Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
klaffende Halswunde von Tina Barr.
Minerva Hunts Augen waren vor Angst weit aufgerissen, und sie blickte voller Panik zwischen Travis Forbes’ Hand und einer Stelle hinter mir hin und her.
Ich drehte mich um, sah aber nur die Silhouetten der massiven Steinsärge und Schieferplatten.
Travis zog Minerva am Arm, um sie zum Aufstehen zu bewegen. »Her mit der Waffe, Detective, oder ich schneide ihr die Kehle durch.«
»Haben Sie schon bekommen, was Sie wollten?«, fragte Mike. »Bevor sie das goldene Ei gelegt hat, werden Sie die Frau ja wohl kaum töten.«
Abermals zuckte Minerva Hunts Blick von Forbes zu der Treppe, über die wir gekommen waren. Ich drehte mich erneut um, in der Hoffnung, Mercer mit der Verstärkung zu sehen, aber es war niemand dort.
»Machen Sie es sich bequem, Mr Chapman«, sagte Forbes und schob die zu Tode verängstigte Frau zwischen
sich und Mike. Sollte Mike vorgehabt haben, auf Forbes zu schießen, hatte er seine Chance verpasst.
»Ms Hunt und ich müssen jetzt gehen«, sagte Forbes und schubste Minerva vor sich her. »Wir haben unser Gespräch noch nicht beendet. Suchen Sie sich eine Totenbank und ruhen Sie sich aus, während wir uns an einem ruhigeren Plätzchen unterhalten.«
Minerva blickte wieder zur Treppe und riss dann den Kopf nach hinten, als ich die Klappe zufallen hörte.
Dieses Mal richtete auch Mike den Strahl seiner Taschenlampe in die Richtung. Vor der dunklen Mauer blitzte Alger Herricks Chromhaken auf.
46
»Auf der anderen Seite ist ein zweiter Ausstieg, Forbes«, sagte Alger Herrick und kam die Stufen herunter. »Bring sie dorthin. Hier draußen ist noch ein Detective.«
Forbes ließ Mikes Waffe nicht aus den Augen und versuchte Minerva von uns wegzuzerren. Er hatte einen Rucksack umgeschnallt, der oben offen war und aus dem ein Buch von der Größe eines Doppelfolios herausragte.
»Beeil dich, Forbes.«
»Ich will seine Waffe.«
»Da weiß ich was Besseres«, sagte Herrick und trat hinter mich. »Wir nehmen uns seine Begleiterin.«
Mike zielte auf Herrick, aber es war zu spät. Der Mann war bereits bei mir und griff mit der kalten Stahlprothese nach meinem Unterarm.
Ich versuchte ihn abzuschütteln. »Lassen Sie mich los. Ich komme freiwillig mit.«
Er presste mich an sich und lavierte mich wie ein Schutzschild zwischen sich und Mike um die zentrale Grabkammer herum zu einem parallel verlaufenden Lehmpfad, der nur wenige Zentimeter an Minerva Hunt und Travis Forbes vorbeiführte.
»Schieß, Mike!«, schrie ich. »Schieß auf Forbes!«
Das Verlies dieser unterirdischen Kammer roch nach Tod.
Forbes ließ ein lautes, kehliges Lachen hören. Was machte Mercer da oben bloß, dass er uns nicht hören konnte? Wahrscheinlich half er, den Verletzten in den Krankenwagen zu laden.
Hunt versuchte zu sprechen - aber vielleicht weinte sie auch. Durch den Knebel drangen nur gedämpfte Laute.
Herrick bog um die Ecke, und ich sah zum ersten Mal, dass die Deckplatte der Gruft mit der Nummer 65, auf dem der Name Jasper Hunt II. stand, entfernt worden war. Überall lagen Bücher verstreut. Der alte Exzentriker hatte tatsächlich seine geliebten Schätze mit ins Grab - in sein erstes Grab - genommen.
Minerva Hunt hatte den beiden direkt in die Hände gespielt, indem sie darauf vertraut hatte, dass Travis Forbes ihr bei der Suche nach den fehlenden Stücken der kostbaren Landkarte helfen würde. Sie war ein Opfer desselben Doppelspiels geworden, das auch Tina Barr zum Verhängnis geworden war.
»Kommen Sie doch hier rüber, Detective.« Herrick trieb mich zur Eile; er wusste, dass bald Verstärkung kommen würde. »Hier ist noch ein freier Platz. Mehrere freie Plätze sogar.«
Mike würde seine Waffe nicht hergeben, aber Herrick
schien zuversichtlich, dass er keinen Gebrauch davon machen konnte, solange Minerva und ich als Schutzschilder dienten.
»Schleif sie einfach hinter dir her, wenn du sie nicht tragen kannst«, rief Herrick Forbes zu. »Wenn er sie erschießt, läufst du einfach weiter. Wir verschwinden mit dem, was wir haben.«
Herrick war bereit, Minerva Hunt zu opfern, wahrscheinlich in der Überzeugung, dass sie ihm nicht mehr nutzen konnte.
»Minerva ist Ihre Schwester«, schrie ich, so laut ich konnte. »Lassen Sie sie gehen, verdammt noch mal. Sie ist Ihre leibliche Schwester.«
Alger Herrick blieb wie angewurzelt stehen und packte mich unwillkürlich fester. Ich zuckte vor Schmerz zusammen, wusste aber, dass ihn meine Worte getroffen
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