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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
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dir?«
    »Jetzt bist du dran, Coop. Du kannst doch so gut mit alten Herren.«

    »Vater, ich glaube, es ist Zeit für deinen Mittagsschlaf.«
    Ich ging zu Jasper Hunt und kniete mich neben Fortitude, die sich aufrichtete und an meinem Bein rieb. Ihr buschiger Schwanz kitzelte mein Gesicht, bevor sie auf dicken Samtpfoten wie eine kleine Löwin über den Teppich schlich.
    »Schließ mich nicht aus, Minerva. Wer ist diese nette junge Dame? Kennen wir uns?«
    Ich nahm seine ausgestreckte Hand, als er meine Wange berühren wollte. »Ich heiße Alexandra Cooper, Mr Hunt. Ich bin Anwältin. Staatsanwältin.«
    »Bravo, Sie sorgen also für Recht und Ordnung.«
    »Wir bemühen uns, Mr Hunt.«
    Mercer versuchte, Tally aus dem Zimmer zu dirigieren, aber er rührte sich nicht vom Fleck.
    »Haben Sie meine Babys schon kennengelernt?«
    »Patience und Fortitude«, sagte ich. »Sie sind wunderschön.«
    »Sie sind klug, junge Dame. Nicht nur schön. Sie haben mir nie auch nur den geringsten Ärger bereitet. Das Einzige, was sie für ihre Treue verlangen, ist ein wenig Futter.«
    »Können Sie ein paar Minuten mit mir sprechen, Mr Hunt, oder sind Sie zu müde?«
    Er starrte auf Patience, und ich drehte mich zu dem Quartett hinter mir um. Minerva und ihr Bruder schienen wie versteinert vor Angst, Jasper könne wertvolle Familiengeheimnisse preisgeben.
    »Ich bin immer müde. Aber ich unterhalte mich gern mit jungen Damen.«
    »Wir kommen gerade von der Public Library. Wir wissen, wie großzügig Sie die Bibliothek im Laufe der Jahre unterstützt haben.«

    »Ich hatte selbst mal eine wunderbare Bibliothek. Hier in dieser Wohnung. Es ist alles weg, von Dieben geplündert.« Hunt reckte seinen krummen Zeigefinger in die Höhe.
    »Das stimmt nicht, Vater. Ich zeige Ms Cooper gern unsere Bibliothek«, sagte Tally. »Es ist eine außergewöhnliche Sammlung, wie Sie sich gewiss vorstellen können.«
    Hunt griff nach meiner Hand. »Gestern habe ich einen langen Spaziergang im Park gemacht - im Central Park. Kennen Sie ihn? Ich habe nicht mehr nach Hause gefunden. Es war beängstigend. Ich bin gelaufen und gelaufen und habe trotzdem nicht aus dem Park herausgefunden.«
    »Nicht aufregen, Vater.« Minerva trat neben uns. »Das hast du nur geträumt. Du warst schon seit Jahren nicht mehr im Park.«
    »Sie sagten, Ihr Name ist Alice?«
    »Fast, Sir. Alex. Alexandra.«
    »Haben Sie jemals Alice kennengelernt?«
    »Entschuldigung?« Ich sah Minerva fragend an.
    »Alice Liddell. Das Mädchen, für das Alice im Wunderland geschrieben wurde. Mein Großvater war regelrecht besessen von dem Kind - oder vielleicht auch von dem Buch. Das war jetzt wohl wieder Papas Langzeitgedächtnis.«
    »Soll ich mit Alice wiederkommen?«, fragte ich ihn. »Mit dem Buch? Und Ihnen daraus vorlesen?«
    Warum nur tauchte im Laufe unserer Ermittlungen immer wieder dieses Kinderbuch auf?
    Jasper Hunt lächelte mich an. »Das würde mir gefallen.«
    »Erinnern Sie sich an eine junge Frau namens Tina? Tina Barr?«

    Er schloss die Augen und wiederholte den Namen mehrere Male, als würde er eine bröckelnde Speicherbank danach durchsuchen.
    »Kennen wir sie, Minerva?«, fragte er.
    »Ja, Vater. Die nette junge Frau, die dir mit deinen Büchern geholfen hat. Sie hat die Sammlung katalogisiert und einige deiner Melville-Bücher restauriert.«
    »Wenn meine Tochter das sagt, muss ich sie wohl kennen. War das Ihre Frage?« Er sah wieder mich an.
    »Erinnern Sie sich daran, mit ihr gesprochen zu haben?«
    Er schloss die Augen und schüttelte zwei, drei Mal den Kopf.
    »Wussten Sie, dass sie weggegangen ist, um für Alger Herrick zu arbeiten?«
    »Herrick? Ein echter Glückspilz«, sagte Hunt. »Ich dachte mal, dass er und Minerva ein gutes Paar abgeben würden. Sie war anderer Meinung, nicht wahr, Liebes?«
    Minerva Hunt gackerte wie eine Hexe. »Gut, dass du dich wenigstens daran noch erinnerst.«
    »Was ist aus Alger geworden? Ist er noch hier?«
    »Er hat ein wundervolles Apartment hier in New York, Mr Hunt«, sagte ich. »Voll mit den schönsten Landkarten.«
    »Landkarten kann man nicht lesen, junge Dame«, sagte er fast vorwurfsvoll. »Man kann sie nicht wie Bücher in die Hand nehmen oder über den Einband streichen, das Pergament oder Papier berühren. Ich mache mir nichts aus Landkarten. Das ist Herricks Sache, nicht meine.«
    »Tally hat mir erzählt, dass Ihr Vater eine Landkarte besaß.« Ich blickte zu Talbot Hunt, während ich mich dem Thema zu nähern versuchte.

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