Toedliches Versprechen
flatternden Puls an ihrem Hals drückte. Hinter ihr hatten sich mehrere Ärzte und Pfleger, angezogen von dem Aufruhr, auf dem Gang versammelt.
»Was geht hier vor?«, wollte einer der Weißkittel wissen.
Josh warf einen flüchtigen Blick in die Runde. Keines der Gesichter gehörte zu Griffin Gordon. »Dr. Montgomery wurde entführt«, ließ er die Bombe platzen.
Auf die schockierten Ausrufe und Fragen, die auf seine Worte folgten, reagierte er nicht. Er trat zurück in den Flur und sah sich suchend nach einer Kamera um. Als er sie fand, wandte er sich wieder an die Empfangsschwester. »Können Sie von Ihrem Arbeitsplatz aus die Videoüberwachung einsehen?«
»Nein.« Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. Sie wirkte benommen. »Die gibt es nur in der Zentrale des Sicherheitsdienstes.«
»Und wo ist die?«
»Oben. Unter dem Dach.«
Josh drehte sich noch einmal im Kreis. Links von ihm lagen der Empfang und das Wartezimmer der Notaufnahme, rechts gelangte man über einen Gang in die Röntgenabteilung und ein paar Meter weiter, schräg gegenüber lagen die Aufzüge. »Wie bringt man jemanden hier raus, wenn man nicht gesehen werden will?«, bellte er in die Runde.
Die Anwesenden verstummten und starrten ihn an. »Wie?«, fuhr er den Arzt an, der vorhin das Wort geführt hatte. Der zuckte irritiert die Achseln.
Die Empfangsschwester legte ihm beruhigend ihre kühle Hand auf den Arm. »Ich würde den Ausgang des Pathologischen Instituts nehmen, wenn ich ungesehen bleiben wollte und«, sie warf einen Blick in das Behandlungszimmer, »eine Untersuchungsliege vor mir herschieben würde. Sonntags ist dort nicht viel los.«
»Wie komme ich dort hin?«
»Sie müssen ein Stockwerk nach unten und dann diesen Gang entlang. Sie können es nicht verfehlen.«
Josh riss eine Visitenkarte aus der Tasche. »Rufen Sie beim Sicherheitsdienst an und versuchen Sie herauszubekommen, ob Hannah tatsächlich über die Pathologie nach draußen gebracht wurde. Schicken Sie mir jemanden zur Unterstützung und rufen Sie mich an, wenn sie doch in eine andere Richtung unterwegs sein sollten.« Er drückte der sprachlosen Schwester die Visitenkarte in die Hand und rannte los, ohne ihre Antwort abzuwarten.
Er hämmerte auf den Aufzugsknopf. Als der Fahrstuhl nicht gleich kam , riss er die Tür zum Treppenhaus auf und stürmte ein Stockwerk hinunter. Er sprintete den Gang zur Pathologie entlang und stieß die Tür zum Hof auf.
Das gleißende Sonnenlicht blendete ihn, nachdem er aus dem halb dunkeln Gang getreten war.
Und dann sah er ihn. Einen weißen Lieferwagen, der gerade losfuhr.
Das war er.
Ohne nachzudenken, sprintete Josh los.
24.
G riffin schwitzte. Unter der OP-Kleidung, der Perücke und seinem Bodysuit lief ihm der Schweiß über Rücken und Gesicht. Er riss seinen Schnauzbart und die Perücke herunter und wischte sich über die Stirn. Die Trage ohne entsprechende Hilfsmittel in den Transporter heben zu müssen war Schwerstarbeit.
Er schob den Zündschlüssel ins Schloss und öffnete das Fenster. Nie wieder würde er sich einen Wagen ohne Klimaanlage zulegen, schwor er sich zum wiederholten Mal. Er fuhr gerade an, als ihn plötzlich etwas von links attackierte. Oder jemand. Erschrocken riss er das Lenkrad herum und streifte die Mauer der Pathologie.
Er blickte nach links und stellte fassungslos fest, dass dieser verdammte Detective Winters an seinem geöffneten Fenster hing. Den Bruchteil einer Sekunde hatte er das Gefühl, alles war vorbei. Einen Moment lang befürchtete er, Nadine für immer verloren zu haben. Dann hatte er sich wieder im Griff. Er würde seine Frau nicht aufgeben. Nicht unmittelbar vor dem Ziel.
Er brachte den Wagen unter Kontrolle und gab Gas, während er die rechte Hand zur Faust ballte und zuschlug.
Winters ließ nicht los.
*
Josh hatte es für eine gute Idee gehalten, einfach durch das offene Fahrerfenster in den Transporter zu hechten. Bei der Planung, die zugegebenermaßen recht kurzfristig war, hatte er seine Schulter, mit der er erst vor Kurzem seinen Vater zu Boden gestoßen hatte, außer Acht gelassen. Was für ein beschissener Sonntag, dachte er und biss die Zähne zusammen.
Er sah Gordons Schlag kommen, aber er konnte nicht loslassen, solange der Lieferwagen schlingerte. Die Faust traf ihn mitten ins Gesicht. Er spürte den Schmerz in seiner Nase explodieren und hielt sich eisern fest.
Er durfte nicht loslassen.
Wenn er losließ, war Hannah weg.
Ein zweiter
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