Toedliches Versprechen
Rosen hatte sie bekommen. Er hatte sie im Ärztezimmer stehen sehen. Der Strauß war nicht zu übersehen. Groß und leuchtend, mitten auf dem Tisch. Er wartete im Schatten, bis sie endlich Feierabend machte und er sie nach Hause begleiten konnte.
Still stand er unter den alten Bäumen. Eine Fähigkeit, in der er es zu einiger Perfektion gebracht hatte. Er beobachtete zum Zeitvertreib den Mann, der auf dem Parkplatz nervös hin und her tigerte. Er war kein Penner, dafür war er viel zu gut gekleidet. Außerdem parkte an der Straßenecke sein Wagen; ein nicht besonders kleiner und unauffälliger Mercedes.
Griffins Gedanken wanderten zurück zu Nadine. Sie hatte sich nicht besonders viel Mühe gegeben, sich zu verstecken. Sie nannte sich jetzt Hannah, hatte aber nicht einmal ihren Nachnamen geändert. Nur ihr Studienfach hatte gewechselt. Sie war jetzt Ärztin. Schade, dass sie ihr Jurastudium abgebrochen hatte. Aus ihr wäre eine gute Anwältin geworden.
Die Tür zum Mitarbeitereingang öffnete sich und ein Mann trat in den gelben Lichtkegel. Der nervöse Typ erspähte ihn ebenfalls. Einen Moment schien er zu zögern, dann setzte er sich in Bewegung.
Griffin verfolgte, wie die beiden Männer durch die Reihen parkender Autos aufeinander zugingen. Fast waren sie auf gleicher Höhe, als der nervöse Typ plötzlich strauchelte.
Der andere ließ seine Aktentasche fallen, um ihm zu Hilfe zu eilen. Er fasste ihn am Arm und wollte ihm aufhelfen. Das leise Plopp eines Schalldämpfers drang den Bruchteil einer Sekunde später in Griffins Versteck. Der Mann aus dem Krankenhaus sackte in sich zusammen. Der Nervöse rannte davon, kurz darauf raste der Mercedes an den beiden alten Eichen vorbei. Interessant.
Griffin wandte sich mit einem Seufzen zum Gehen. Ein Mord passte nicht in seine Pläne. Innerhalb kürzester Zeit würde es auf dem Parkplatz vor Cops wimmeln. Heute war nicht der Tag, an dem er Nadine nach Hause begleiten würde.
*
Josh und Dominic trafen sich um vier Uhr morgens vor dem St. Josephs.
»Du siehst übel aus, Partner«, stellte Josh fest.
Dominic seufzte und fuhr sich durch seine unordentlichen, einen Tick zu langen Haare. »Ich war um kurz vor zwölf noch in der Sandwichbar. Ellie wollte ein Sandwich, aber keines, das ich ihr bereite. Nein, es musste von Tom March sein. Natürlich bekam sie danach Sodbrennen und musste außerdem innerhalb von zwei Stunden dreimal pinkeln. Ich schwöre dir, wenn das so weitergeht …«
Josh grinste, nahm seinen Thermobecher Kaffee aus dem Getränkehalter in der Mittelkonsole seines Wagens und reichte Dominic einen zweiten Becher, den er ihm in weiser Voraussicht mitgebracht hatte. Er musste sich keine ernsthaften Sorgen um ihn machen. Er hatte den Beginn der Beziehung zwischen seinem Partner und dessen Frau Elena miterlebt. Er hatte miterlebt, wie das Band zwischen den beiden immer fester geworden war, bis sie schließlich zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen waren. Dominic betete seine Frau an und war völlig verrückt nach seinem ungeborenen Sprössling. Er würde auch nach New York fahren, um belegte Brote für Elena zu holen, sollte sie je danach verlangen.
Dominic murmelte ein »Dankeschön« und nippte an seinem Kaffee. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg zwischen den immer noch gut gefüllten Parkreihen des Mitarbeiterparkplatzes zu Charlotte Connelly. Als ihre Schatten der Gerichtsmedizinerin das Licht der Scheinwerfer nahmen, die die Spurensicherung aufgestellt hatten, blickte sie auf und grüßte sie mit einem Nicken. »Darf ich vorstellen, Dr. Peter Swanson.«
»Der Liebhaber von Jessica Monroe?« Josh betrachtete das bleiche Gesicht des Toten. Er war zu Lebzeiten ein attraktiver Mann gewesen. »Verdammter Mist. Da war jemand schneller als wir.«
»Ihr hattet ihn auf dem Radar?«, wollte Charlie wissen.
»Wir hatten zumindest vor, ihn heute zu befragen. Er steckte gestern den ganzen Tag im OP und wir kamen nicht an ihn heran. Jetzt ist es zu spät.«
»Er liegt schon eine Weile hier. Todeszeitpunkt zwischen zweiundzwanzig und dreiundzwanzig Uhr. Wie es aussieht, könnte er durchaus mit dem gleichen Kaliber getötet worden sein wie Dr. Monroe. Genaueres wie immer nach der Obduktion.«
Dominic drehte sich langsam einmal um die eigene Achse und nahm die Örtlichkeit in sich auf. »Warum hat man ihn erst jetzt gefunden?«
Charlie zuckte die Achseln. »Die meisten Mitarbeiter der Nachtschicht stellen ihre Autos gegen zwanzig Uhr hier ab. Um
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