereiten werde.« Myst hob das Kinn und begegnete ihrem Blick, dann sah sie kurz hinüber zu Mac, nur um gleich zu ihr zurückzukehren. »Ich dachte nur, ich bringe das mit der Entschuldigung gleich vorab hinter mich, wissen Sie?«
    Bereiten werde. Nicht bereitet habe. Ihr Polizeiradar schaltete sich ein, entfachte eine Revolution in ihrem Verdächtigenraster. Angela musterte sie und klopfte auf die Rückenlehne des Stuhls. »Nehmen Sie Platz, Ms. Munroe.«
    Mit einem Nicken ging sie auf den Tisch zu. Drei Schritte später ließ sich Myst auf den Stuhl sinken, Erschöpfung hüllte sie ein wie eine Splitterschutzweste. »Wie viel Uhr ist es?«
    Mac, der noch immer gleich hinter der Tür stand, zog die Brauen zusammen. Was zum Teufel, fragte er mit einem stummen Blick. Als sie mit den Schultern zuckte, sah er kurz auf seine Uhr. »Neunzehn Uhr einunddreißig.«
    »Sie sollten wahrscheinlich von hier abhauen.« Myst wand ihr blondes Haar im Nacken zu einem provisorischen Knoten und warf einen Blick zum Fenster. »Er wird gleich hier sein.«
    »Wer?« Seltsam. Die Konversation stammte eindeutig aus dem Manuskript eines Geisteskranken. Aber Angela glaubte nicht, dass Myst einen Dachschaden hatte. Die Frau war müde, ganz klar, aber nicht verrückt.
    »Spielt keine Rolle. Sie werden sich ohnehin nicht erinnern.« Myst stützte beide Ellbogen auf den Tisch, beugte sich nach vorne und ließ den Kopf in die Hände fallen.
    »Dann ist es ja auch in Ordnung, wenn Sie uns sagen, wer er ist«, sagte Mac schmeichelnd, als er an den Tisch trat.
    Angela warf ihrem Partner einen Blick zu. Was zur Hölle? Diesen Tonfall hatte sie von ihm noch nie gehört. Zumindest nicht in einem Verhörraum. Normalerweise bombardierte er die Verdächtigen mit eiskalten Fakten; schlug schnell und mit brutaler Präzision zu. Aber als er sich einen Stuhl heranzog, bekam sie den Eindruck, sein Repertoire hätte sich soeben erweitert, um auch Damen in Not angemessen behandeln zu können.
    Mit einer schnellen Bewegung drehte er den Stuhl um, nahm mit gespreizten Beinen Platz, dann streckte er die Hand aus und umfasste Mysts Handgelenke. Angela traute ihren Augen kaum. Ihre Augenbrauen hoben sich bis in den Nachthimmel, während sie dabei zusah, wie ihr Partner die Hände ihrer Hauptverdächtigen sanft von ihrem Gesicht löste. Okay, jetzt war er offiziell durchgedreht, raste in vollem Tempo in

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