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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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zog Myst den Kopf so tief wie nur möglich ein und sah, als sie hochschielte, wie sich acht einzelne Klauen – vier rechts, vier links – durch den Stahl in ihr Auto bohrten. Entsetzt rang sie um Atem. Im nächsten Augenblick verloren ihre Räder den Bodenkontakt.
    »Halt durch, Süße.« Das Knurren klang tief und selbstsicher, ohne einen Hauch von Anstrengung, als er ihren Wagen sauber über die Leitplanke hob.
    Sie saß in ihrem Auto – mitten in der Luft. Zwei äußerst unterschiedliche Aktivitäten, die sie in ihren kühnsten Träumen nicht in einen Satz gepackt hätte. Und doch, hier hing sie, gut dreißig Meter über dem Erdboden, hoch über einer sehr, sehr tiefen Schlucht. Und flog.
    Hatte sie die Situation vorhin als surreal bezeichnet? Sie hatte nachweislich puren Wahnsinn gemeint. Mit Ausrufezeichen. Dieser Mann – Drache … was auch immer! – war ein totaler Irrer. Was zum Teufel bildete er sich eigentlich ein?
    Sie holte tief Luft und schrie ihn an. »Du Wahnsinniger!«
    Ihn zu beschimpfen war wahrscheinlich nicht die beste Idee, wenn man bedachte, dass er ein Drache war und sie … nun ja, nicht. Aber so wahr ihr Gott helfe, das Baby war wieder in Tränen ausgebrochen, und sie hatte genug. Er hatte ihr Auto gestohlen … mit ihr auf dem Fahrersitz! »Lass uns runter!«
    »Später.«
    Bastians Bariton rollte über sie hinweg; so ruhig, so kontrolliert, so wunderbar tief. Aber wer zum Teufel scherte sich schon darum, wie er klang? Einzig das Wort spielte eine Rolle. »Später« war ein gutes Zeichen, oder nicht? Vielleicht hatte er gar nicht vor, sie mit der Kühlerhaube voran in die Schlucht zu werfen. Was bedeutete, sie würde noch eine Weile am Leben bleiben. »Bastian! Ich meine es ernst. Lass uns …«
    Er beugte seinen gehörnten Kopf vornüber, sah sie verkehrt herum an. »Versuch dich zu entspannen, Bellmia . Zwanzig Minuten … höchstens eine halbe Stunde, dann sind wir da.«
    »Wo?«, fragte sie und hielt seinem Blick stand, während sie sich wunderte, warum sie überhaupt mit ihm redete.
    »Zu Hause.«
    Myst rollte sich auf dem Fahrersitz zusammen und schloss die Augen. Zu Hause. Ja, das wäre schön. Aber die Vorstellung hatte den einen oder anderen Haken. Erstens, sie befand sich in den Händen eines Drachen. Zweitens? Irgendetwas sagte ihr, dass er nicht ihr Zuhause meinte.

6
    Ivar, der Anführer des Razorback-Clans, hob die schwarze Monoglas-Sonnenbrille vom Nasenrücken und rieb sich die Innenwinkel der Augen. Mann, war er müde. Schlafentzug mit einer ordentlichen Portion Entmutigung. Oder eher kalter Wut. So oder so, er war am Arsch … ausgebremst, bis die Baustelle so weit fertig war, dass er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte.
    Er setzte die Oakley wieder auf, um seine Augen zu schonen, und ließ die Hand sinken. Diese Verzögerungen wurden langsam teuer. Schneller, als er es sich leisten konnte. Wobei, das Geld war ihm egal. An ein paar Dollar kam man leicht … an mehr Zeit allerdings nicht.
    Sieben Tage hinter dem Zeitplan. Mann, tat sein Kopf weh.
    Kein Wunder. Trotz aller Bemühungen, das stechende Gefühl zu ignorieren, war er schon wieder hungrig.
    Wann hatte er sich das letzte Mal echte Nahrung besorgt? Vor zwei Wochen? Nein, nicht einmal. Elf Tage. Er hatte es nur elf verfluchte Tage ausgehalten.
    Es beunruhigte ihn, dass er so schnell wieder hungrig wurde. Aber er hatte auch Energie verbrannt wie ein Holzkohlegrill beim Familienbarbecue. Länger wach zu sein bedeutete weniger zu schlafen. Und sich nicht lange genug aufs Ohr hauen zu können machte ihn verdammt noch mal fix und fertig. Er musste raus auf die Jagd und schnell was Weibliches auftreiben. Was fürs Auge mit anständiger Energie. Ivar schnaubte. Scheiß drauf. Er würde sich auch mit weniger zufriedengeben – klein, dick und hässlich –, solange nur dieser bohrende Schmerz nachließ.
    Er drückte den Liftknopf und wartete darauf, dass sich die Doppeltür öffnete. Die verstärkten Stahltüren glitten mit lautloser Präzision zur Seite. Er hatte sie erst vor ein paar Tagen einbauen lassen. Na ja, die wenigstens funktionierten anständig. Gott sei Dank.
    Ivar ließ die Schultern kreisen und versuchte, seine verkrampften Muskeln zu lösen, während er den verwaisten Betonflur hinter sich ließ. In weniger als fünf Stunden würde in diesem unterirdischen Labyrinth wieder die Hölle losbrechen: Vorschlaghämmer, Schweißgeräte und das kratzende Geräusch der sich drehenden Zementmaschinen würden zum

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