Toedliches Versprechen
starrte fassungslos auf seine Hände, mit denen er eben noch Gordon festgehalten hatte.
Josh hob Hannahs Kopf in seine Halsbeuge und wiegte sie sanft, als wollte er trotz ihrer Bewusstlosigkeit verhindern, dass sie all das mitbekam. Sie durfte nichts von Gordons zermalmtem Körper, der in einer Blutlache auf der Straße lag, merken. Griffin Gordon würde nie wieder ein Problem für sie sein. Mehr brauchte sie nicht zu wissen.
Das würde er ihr als Erstes sagen, wenn sie endlich aufwachte.
Epilog
D ie ersten Sonnenstrahlen drangen durch die halb geschlossenen Jalousien, als sich Hannah endlich regte. Josh rieb sich über das unrasierte Gesicht und zuckte zusammen. Seine Nase und sein Auge hatten bei seinem Kampf mit Gordon einiges abbekommen. Er sah zum Fürchten aus. Hoffentlich erschrak Hannah nicht zu sehr, wenn sie ihn sah.
Wenn sie nur endlich aufwachen würde. Die Ärzte hatten gesagt, dass sie ihre Entführung gut überstanden hatte. Die Gurte, mit denen sie an die Trage geschnallt war, hatten beim Aufprall auf die Mauer ein paar blaue Flecken hinterlassen. Das war aber auch alles. Sie musste die Drogen in ihrem Körper ausschlafen. Er musste sich in Geduld üben.
Josh war nicht von ihrer Seite gewichen, seit sie in ihr Krankenzimmer gebracht worden war. Er hatte die ganze Nacht Wache gehalten. Das war nicht weiter schwierig, schließlich hatte er genug Papierkram um die Ohren. Ganz zu schweigen von Lieutenant Bergen, der vor Wut geschäumt hatte, weil er einfach von seinem Tatort verschwunden war, nachdem er den Täter erschossen hatte. Er hatte sich von Judy ein Laptop bringen lassen und seine Berichte getippt. Bergen hatte ihm zähneknirschend einen freien Montag zugestanden, wenn er seine Arbeit bis zum Morgen erledigt hätte. Das war Ansporn genug. Wenn Hannah aufwachte, wollte er ganz für sie da sein. Sie würde eine Aussage machen müssen, aber das hatte einen Tag Zeit. Erst einmal musste sie die Drogen in ihrem Körper loswerden und ein wenig Kraft tanken.
Seine Schwester hatte ihm Kleidung für sie und ihn gebracht. Jetzt wartete er auf den Moment, in dem sie endlich die Augen aufschlug.
*
Hannah tauchte aus einer Reihe bizarrer Träume langsam an die Oberfläche. Ihr Kopf dröhnte. Sie blinzelte gegen das Licht. Als sie die Augen endlich aufschlug, wusste sie einen Moment lang nicht, wo sie sich befand. Schließlich dämmerte es ihr. Sie lag im Krankenhaus. Über ihr erkannte sie Joshs besorgtes Gesicht. Oder zumindest Teile davon. »Josh«, flüsterte sie rau. Sie hob die Hand und glitt vorsichtig über die Hämatome und Schwellungen. »Du siehst aus, als seist du unter einen Bus gekommen.«
Er verzog bei ihren Worten schmerzlich das Gesicht. »Hey, Schlafmütze. Endlich bist du wach.« Er küsste sie sanft. »Möchtest du etwas trinken?«
Sie nickte und er hielt ihr einen Wasserbecher mit Strohhalm an die Lippen. Sie nahm ein paar Schlucke und lehnte sich in die Kissen zurück. »Was ist passiert.«
»Das erzähle ich dir nachher alles in Ruhe.« Er strich sanft über ihren Wangenknochen. »Ich muss der Schwester sagen, dass du aufgewacht bist. Die Ärzte haben noch ein paar Fragen an dich und wollen wahrscheinlich noch das eine oder andere untersuchen. In der Tasche da drüben ist Kleidung für dich. Wenn du fertig bist, verschwinden wir von hier.« Er küsste sie noch einmal sanft und drückte dann die Klingel.
Innerhalb von Sekunden herrschte geschäftiges Treiben in dem Zimmer. Hannah, die immer noch etwas benommen war, verlor Josh aus den Augen.
Sie beantwortete die Fragen der Ärzte. Ließ sich den Blutdruck messen, noch einmal Blut abnehmen und wartete darauf, endlich verschwinden zu können. Aus den Kommentaren der Schwestern konnte sie sich einiges zusammenreimen. Aber sie wollte mit Josh sprechen, wollte wissen, warum sein Gesicht so aussah. Wollte wissen, was mit Griffin war.
Ungeduldig unterschrieb sie ihre Entlassungspapiere und ging mit der kleinen Reisetasche in die Personalumkleide. Sie nahm eine kurze, heiße Dusche und schlüpfte in Jeans und Top. Halbwegs wie ein neuer Mensch trat sie auf den Gang. Da stand er, an die Wand gelehnt, zwei Becher Kaffee in der Hand. Einen davon reichte er ihr.
Lächelnd warf sie einen Blick auf das Logo. »Du bist zwei Blocks zu einem Coffeeshop gelaufen?«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich hatte Zeit, solange deine Kollegen mit dir beschäftigt waren. Ich habe mir sagen lassen, dass der Kaffee in Krankenhäusern
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