Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
hatten.
»Minervas Vater ist auch Ihr Vater«, sagte ich. Ich hörte, wie er erschrocken Luft holte. Sein Brustkorb hob und senkte sich an meinem Rücken. »Sie sind auch ein Hunt. Wir haben einen DNA-Beweis.«
Mike umklammerte seine Waffe mit beiden Händen und zielte auf die Stelle, auf die sich Forbes mit Minerva zubewegte. »Die verdammte Landkarte steht Ihnen zu. Sie hätten keinen Mord dafür begehen müssen.«
Es wäre der falsche Zeitpunkt gewesen, um Mike in Bezug auf die juristischen Feinheiten zu korrigieren. Alger Herrick würde jetzt gewiss nicht vor Gericht ziehen, um seine Ansprüche auf das Hunt-Vermögen anzumelden.
»Ich habe niemanden umgebracht, Sie Narr«, sagte Herrick und zerrte mich tiefer in die Dunkelheit, weg von Mike. »Er war’s. Er ist der Mörder.«
In diesem Moment hörte ich ein Klopfen aus der Richtung, in der sich der Einstieg befand. Wahrscheinlich war Mercer mit der Verstärkung da, aber Herrick musste den Zugang von innen verriegelt haben.
»Ich gebe Ihnen drei Sekunden, um Minerva freizulassen«, sagte Mike und näherte sich Travis Forbes und seiner Geisel. »Wenn Sie sie töten, sind Sie ein toter Mann.«
Alger Herrick hörte den Aufruhr. »Lass sie gehen, Forbes. Lauf, so schnell du kannst, zum anderen Ende. Dort ist eine Treppe, genauso wie die, auf der wir hereingekommen sind. Bring das Buch in Sicherheit. Man wird dich für einen Polizisten halten. Marschier einfach an ihnen vorbei.«
Es war durchaus denkbar, dass Forbes in seiner falschen - oder geklauten - Uniform im allgemeinen Trubel nicht weiter auffiel. Es war mir egal. Es war mir egal, ob die fehlenden Teile der seltenen Landkarte für immer verloren waren. Ich wollte nur raus aus dieser Hölle, zusammen mit Mike, und zwar lebend.
Travis Forbes wurde unruhig wie ein Tier im Käfig. Herrick würde ihn als Mörder von Tina und Karla hinhängen und behaupten, er habe nichts von der Gewaltbereitschaft seines jungen Komplizen gewusst. Vor den Geschworenen würde es keinen Unterschied machen, aber Herrick meinte wohl, damit seinen Kopf retten zu können.
Mike verringerte den Abstand zu Forbes. »Sie wollen jemanden aufschlitzen, Forbes? Dann los. Fangen Sie doch bei sich selbst an. Schlitzen Sie sich die Kehle auf.«
Mir war, als hätte ich aus den Augenwinkeln einen Lichtschimmer am anderen Ende des Raums gesehen.
Ich blickte noch einmal zu den Gängen der Grabkammer, aber dort war alles finster.
Hatte sich da wirklich etwas bewegt, oder spielte mir mein Hirn vor lauter Angst einen Streich? In dieser moderigen, stickigen Gruft fiel mir das Atmen immer schwerer. Ich wusste, dass vielleicht keiner von uns lebend hier rauskommen würde.
Plötzlich hörte ich Travis Forbes laut aufstöhnen. Er riss Minerva Hunt hoch und stieß sie mit Wucht in Mikes Richtung. Mit ihren auf dem Rücken gefesselten Händen konnte sie den Sturz nicht abfangen.
Mike fiel die Waffe aus der Hand, als er erfolglos versuchte, Minerva aufzufangen. Als sie mit ihrem ganzen Gewicht auf ihn prallte, verlor er das Gleichgewicht.
Forbes rannte in die von Herrick angegebene Richtung. Auch Alger Herrick bewegte sich jetzt schneller, wobei er mich mitzerrte, während Mike sich unter Minerva Hunt hervorkämpfte.
Ich erstickte fast in dem durch das Gerangel aufgewirbelten Staub. In meiner Panik brachte ich den Husten nicht unter Kontrolle.
»Forbes«, schrie Herrick. »Bist du dort?«
Ich hörte seine Schritte verhallen und griff in meine Tasche, um mir ein Taschentuch vor den Mund zu halten. Stattdessen ertastete ich den schweren, chloroformgetränkten Baumwolllappen, der den Friedhofswärter außer Gefecht gesetzt hatte.
»Halt!«, flehte ich Alger Herrick an. »Ich bekomme keine Luft.«
Er gab mir mit der Rechten einen Schlag gegen den Kopf, sodass es mir vor den Augen flimmerte. »Sie kommen mit. Los, weiter.«
Ich hörte, wie Mike zu Minerva sagte: »Ich komme zurück und hole Sie. Es wird alles gut.«
Er musste aufgestanden sein und seine Waffe wieder an sich genommen haben. Er würde uns folgen.
In dem Moment hörte ich einen dumpfen Knall aus der Richtung, in die Travis Forbes gelaufen war.
»Forbes?«, rief Herrick wieder. »Hast du die Treppe gefunden?«
Keine Antwort.
Die Stille schien Herrick zu irritieren. Vielleicht dachte er das Gleiche wie ich - dass Forbes den Ausstieg erreicht und den Deckel hinter sich zugeschlagen hatte.
Ich wand meinen Arm aus Herricks Schraubstockgriff, woraufhin er mich gleich wieder an sich
Weitere Kostenlose Bücher