Toedliches Verlangen
dass ich …«
»Du wirst damit fertig. Und bevor der Morgen kommt, kannst du sie wieder in die Arme schließen.« Rikars Hand schloss sich fest um seinen Nacken. »Du kannst ihre Energie aufspüren, und wir sind schlauer als diese Wichser. Wir holen sie zurück, Bas.«
Mit dem Kinn auf der Brust schloss Bastian die Augen und stellte sich Myst vor. Sah ihre veilchenblauen Augen und ihr wunderschönes Gesicht. Fühlte ihre Wärme. Hörte ihr Lachen. Rikar hatte recht. Wenn er sich grillen ließ – wie er es heute Morgen in der Garage beinahe getan hätte –, wäre Myst leichte Beute für den Feind. Schutzlos in einer Welt, die sie nicht verstand.
»Okay?«
Bastian nickte, hob den Kopf und sah seinem besten Freund in die Augen. Als sich ihre Blicke trafen, herrschte stillschweigendes Verständnis zwischen ihnen, so wie immer.
Rikar klopfte ihm auf die Schulter. »Jetzt … der Plan. Wir haben heute Nacht zwei Ziele: Myst und den Schotten.«
»Ich suche nach Myst«, sagte Bastian und begann wieder auf- und abzulaufen. »Ich sorge dafür, dass sie in Sicherheit ist, dann holen wir uns Deep Purple.«
Venom schnaubte, die Arme vor der Brust verschränkt. »Ein Name für ein Weichei. Das passt zu ihm. Gefällt mir.«
Rikar stieß den Atem aus und warf einen Blick auf Wick. »Bist du bereit?«
Mit einem Nicken tätschelte Wick den Militärkoffer, der neben ihm auf dem Boden stand.
Das schwarze, mit großen stählernen Riegeln versehene Ding beherbergte Gages neueste Erfindung – das Drachenblut-Äquivalent zu einem Taser. Die Waffe war eine effektive Kombination aus Starkstrom und Neuro-Inhibitoren, die einen Drachen auf die Matte schickten. Wenn sie Deep Purple erst einmal einen Schlag versetzt hätten, bliebe ihnen eine Stunde, um ihn in einen Käfig zu verfrachten.
»Ach, scheiße«, sagte Sloan.
»Was?«, fragten Rikar und er gleichzeitig, ihre Stimmen hallten durch die Höhle.
»Wir haben da ein kleines Problem.« Mit zusammengezogenen Brauen drückte der Computerfreak einen Finger auf den Ohrstöpsel und lauschte angestrengt. »Ich überwache hier den Polizeifunk, falls noch mehr Morde reinkommen, und höre ab und an bei den Detectives rein.«
Rikar merkte auf. »Die Polizistin?«
»Ja«, sagte Sloan und sah vom MacBook auf. Seine dunklen Augen trafen auf Bastians. »Der Kerl hat gerade einen Anruf bekommen. Sie hatten Myst auf die Fahndungsliste gesetzt und haben sie gerade gefunden.«
Bastian zog die Brauen zusammen. »Wo bringen sie sie hin?«
»King County Polizeirevier.«
Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Als seine Knöchel sich weiß färbten, stieg ein Bild vor seinem inneren Auge auf, und Bastian stellte sich vor, wie er den Cop in die Mangel nahm. Das tröstete ihn, und er verlangsamte seine Schritte, zwang sich nachzudenken, statt blind zu reagieren. Die Cops würden ihr nichts antun. Ja, sie würden ihr vielleicht ein wenig Angst einjagen, aber die Polizei befolgte Gesetze: Menschenrechte, Gleichbehandlung, keine Folter. Trotzdem, die Vorstellung, dass sie Myst in ein Zimmer sperren und verhören würden …
Allein daran zu denken weckte den Wunsch in ihm, ihnen die Köpfe abzureißen.
»Zeit?«
»Dreiundvierzig Minuten.«
Verdammt. Verarschte ihn diese Uhr und lief langsamer als sonst? Es fühlte sich so an, aber während Bastian zum anderen Ende der Höhle stampfte, sammelte er sich, dachte über die schnellste Route zum Polizeirevier nach. Sloan war nicht der Einzige, der die Datenbanken der Menschen nach geheimen Informationen durchsuchte. Und er würde sein Gebiss darauf verwetten, dass die Razorback Myst jetzt auf dem Radar hatten und Ivar genau wusste, wo er sie finden würde.
Mit einem Klacken schloss sich die Stahltür, und Myst saß auf der falschen Seite fest. Der Raum war so kalt, dass sie Gänsehaut bekam. Sie rieb sich die Oberarme, fragte sich, ob die Kälte irgendeine Verhörtechnik war: ihr die Jacke wegnehmen, sie in einen kühlschrankähnlichen Raum verfrachten und darauf warten, dass sie einknickte.
Zu Detective MacCord hätte es gepasst. Der Kerl war ein Psycho, eine tödliche Mischung aus Geschick, Hartnäckigkeit mit Tendenz zur Härte. Ähnlich wie Bastian und seine Crew im Black Diamond, nur anders – eine abgemilderte Version des Wahnsinns mit seinem dunklen Haar und den hitzigen blauen Augen. Ihr einziger Trost? Detective Keen wirkte aufrichtig, sogar besorgt. Aber vielleicht war das Ganze nichts als eine Masche – guter Cop, böser Cop, um sie aus
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