Toedliches Versprechen
sich bis zum Montag gedulden müssen, also konnten sie genauso gut nach Hause gehen.
»Vergiss nicht, morgen Abend bei mir aufzutauchen«, erinnerte Dominic ihn, bevor er seine Wagentür öffnete.
»Ach ja, der Kinderzimmeraufbau. Vergiss nicht, Bier kalt zu stellen .«
Dominic schnalzte missbilligend mit der Zunge und schob seine Pilotenbrille auf die Nase. »Hab ich jemals vergessen, das Bier kalt zu stellen ?«
Josh grinste. Vor ihm lag ein fantastischer Samstag. Erst ein Date mit Hannah und anschließend ein Männerabend mit Dominic und seinen Brüdern und Schwägern, getarnt als Kinderzimmermöbel aufbauen. Er war sich sicher, dass das Bier nicht zu knapp fließen würde und die Steaks, die auf den Grill wanderten, riesig und blutig sein würden.
*
Dass die Gegend, in der Nadines Wohnung lag, einer der schäbigeren Gegenden von Charlestown war, wusste Griffin längst.
Ihre eigenen vier Wände waren nicht weniger billig, alt und heruntergekommen. Die Wohnung war winzig. Griffin ging nur ein paar Schritte durch den Flur und schon stand er in ihrem Wohnzimmer, das durch einen Tresen von einem kleinen Küchenbereich getrennt war. Das Schlafzimmer war nicht besser, ebenso wie das Badezimmer mit den gesprungenen Fliesen im Muster der Siebziger Jahre. Die Fenster waren nicht dicht und die Heizung sah nicht besonders vertrauenserweckend aus. Im Winter war dieses Wohnloch sicher kein Spaß. Außerdem war das Schloss an ihrer Tür ein Witz. Warum sie so lebte, obwohl sie Ärztin war, verstand er nicht. Aber sie hatte das Beste aus ihrer Wohnung gemacht. Soviel musste er ihr immerhin zugestehen. Die Wände waren in warmen Farben gestrichen, der Sofaüberwurf und die Vorhänge waren aufeinander abgestimmt. Die Kaffeebecher in ihrem kaputten Küchenschrank waren bunt, ihr Schlafzimmer wirkte durch Kerzen auf der Fensterbank und gerüschte Kissen auf dem Bett gemütlich und weiblich. Vor allem roch es gut in ihrer Wohnung. Als er Nadine zum Krankenhaus gefolgt war, hatte er diesen Duft schon einmal an ihr wahrgenommen. Ein angenehmer Geruch, weiblich, aber anders als früher.
Das Wissen, dass er ihr all das nehmen würde – einfach fantastisch.
Er glitt gerade mit den Fingerspitzen über Kissen auf ihrem Bett, als ihn ein Geräusch aufhorchen ließ. Ein Schlüssel wurde ins Türschloss geschoben. Griffin sah auf seine Uhr. Verdammt. Sie kam früher nach Hause als erwartet.
Jetzt war der Zeitpunkt, zu entscheiden, was er tun wollte. Er konnte sich ihr zu erkennen geben, sich an der Panik weiden, die sie ergreifen würde, wenn sie ihn sah, hier, in ihrem Schlafzimmer. Aber so weit war er noch nicht. Er wollte sie noch eine Weile für sich, wollte in ihrer Nähe sein, wollte sie beobachten, ohne dass sie etwas davon wusste. Wollte sie genießen.
Die Wohnungstür wurde geöffnet. Griffin sah nur eine Chance, die Nische hinter dem Kleiderschrank. Wenn sie ins Schlafzimmer trat, würde die Tür ihn verdecken. Hoffentlich. Er quetschte sich in die Ecke. Wenige Sekunden später schob sie die Tür auf. Das Türblatt verbarg ihn, aber durch den Spalt hatte er einen perfekten Blick auf Nadine. Es war unglaublich aufregend, ihr nah zu sein, ohne dass sie auch nur den Hauch einer Ahnung hatte.
Sie warf ihre Handtasche aufs Bett und rollte den Kopf und die Schultern. Dann trat sie vor den Spiegel über der schmalen Kommode und betrachtete ihr Gesicht. Sie stieß einen leisen Seufzer aus und strich sich mit den Fingerspitzen über die Wangenknochen. Dann richtete sie sich auf und zog ihr Top über den Kopf. Darunter trug sie einen schlichten weißen Baumwoll-BH. Als sie die Jeans auszog, bekam er auch das passende Höschen zu Gesicht. Shirt und Hose warf sie in einen Korb in der Zimmerecke. Er konnte nicht sehen, wie sie ihre Unterwäsche auszog, aber als sie wieder vor den Spiegel trat, war sie nackt. Sie löste den Gummi, der ihre Haare zusammenhielt, und legte ihn auf die Kommode, bevor sie den Kleiderschrank öffnete und einen Bademantel herausnahm. Sie war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt.
Er erhaschte einen letzten Blick auf ihren nackten Körper und hielt ehrfürchtig den Atem an. Nadine war eine wunderschöne Frau. Das war sie gewesen, als sie zugenommen hatte, in der Hoffnung, unattraktiv auf ihn zu wirken. Das war sie gewesen, als sie sich bis auf die Knochen heruntergehungert hatte. Er hatte sie immer geliebt, immer begehrt. Aber wie sie jetzt war, ihr großer, schlanker Körper, biegsam wie eine
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