Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
seinem Kneipenjob machte«, sagte Mike. »Es muss Herrick gewesen sein, der uns beim Abtransport der Leiche zugesehen hat. Und der daraufhin Tinas Handynummer wählte und uns auslachte.«
Die Geschworenen würden das genauso widerlich finden wie ich damals.
»Nur die Haushälterin spielt bei all dem keine Rolle«, sagte ich. »Karla Vastasi.«
»Das muss Minervas Schuld sein«, sagte Mike. »Ist Minerva im Krankenhaus, Loo?«
»Ja.«
»Lassen Sie mich zu ihr, sobald sie vernehmungsfähig ist. Auf Minervas Anweisung hin hatte sich Karla gekleidet wie sie und ein gefälschtes Kartenstück in ihrer Umhängetasche. Da Travis Minerva nicht kannte, glaubte sie ihn damit täuschen zu können«, sagte Mike.
»Ich wette, es war Eddy Forbes«, sagte ich.
»Ich verstehe, was du meinst. Du glaubst, Eddy hat zusammen mit Travis in Barrs Wohnung gewartet. Eddy wusste, dass die Dame in Schwarz nicht Minerva war und das Kartenstück eine Fälschung. Ab da ging die ganze Sache schief.«
»Karla sah, dass Tina noch etwas anderes in der Wohnung zurückgelassen hatte - das edelsteinverzierte Psalmenbuch«, sagte ich. »Das Tina aus Talbots Schlafzimmer geklaut hatte. Also wollte Karla es ihrer Chefin mitbringen und klammerte sich buchstäblich mit letzter Kraft daran. Einer der Forbes-Brüder drehte durch und gab ihr mit dem Gartenornament eins über den Schädel.«
Alles fügte sich nahtlos zusammen - wie die Einzelteile der großen Weltkarte von 1507.
»Sie gehen jetzt besser schlafen, Alex«, sagte der Lieutenant. »Battaglia will uns alle morgen Vormittag um zehn Uhr in seinem Büro sehen.«
»Aber pass auf, dass du’s dir hier nicht zu bequem machst«, sagte Mike und fuhr mit dem Arm über die Sofarückseite. »Wenn du dich länger nicht rührst, stecken sie dich noch in einen Sarg.«
»Mach mir ein besseres Angebot«, sagte ich, als Mercer mir aufhalf.
»Dieser Friedhof hat mir Appetit auf Frischluft gemacht. Wollen wir nicht ein Stück zu Fuß zur nächsten Kneipe gehen? Ich könnte einen Drink aus einem echten Glas gebrauchen.«
Ich dankte dem jungen Cop, der mit dem Plastikbecher Scotch zurückgekommen war. »Geben Sie das dem Lieutenant. Ich habe eine Verabredung.«
Auf dem Gehsteig vor dem Bestattungsinstitut hakte ich mich bei Mike und Mercer unter. Ich nahm ein paar tiefe Atemzüge in der kühlen Oktoberluft und zog dann mit meinen Freunden hinaus in die Nacht, um das Ende unserer Mörderjagd zu begießen.
48
»Das ist doch keine Art, den Samstagabend zu verbringen«, sagte Luc genau eine Woche später, als er von seiner Reise zurückkam. »Ich kann es nicht zulassen, dass du diesen hervorragenden Wein zu Popcorn vor dem Fernseher trinkst.«
»Das ist weit besser als das, was ich in der letzten Woche gemacht habe. Wenn du mir jetzt auch noch sagst, dass du keine Lust hast, mit mir das World-Series-Spiel
der Yankees anzusehen, dann könnte das ein echter Trennungsgrund sein.«
Wir waren am Vormittag nach Martha’s Vineyard geflogen, nachdem die Ermittlungen um das Drama der letzten Woche abgeschlossen waren.
Travis Forbes wurde der Morde an Tina Barr und Karla Vastasi angeklagt. Gegen seinen Bruder Eddy wurde ebenfalls Anklage erhoben, und zwar wegen Beihilfe zum Mord - was sich mithilfe von Handyunterlagen und Kreditkartenquittungen für Benzin und Essen belegen ließ.
Obwohl Battaglia keine Strafmilderung in Aussicht gestellt hatte, hatte Travis Alger Herrick als Mittäter in dem tödlichen Komplott um die zwölf Teile der unschätzbaren Karte verpfiffen. Die Detectives hatten wasserdichtes Beweismaterial gegen den Engländer zusammengetragen, bei dem es sich tatsächlich um den unehelichen Sohn von Jasper Hunt III. handelte.
Luc und ich waren zum Sonnenuntergang von meinem Haus in Chilmark ans Wasser hinuntergegangen und tranken genüsslich den gekühlten Corton-Charlemagne, den er mitgebracht hatte. Am Nachmittag hatten wir uns geliebt, langsam und ohne jede Ablenkung, und ich hatte eins seiner Hemden übergezogen, um mich in den Sand zu legen und meine Füße vom kalten Wasser des Menemsha-Teichs umspülen zu lassen.
Luc war zum Einkaufen gefahren, während ich unruhig vor mich hindöste, wobei mir ständig die Bilder des letzten Falls durch den Kopf gingen.
»In Larsen’s Fish Market sah alles merveilleux aus, Liebling. Ich habe uns diese fantastischen kleinen Jakobsmuscheln mitgebracht«, sagte er.
»Die mag ich besondern gern.«
»Zitrone, Knoblauch, Fettuccine.«
Ich sah ihn an und
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