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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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dem Gleichgewicht zu bringen.
    Myst schnaubte. Als wenn dafür nicht bereits der Raum sorgen würde.
    Mann, dieser Ort stammte direkt aus Law & Order .
    Sie stand dicht hinter der Tür, schlang die Arme noch ein wenig enger um den Körper und unterdrückte das Zittern und den Drang zu weinen. Himmel, wie war es nur so weit gekommen? Dass sie in einer Zwölf-Quadratmeter-Zelle mit beigen Wänden und einem Einwegspiegel stand? Wobei – es hätte schlimmer kommen können. Wenigstens hatte das Verhörzimmer ein Fenster. Okay, das Glas war vollständig vergittert, was eine gewisse Gefängnisatmosphäre entstehen ließ, aber es fiel Licht hindurch, was ihre Klaustrophobie milderte.
    Myst lief um den Tisch und die Stühle in der Mitte des Raumes zum Fenster. Die Aussicht war mies, aber sie interessierte sich nicht für den asphaltierten Parkplatz mit den Polizeiwagen zwischen den gelben Linien oder das Gebäude hinter dem Maschendrahtzaun auf der anderen Seite der Straße. Das Tageslicht schwand, die Sonne hing tief über dem Horizont.
    Das orange Glühen wärmte sie, und während sie aus dem Fenster blickte, sah sie die markanten Züge von Bastians gut aussehendem Gesicht und seine leuchtenden grünen Augen vor sich. Trotz des ganzen Hin und Hers, der ganzen Verwirrung, wollte sie an den Ort zurückkehren, an dem Bastian sie in den Armen gehalten und sie sich sicher gefühlt hatte. Im Moment saß er im Black Diamond fest – wahrscheinlich außer sich vor Angst um sie –, aber nicht mehr lange.
    Myst lehnte sich mit der Schulter an die Betonwand, sah zu, wie die Sonne tiefer sank, und flüsterte: »Bastian, hier bin ich. Bitte, finde mich. Bitte … finde mich .«
    Sie wiederholte das SOS, auch wenn sie sich egoistisch dabei fühlte. Schließlich wusste sie, dass sie kein Recht darauf hatte, eine Rettung zu erwarten, geschweige denn, darum zu bitten. Nicht nach dem, wie sie ihn in der Garage hatte stehen lassen. Himmel, der Ausdruck auf seinem Gesicht, als sie den Gang eingelegt hatte und …
    Myst schloss die Augen.
    Ja, er war ihr nichts schuldig, aber sie bat trotzdem. Sandte das Notsignal wieder und wieder aus – hoffte, die Verbindung, die sie teilten, würde ihn zu ihr führen. Sandte es aus, bis ihre Schläfen pochten und der Text sich in einen endlosen Singsang aus bittebittebitte verwandelt hatte.
    Was sie ärgerte.
    Sie sollte in der Lage sein, sich selbst zu retten, verdammt noch mal. Sich auf jemand anderen zu verlassen, ihr zu Hilfe zu eilen – oder eher zu fliegen –, schien ihr, nun ja … rückständig. Irgendwie total mittelalterlich. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie allein aus diesem Schlamassel wieder herauskommen sollte. Und aus dem Polizeirevier. Aus der Gewalt des Gesetzes und der beiden zu allem entschlossenen Detectives.
    Hinter ihr öffnete sich die Tür.
    Sie holte tief Luft, bereitete sich auf die Konfrontation vo r, während ein herber Duft durch den kleinen Raum schwebte. Männerparfum. Detective MacCord war zurück.
    Mitleid stand auf der Liste für Verdächtige nicht besonders weit oben. Sollte es zumindest nicht. Aber heute? Angela musste sich Mühe geben, nicht zusammenzuzucken, als sie hinter ihrem Partner in VR zwei trat. Myst Munroe sah mitgenommen aus – und das nicht nur ein bisschen. Ihre Erschöpfung ging tief, über das Körperliche hinaus bis hin zu einem Ort, an dem seelentiefe Müdigkeit herrschte.
    Angela konnte es ihr nachempfinden.
    Im Moment fühlte sie sich genauso, während ihr Gedächtnis ihr Streiche spielte, ein paar Puzzlestücke vor die Füße warf und andere hinter einer undurchdringlichen Wand aus Gedankennebel verbarg. Ihre Kollegen dachten, sie hätte einen Kater und stünde ein bisschen neben sich. Sie wünschte, es wäre so, dann müsste sie nicht über das wahre Problem nachdenken. Irgendetwas war letzte Nacht schrecklich schiefgelaufen.
    Was sie darauf brachte? Sie konnte die Löcher in ihrem Gedächtnis sehen. Sie wirklich sehen … jede einzelne Lücke lokalisieren und abgrenzen, konnte sie einkreisen, aber nicht berühren. Ihr Gehirn hatte die fehlende Information in eine Kiste gesteckt und sie luftdicht verschlossen. Und dieses R . Es ließ sie nicht los, schickte sie Runde um Runde um das Rätselkarussell.
    Himmel, sie hatte Kopfschmerzen.
    Sie rieb sich den Nasenrücken, ging an Mac vorbei und ließ ihren Notizblock auf den Tisch fallen. Wie geplant gab das Papier ein klatschendes Geräusch von sich, das kurz durch den kleinen Raum

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