Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
eine heftige Kontroverse gegeben, als Sotheby’s eine kurz zuvor entdeckte Gruppe von neunzehn Stichen derselben - ungebundenen - Arbeit einzeln versteigert hatte.
»Das stimmt, Ms Cooper. Wenn Sie das wissen, dann ist Ihnen sicher auch bekannt, dass es einige Millionen mehr wert ist als das Gebetbuch.«
»Und die Bibliothek ist jetzt im Besitz dieser Aquarelle?«
»Die Berg-Sammlung der Bibliothek hat einen Blake-Schwerpunkt. Sie wollten es schon lange und haben meinen Vater angefleht, es ihnen zu geben. Das Buch ist bereits in ihren Händen, es darf aber - auf Vaters Anweisung hin - erst nach seinem Tod gezeigt werden, um Kontroversen über die Transaktion zu vermeiden.«
Schritte im Flur kündigten Minervas Rückkehr an.
Sie eilte festen Schrittes an mir vorbei und verpasste ihrem Bruder eine schallende Ohrfeige.
»Wenn du dich auch nur einmal um deinen Vater gekümmert hättest, wüsstest du, dass jedes Zimmer eine Sprechanlage hat, damit die Schwestern ihn hören können, wenn er sie ruft«, sagte sie. »Worum hast du mich noch betrogen, du egoistisches Schwein? Worum noch außer um dieses wertvolle kleine Buch?«
28
Mike stand auf und trat zwischen die beiden Kampfhähne. »Keine Geheimnisse mehr, Mr Hunt. Wie es aussieht, hat Ihre Schwester Sie dieses Mal erwischt. Wann ist das Psalmenbuch aus Ihrem Haus verschwunden?«
»Fragen Sie seine Frau, Detective. Wahrscheinlich hat sie es zu einem Secondhandladen gebracht, zusammen mit diesen schrecklichen Sachen, die sie Kleidung
nennt. Die hätte doch jeden Edelstein einzeln abgerupft, wenn es möglich gewesen wäre.«
»Vor ungefähr drei Wochen«, sagte Talbot Hunt. »Und lass gefälligst Josie aus dem Spiel, Minerva.«
»Sie ist draußen, Tally. Schon immer gewesen. Vater verachtet sie. Stellen Sie sich das vor, Detective, für Talbot Hunt hat sie ihren Mann verlassen, einen Pfarrer, arm wie eine Kirchenmaus. Wenn das nicht wahre Liebe ist!«
»Warum haben Sie den Diebstahl nicht angezeigt?«
»Das können Sie sich doch denken, oder? Es konnte nur ein Insider gewesen sein - jemand, der wusste, welchen persönlichen Wert das Buch für mich hatte. In der Wohnung war sonst alles noch an seinem Platz. Ich dachte an eine Erpressung und rechnete damit, dass man mich beizeiten kontaktieren würde. Ich kann ja wohl schlecht einen Diebstahl anzeigen, wenn sich das Objekt nicht einmal rechtmäßig in meinem Besitz befindet. Das Psalmenbuch gehört theoretisch noch der New York Public Library .«
»Wo waren Sie zum Zeitpunkt des Diebstahls?«, fragte Mercer.
»Ich war … ich meine, wir waren« - Talbot korrigierte sich sofort, um seine Frau nicht erneut zur Zielscheibe von Minervas Spott zu machen - »wir waren in Millbrook.«
»Unser Familiensitz, Mr Wallace. Mein Urgroßvater hatte kurz vor seinem Tod ein Stück Land in Dutchess County gekauft. Auch mein Großvater hatte sich dort sehr gerne aufgehalten. Eine große Pferderanch«, sagte Minerva. »Aber nicht groß genug für uns alle auf einmal.«
»Lebt außer Ihnen und Ihrer Frau noch jemand in Ihrer Wohnung?«
»Die Kinder sind im College. Nur wir zwei. Und eine Haushälterin, aber sie war mit uns auf dem Land.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn sich ein paar Leute in Ihrem Beisein in der Wohnung umsehen?«
Talbot Hunt schnaubte unwillig. »Ich habe doch schon gesagt, dass es Wochen her ist. Natürlich kann es nicht schaden, aber was erwarten Sie sich davon?«
»Man kann nie wissen. Vielleicht finden wir eine Spur«, sagte Mike. »Wo genau haben Sie das Psalmenbuch aufbewahrt?«
Hunt sah seine Schwester an und schwieg.
»Haben Sie auch eine Bibliothek in Ihrer Wohnung?«
»Ja, aber dort hatte ich es nicht aufbewahrt.«
»Als ob mir das nicht scheißegal wäre, Tally. Los, sag’s ihm schon. Deine Bücher interessieren mich nicht.«
»Und warum hat man es dann bei der Leiche deiner Haushälterin gefunden?«, schrie er sie an. »Mit wem wolltest du dich dort treffen? Deinem Knastbruder Eddy Forbes?«
»Haben Sie schon mal eine Familie kennengelernt, in der es so viel schmutzige Wäsche zu waschen gibt, Mr Chapman? Wie gut, dass mein Bruder ein Waschweib geheiratet hat«, sagte Minerva. »Tally konnte das Buch nämlich nicht in seinem Safe aufbewahren - den im Ankleidezimmer -, weil die Kuh dort ihren Schmuck deponiert. Sie brauchen nicht schockiert zu sein, Ms Cooper. Vater nennt Josie immer die Kuh. Es passt wie die Faust aufs Auge.«
»Woher wissen Sie von dem Safe im Ankleidezimmer
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