Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Cooper. Feilschen, Fragen stellen und hart verhandeln. Das liegt in meiner Natur. Diesen alten Geiern muss Eddy einfach nur einflüstern, dass irgendein Tunichtgut aus der vierten Generation das Familienvermögen verschleudert hat und sich von den Kronjuwelen trennen muss. Natürlich alles unter dem Mantel der Verschwiegenheit, weil jede dieser Dynastien ihre schwarzen Schafe hat und womöglich selbst einmal so endet. Da muss man zusammenhalten. Diese Bibliotheksstücke zusammenzutragen, zu erben und an den Mann zu bringen ist mit einem enormen Maß an Geheimhaltung verbunden.«
    »Geheimhaltung?«, fragte ich.

    »Im Antiquariat bedeutet Wissen Macht. Das Wissen, wo und in wessen Händen sich die Bücher - beziehungsweise Atlanten oder Landkarten - befinden. Wissen ist Geld. Und unzählige Stücke, die sich seit Generationen in Familienbesitz befinden, sind nicht einmal versichert. Bei den heutigen Preisen wäre das auch gar nicht möglich. In den großen Privatsammlungen der Welt sind Objekte inventarisiert, die seit Jahrzehnten niemand zu Gesicht bekommen hat, sodass man nicht weiß, was aus ihnen geworden ist«, sagte Krauss und legte den Zeigefinger an die Lippen. »Daher riet ich Tina Barr zur Vorsicht.«
    Ich mochte Jonah Krauss nicht, und er spürte es.
    »Wo waren Sie gestern Nachmittag? Und gestern Abend?«, fragte Mike.
    »Ist das Ihr Ernst? Ich fasse es nicht. Ich hatte bis halb sieben eine Besprechung in unserem Konferenzzimmer. Britney kann Ihnen die Namen aller Anwesenden geben. Dann hat mich mein Fahrer abgeholt und in die Bronx gebracht. Ist das ein Verbrechen?« Krauss griff ihn die Tasche seiner Trainingsjacke und entnahm ihr das flachste Handy, das ich je gesehen hatte. Er drückte auf ein Symbol und auf Zoom. »Sehen Sie selbst, Detective. Ich war mit meinen Jungs im Yankee-Stadion. Bis zum bitteren Ende.«
    »Tolle Plätze«, sagte Mike und reichte mir das Gerät. Krauss hatte Schnappschüsse von seinen beiden Jungs gemacht, in seiner Box, direkt über der Spielerbank.
    Ich gab ihm das Handy zurück, und er reckte beide Arme in die Luft. »Wer hat Sie wirklich hergeschickt? Einige Mitglieder des Kuratoriums hassen mich wohl wie die Pest und wollen mich in einen Mordfall verwickeln.«

    »Wer hasst Sie?«, fragte Mercer. »Und warum?«
    »Um Ihnen diese Frage zu beantworten, habe ich heute wirklich keine Zeit.«
    »Stellen Sie Ihre Tasche hin, Jonah, und setzen Sie sich«, sagte Mike. »Versuchen Sie’s.«
    Krauss blieb stehen. »Wenn Sie eine Ahnung hätten, was in der New York Public Library - in den meisten Bibliotheken - abgeht, würden Sie das Ausmaß der Feindseligkeiten verstehen, Detective. Von außen gesehen wirkt alles so akademisch und freundlich, aber hinter verschlossenen Türen werden wahre Kämpfe ausgetragen.«
    »Worüber?«
    »Erst einmal über die Zukunft der Bibliothek. Was, meinen Sie wohl, ist heutzutage das größte Problem?«
    »Die Finanzierung«, sagte ich. »Das Geld, um so eine Einrichtung -«
    »Wir stecken Geld in Hülle und Fülle hinein, Ms Cooper. Das Problem ist: Wer braucht in zehn Jahren noch eine Bibliothek?« Krauss fauchte mich regelrecht an. »Seit Jahren sinken die Besucherzahlen, nicht nur in New York, sondern weltweit. Vor allem in Forschungsbibliotheken wie unserer. Der Computer und das Internet sind unser Untergang und machen uns überflüssig. Nach konservativen Schätzungen laufen fünfundneunzig Prozent aller wissenschaftlichen Recherchen erst mal über Google.«
    »Aber die seltenen Bücher in den Forschungsbibliotheken sind einzigartig«, sagte ich.
    »Und früher oder später sind sie alle digitalisiert. Unsere Bibliothek besitzt über dreiundfünfzig Millionen Objekte und schon jetzt sind Hunderttausende davon im Internet verfügbar. Wie bleiben wir da noch relevant? Was ist, wenn wir zu einem ollen Büchermuseum
verkommen? Das sind nur einige der Themen, über die wir uns in die Haare kriegen.«
    »Wo stehen Sie in diesen Auseinandersetzungen?«
    »Ich versuche, die Dinosaurier vorwärts zu bewegen. Das ist mit ein Grund für ihre Animosität. In zehn Jahren wird Google fünfzehn Millionen unserer Werke digitalisiert haben. Ich bin absolut dafür, die großen Bibliotheken der Welt zu scannen. Warum sollte man sich nicht zu Hause in Dubuque am Laptop ansehen können, was wir haben?«
    »Weil es etwas ganz anderes ist, das Buch tatsächlich in den Händen zu halten.« Ich dachte an meine eigenen Recherchen in dem tollen Lesesaal. »Coleridge und

Weitere Kostenlose Bücher