Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
zog die Brauen hoch. »Wie kann man so etwas zu einem Baseballspiel essen?« Ich konnte förmlich hören, wie Mike einen Hotdog und ein kaltes Bier bestellte.
»Vertrau mir. Es wird besser sein als alles, was du im Stadion bekommst.«
»Und als Vorspeise?«
Luc stand auf und bohrte seine Zehen in den Sand, als sich die sanften Wellen zurückzogen. »Quahogmuscheln. Frische.«
»Ich helfe dir.«
Ich setzte mich auf, und wir buddelten, bis wir ein Dutzend Quahogmuscheln im Handtuch gesammelt hatten.
»Diese Frau in der Bibliothek, die du so mochtest«, sagte Luc und setzte sich neben mich, während der feuerrote Sonnenball langsam hinter den Hügeln von Aquinnah versank.
»Bea?«
»Sie hatte also recht, was das Kartenversteck des exzentrischen Mr Hunt angeht.«
»Sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen.«
»Denkst du, man wird jemals alle Kartenteile finden?«, fragte Luc.
»Bisher haben wir schon weit über die Hälfte. Vier Stücke, die Hunt mit ins Grab nehmen wollte, den Abschnitt, den Jane Eliot Minerva gab, einen anderen, den Minerva die ganze Zeit über besaß - in dem Straßburger Ptolemäus -, und das Stück, das Mike unter dem Wassertank in der Bibliothek fand.«
»Du sagtest, Bea hätte noch mehr gefunden?«
»Ja, als sie unter der Woche die Suche fortsetzten,
entdeckten zwei Kuratoren noch zwei Kartenabschnitte in Büchern aus der Hunt-Sammlung, genau wie Bea es gesagt hatte«, sagte ich. »Und Talbot Hunt ist mittlerweile auch kooperativ.«
An dem Freitagmorgen, als wir Talbot zum ersten Mal in der Bibliothek begegnet waren, hatte er angedeutet, dass er ebenfalls auf der Suche nach der Karte war. Er hatte vor nicht allzu langer Zeit ein Kartenstück gefunden, und zwar in einem Atlas, den er von seinem Großvater geerbt hatte - und den er nicht weiter beachtet hatte, bevor Tina Barr für ihn gearbeitet hatte.
»Das macht also zehn von zwölf«, sagte Luc. »Was geschieht mit der Karte, sollte sie jemals vollständig sein?«
Ich nippte an meinem Wein, streckte mich dann wieder im Sand aus und sah noch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne.
»Nachdem sie sich zeitlebens nur gestritten und angefeindet haben, konnten sich die Hunts endlich auf etwas einigen. Um den Schaden zu begrenzen«, sagte ich. »Sie haben die Karte der New York Public Library geschenkt, und eine beträchtliche Summe für die Restaurierung der Hunt-Sammlung gespendet. Mit dem Geld will die Bibliothek auch noch die beiden letzten Stücke ausfindig machen.«
»Frierst du, Liebling?«
»Nein, alles in Ordnung. Ich will noch nicht ins Haus.«
Das Frösteln hatte nichts mit der Witterung zu tun. Es würden noch Anhörungen und Gerichtsverhandlungen folgen, um den sinnlosen Tod zweier junger Frauen zu erklären.
»Du kannst aber jetzt hoffentlich abschalten.«
Richter Moffett hatte meinem Antrag stattgegeben, die DNA von Wesley Griggs, »dem Wiesel«, einer Verwandtschaftsanalyse zu unterziehen. Dank der Wissenschaft könnte es uns gelingen, einen seit acht Jahren vor sich hindümpelnden Mordfall zu lösen, sodass ich im Herbst eine neue Herausforderung hätte.
»Heute Abend ja«, sagte ich, als Luc mir die Haare aus dem Gesicht strich und mich auf die Stirn küsste.
»Und morgen?«
»Ja.« Ich lachte, als seine Lippen zu meiner Nasenspitze wanderten.
Monate zuvor, nach der Hochzeit von Joan und Jim, hatte Luc mich in dieser abgeschiedenen Bucht zum ersten Mal in die Arme genommen. Die schönsten Erinnerungen meines Lebens waren mit dieser friedlichen, zauberhaften Insel verbunden.
»Und am Montag, wenn ich wieder nach Frankreich fliege?«
»Schwer zu sagen«, sagte ich. » Au revoir, mon amour .«
»Am Dienstag?«, fragte er und schlang dabei seine Beine um meine eigenen, während das seichte Wasser unsere Füße umspielte.
»Vielleicht.«
»Nur vielleicht? Da habe ich ja bis zu meinem Abflug noch ein hartes Stück Arbeit vor mir.«
Ich umarmte ihn, und wir küssten uns immer und immer wieder. Dann zog ich ihn auf die Beine und führte ihn den Hügel hinauf zu meiner Außendusche. Ich wollte den Sand abspülen - und etwas von dem Schmutz, der wegen meines Jobs immer an mir haftete.
»Komm, Luc«, sagte ich. »Das Spiel geht los.«
Danksagung
Die ersten Bücher, an die ich mich aus meiner Kindheit erinnere, sind die, aus denen mir meine Mutter abends vor dem Schlafengehen vorlas. Die abgegriffenen Bände mit den Gedichten von Robert Louis Stevenson und A. A. Milne und den Geschichten von Beatrix Potter
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