Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
Geringsten verwirrt, Mr
Wallace. Er hat gelegentlich Probleme mit seinem Kurzzeitgedächtnis, aber er ist geistig durchaus zurechnungsfähig. Er versteht alles, was er verstehen muss - Sie brauchen ihm nur ein Dollarzeichen unter die Nase zu halten. Sie erinnern sich vielleicht: Mrs Astor wurde einhundertundfünf Jahre alt und hat in den letzten fünf Jahren vor ihrem Tod ihr Testament immer wieder geändert.«
»Deshalb wurde ja auch so lange vor Gericht über ihren Nachlass gestritten«, sagte ich. »Der Richter musste entscheiden, ob ihr Sohn die Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes dazu missbraucht hatte, die für die New York Public Library bestimmten Millionen in die eigene Tasche umzulenken.«
»Trotz ihres Vermögens lebte sie in Schmutz und Elend. Ihre Wohnung wurde geplündert und die meisten Bediensteten entlassen«, sagte Talbot Hunt. »Halten Sie mir keine Vorträge über den Zustand meines Vaters. Es ist Geld genug für alle da. Selbst für die bescheuerten Katzen.«
»Erzählen Sie uns von dem Psalter.« Mercer ging näher zu Talbot Hunt. »Wir wissen, welche Bedeutung er für Ihren Urgroßvater hatte. Aber wie ist er in Ihren Besitz gekommen?«
Er beantwortete unsere Fragen nur ungern, aber es war klar, dass er seinen Anspruch auf das wertvolle kleine Buch anmelden wollte.
»Eines möchte ich klarstellen, Detective. Sobald meine Schwester den Raum betritt, ist dieses Gespräch beendet.« Hunt blickte wütend zum Flur. »Das geht nur meinen Vater und mich etwas an. Minerva hat damit nichts zu tun.«
»Geht in Ordnung.«
Talbot Hunt wandte sich an Mercer. »Es ist noch
gar nicht so lange her, dass mein Vater instinktiv die Schrift an der Wand erkannt hat. Die anderen Kuratoriumsmitglieder besaßen die Unverschämtheit, einige wichtige Objekte zu verkaufen - Gemälde, Manuskripte, Archive von in Vergessenheit geratenen Autoren, Sachen in der Art.«
»Der Verkauf von Verwandte Geister .«
»Genau.« Abermals zog Hunt die Augenbrauen hoch, überrascht, dass die New Yorker Polizei so gut über Kunst und Literatur Bescheid wusste.
»Mein Großvater hatte dieses Gebetsbuch zum Andenken an seine Geburt sein ganzes Leben lang neben seinem Bett aufbewahrt - sowohl zu Hause als auch auf Reisen. Er wollte es der Bibliothek vermachen, damit man es dort genauso schätzte wie er. Hätte er geahnt, dass man es einlagern würde, hätte er es ihr nicht testamentarisch vermacht. Als Jonah und seine Verbündeten das Buch meistbietend verkaufen wollten, war mein Vater strikt dagegen.«
»War das die Person, auf die Ihr Vater vorhin anspielte?«, fragte ich. »Hat er mit dem ›Juden‹ Jonah Krauss gemeint?«
Talbot Hunt sah mich so prüfend an, als wollte er meinen genetischen Fingerabdruck erraten.
»Ja, ich bin Jüdin. Ich kann’s verkraften, Mr Hunt. War Jonah Krauss hier, um mit Ihrem Vater über die verschollene Karte zu reden?«
»Wahrscheinlich, Ms Cooper. Ich war mir dessen nicht bewusst. Ich weiß, dass er Jonah vom ersten Tag an verachtet hat. Stillos, neureich - Sie wissen schon, was ich meine.«
Vor allem jüdisch. Das war es, was Talbot Hunt meinte. »Also hat Ihr Vater einen Deal gemacht?«
»Ja.«
»Mit wem?«
»Mit Leland Porter, dem Präsidenten der Bibliothek.«
»Wie praktisch, dass Porter ausgerechnet dieses Wochenende irgendwo in der Äußeren Mongolei unterwegs ist«, sagte Mike.
»Zumindest vermute ich, dass Vater auf diesem Weg das Psalmenbuch zurückerhalten hat. Leland ist als Einziger in einer Position, die es ihm ermöglicht, auf dieser Ebene zu verhandeln.«
»Heißt das, Sie wissen es nicht genau?«
»Das Schlüsselwort des Tages lautet ›Transparenz‹, Mr Chapman. Aber hinter den Kulissen, wo viele dieser Transaktionen stattfinden, ist alles dicht.«
»Dicht wie Filz, wie wir sagen.«
»Mein Vater wollte mir das Psalmenbuch vermachen. Er sagte mir, er würde der Bibliothek im Austausch dafür ein anderes, noch wichtigeres Stück geben.«
»Und das wäre?« Mike sah mich an, um sich die Glaubwürdigkeit von Talbot Hunts Antwort von mir bestätigen zu lassen.
»Ein Buch mit Illustrationen - zwanzig recht makabren Aquarellen von William Blake aus dem Jahr 1805. Der Titel ist Entwürfe für Blairs Grab . Der Dichter hat ein Set der Gemälde für sich behalten und sie als Buch binden lassen. Einfach, aber beeindruckend - eine Betrachtung über Tod und Erlösung.«
»Das muss das einzige vollständige Set sein«, sagte ich. Es hatte erst vor einigen Jahren
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