Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
unterscheiden, Samuel Johnson nicht von Samuel Pepys. Aber ich lerne schnell.«
Er blieb vor einem Regal stehen, auf dem ein offenes Buch in einer Buchwiege lag. Daneben standen zwei weitere dazu passende Bände. Er reichte sie Mike und mir, um sie von uns bewundern zu lassen. Jeder Band war in schwarzes Leder gebunden und mit Perlmutteinlagen verziert. »Sind sie nicht wunderschön?«
Die mit kunstvoll verschlungenen Blumenmustern verzierte silberne Schrift verriet uns, dass wir Charlotte Brontës Jane Eyre in der Hand hielten. »Drei Bände von 1847. Die Bibliothek besitzt auch einen Satz, allerdings ohne Einlegearbeiten. Sie hat sogar den Schreibtisch, den Bronté auf Reisen benutzte.«
Seine Begeisterung schien echt zu sein, und es lag ihm offensichtlich an unserer Wertschätzung seiner Sammlung.
»Haben Sie auch Atlanten?«, fragte Mike.
»Dafür habe ich nichts übrig«, sagte Jonah Krauss. Er sah, dass Mercer gerade auf der anderen Seite des Raums ein Buch aus einem Regal ziehen wollte. »Halt, das nicht, Detective. Einige der Seiten haben sich gelöst.«
»Entschuldigung.« Mercer stellte das Buch zurück auf den Ständer und las laut den Titel vor. »Sieht nach einem alten Untersuchungsbericht aus. Es geht um einen Prozess in England im Jahr 1828 gegen den Mörder Aaron Keyes.«
Krauss wirkte nervös. Er ging zu Mercer und legte seine Finger auf die geöffnete Seite. »Es ist, hm … etwas anders.«
»Wie anders?«, fragte Mercer.
»Es … es ist ein anthropodermischer Einband, Mr Wallace. Extrem selten und kaum mehr zu finden.«
»Anthropodermisch?«, fragte Mike. »Coop, hilf mir. Was heißt das?«
»Keine Ahnung.«
»Der Einband ist aus Menschenhaut gemacht.« Jonah Krauss verschränkte die Arme und sagte mit leiser Stimme: »Dieser Untersuchungsbericht ist in die Haut des Mörders eingebunden, Detective.«
Mike senkte den Kopf. »Recht viel gruseliger geht’s nicht mehr.«
»Aaron Keyes hatte auf dem Land ein junges Mädchen vergewaltigt und umgebracht. Er wurde zum Tod durch Erhängen verurteilt, und danach wurde seine Haut gegerbt und für diesen Einband verwendet.«
»Menschenhaut?«, sagte Mike. »Das ist kein Witz?«
»Nicht im Geringsten, Detective. Die meisten Bibliotheken wollen solche Bücher natürlich nicht - obwohl Harvard auch ein paar davon hat -, aber viele Privatsammler schon. Einbände aus Menschenhaut sind ein sehr spezialisierter Markt. Und nicht jedermanns Sache.« Krauss ging zurück an seinen Schreibtisch und entblößte erneut seine strahlend weißen Zähne. »Nicht so ernst, Leute. Es ist die Haut des Mörders und nicht die des toten Mädchens.«
Mike Chapman fand das nicht lustig. »Wie Sie schon sagten, Mr Krauss: Die Bibliothek ist das Spiegelbild ihres Besitzers.«
25
»Das ist doch krank«, sagte Mike, als Krauss hinausging, um seinen Piloten durch Britney eine neue Startzeit zu übermitteln.
»Aber es macht ihn noch nicht zum Mörder«, sagte Mercer.
»Entschuldigung«, sagte Krauss, als er zurückkam. »Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein?«
»Kommen wir noch mal auf Ihr letztes Gespräch mit Tina Barr zurück - sie hatte Sie also nach dem Konsortium gefragt, das auf der Suche nach der Karte gewesen war«, sagte Mike.
»Ich hatte ihr nichts weiter zu sagen.« Krauss packte ein paar Ordner in einen Aktenkoffer aus weichem Leder. »Ich habe ihr gesagt, dass die Sache ein Flop war, okay? Ich wollte nicht, dass sie sich mit den falschen Leuten einlässt, und riet ihr, sich vorzusehen.«
»Vor wem? Den falschen Leuten? Alger Herrick? Minerva Hunt? Oder Minervas Vater? Für den hat Tina zuletzt gearbeitet.«
»Als sie mich damals ansprach, war ich, offen gesagt, besorgt, dass sie Eddy Forbes auf den Leim gegangen sein könnte. Er kann sehr verführerisch sein.«
»Sie glauben, dass er privat an Tina interessiert war?«, fragte ich.
Jonah winkte ab. »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Er war ein Genie, wenn es darum ging, die größten Sammler übers Ohr zu hauen. Er hatte seine eigene Galerie und eine Handvoll reicher Kunden, die seinem Urteil blind vertrauten. Forbes war so gerissen, dass er die Sammler dazu brachte, den Bibliotheken wichtige Werke zu schenken, und sobald die Transaktion abgeschlossen war, bediente er sich an genau diesen Schätzen.«
»Machen sich die Leute denn nicht die Mühe, die Provenienz zu ermitteln, bevor sie eine seltene Karte des sechzehnten Jahrhunderts kaufen?«
»Ein Mann wie ich handelt gern, Ms
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