Toedliches Versprechen
herabsehen, was nicht in ihre feine Gesellschaft passt.«
Der Revolver schwenkte zwischen Josh und seinem Vater hin und her. Konzentriert behielt er ihn im Auge.
»Ihr seid es doch, die sich über alles stellen. Warum war Monroes Tochter denn Ärztin? Nicht weil sie sich mit schlaflosen Nächten, Studentendarlehen und Nebenjobs durch ihr Studium gequält hat, sondern weil sie sich nie um auch nur einen Cent Gedanken machen musste und alles in den Arsch geschoben bekam.«
»Dann war es nicht schwer, sie umzubringen.« Keine Frage, eine Feststellung.
»Nein. Es war nicht schwer. Und es wird auch nicht schwer, euch umzubringen. Jetzt ist alles egal.
Wen soll ich zuerst abknallen, Thomas? Dich? Oder deinen missratenen Sohn, der dich enttäuscht, weil er sich weigert, in deine Fußstapfen zu treten.« Seine Waffe schwenkte wieder zu Josh. »Weißt du, dein Sohn ist der Einzige aus diesem Haufen reicher Pinkel, der mir immer Respekt abverlangt hat, vor dem ich Achtung habe. Er hat sich geweigert, so zu sein wie du. Er hat sich nicht von dir formen lassen.« Der Revolver schwenkte zu Joshs Vater. »Nein, deinen Sohn umzubringen, würde dich nicht wirklich treffen.« Der Finger krümmte sich um den Abzug. In dem Moment, in dem er abdrückte, rammte Josh seinen Vater mit der Schulter und brachte ihn zu Fall. Stevens Kugel traf die vertäfelte Wand hinter ihnen. Josh drückte ab, den Bruchteil einer Sekunde später prallte Stevens Oberkörper auf die Schreibtischoberfläche. Die Waffe fiel polternd zu Boden.
Joshs Handy vibrierte. Er hatte keine Zeit, einen Anruf entgegenzunehmen. Er rieb über seine schmerzende Schulter und prüfte Stevens Puls. Wie er erwartet hatte, war der Mann tot. Mit wackligen Knien hockte er sich neben seinen Vater. »Bist du okay?«
Der Ältere richtete sich auf. Er hielt sich ebenfalls die Schulter, wo Josh ihn gerammt hatte. Er war ein bisschen grau im Gesicht, ansonsten schien er aber in Ordnung zu sein. Sein Vater hielt sich auch im Alter noch sportlich fit, spielte einmal pro Woche Tennis und ging an drei anderen Tagen ins Fitnessstudio. Das Training hatte ihn wahrscheinlich vor einem Oberschenkelhalsbruch oder etwas Ähnlichem gerettet.
Um ein Haar wäre sein Vater getötet worden.
Thomas nickte. Er war okay.
Joshs Handy klingelte wieder. Und wieder. Und wieder.
Endlich klaubte er es mit zittrigen Fingern aus seiner Hosentasche. Er blickte auf das Display. Lizzy. Hatte sie geahnt, dass sein Vater und er sich gerade in Lebensgefahr befunden hatten. Als er das Gespräch annahm, klang das Weinen seiner Schwester an sein Ohr. »Josh, es ist etwas Schreckliches passiert.«
23.
J osh verstand seine Schwester kaum. Weinend und stotternd berichtete sie ihm, was passiert war. Er hatte gedacht, ihm sei eben das Schlimmste passiert, was er erleben konnte. Seinen Vater einem Irren mit einer Knarre ausgeliefert zu sehen, war eigentlich nicht zu toppen. Aber nun merkte er, dass es schlimmer kommen konnte. Ein völlig irrer Stalker und Mörder hatte seine Schwester und seine süße kleine Nichte gekidnappt.
»Es tut mir leid, Josh«, wiederholte sie immer wieder. »Ich hatte solche Angst um Tanya.«
»Es ist okay. Glaub mir, es ist okay.« Er warf seinem Vater, der mittlerweile aufgestanden war und sich gegen die Wand lehnte, einen Blick zu. »Wie seid ihr rausgekommen? Habt ihr euch verletzt?«
»Ich habe mich auf die Toilette gestellt und geschrien, bis Marcia mich gehört hat.«
Gott segne meine Nachbarin. Er würde ihr ein besonderes Dankeschön besorgen. »Wo seid ihr jetzt?«
Er hörte ein Rascheln, dann hatte Marcia den Hörer in der Hand. »Hör zu, Corazón. Lizzy und Tanya sind bei mir in Sicherheit. Ich habe die Cops gerufen. Kümmere dich um das Mädchen, hörst du? Verschwende keine Zeit. Um uns musst du dir keine Sorgen machen.« Bevor er etwas erwidern konnte, legte sie auf.
Seine Finger zitterten immer noch, als er das Handy zurück in seine Tasche schob. Er saß fest. Das hier war eine Mordermittlung und er hatte den Täter erschossen. Es mussten Spuren gesichert und seine Aussage aufgenommen werden. Aber wenn er nicht sofort ins St. Josephs fuhr, könnte es für Hannah zu spät sein. Er hatte versprochen, auf sie aufzupassen. Und dieses Versprechen würde er nicht brechen.
Sein Blick traf den seines Vaters. Thomas war seine einzige Chance. »Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«
Sein Vater hob den Kopf ein Stück. Gleichzeitig wurde ihnen bewusst, dass
Weitere Kostenlose Bücher