Toedliches Vorspiel - Roman
das Fass zum Überlaufen gebracht. Er hat den Kindern erzählt, dass er einen privaten Fußballtrainer für Mark engagiert und Kelly nächsten Sommer in ein Ferienlager für Cheerleader
schickt. Dabei habe ich gerade festgestellt, dass die Krankenversicherung für die Kinder gekündigt wurde, weil er die Beiträge nicht bezahlt hat. Mal ganz abgesehen davon, dass Chad mich immer noch nicht, wie bei der Scheidung vereinbart, wegen des Hauses ausbezahlt hat und so gut wie keine Alimente bezahlt.«
Mein Gott, ich konnte mich selbst in Janie wiedererkennen. Die verletzte Frau mit zwei Kindern, die versuchte, weiterzuleben und Erfolg zu haben. Als sie noch mit Chad verheiratet gewesen war, hatte Janie vielleicht ein, zwei Dinge in den Büchern entdeckt, die verdächtig aussahen, aber entweder hatte Chad eine Erklärung gehabt, oder Janie hatte es auf sich beruhen lassen, weil sie wusste, dass ihr niemand zuhören würde. Nach der Scheidung hatte Janie dann nur noch versucht zu überleben. Aber jetzt hatte Chad es zu weit getrieben. Er versuchte, sich als Heldenvater zu zeigen, indem er den Kindern private Fußballtrainer und ein Cheerleader-Ferienlager bot, jedoch nicht für das Grundlegende zahlte. Verdammt, ich wusste, dass Janie und die Kinder in einem alten Wohnwagen lebten, während Chad im großen, zweistöckigen Haus wohnte.
Janie war bereit für Rache. Gerechtigkeit. Die Wahrheit.
Dadurch fühlte ich mich irgendwie wie Robin Hood, ich stahl von den Reichen, um es den Armen zu geben. Oder in diesem Fall stahl ich von den betrügerischen, diebischen Exehemännern, um die Ungerechtigkeiten gegenüber den Exehefrauen zu rächen.
Ich griff über den Tisch und nahm Janies Hand. »Weißt du, was? Ich werde in Chads Büro gehen und versuchen, die SCOLE-Unterlagen auf eine Diskette zu kopieren.
Dann werden wir sehen, was wir darin finden.« Ich ging mit Janie aus meinem Büro zu meinem Assistenten Blaine, der in eine Autozeitschrift vertieft war.
Janie blieb am Empfang stehen und sah sich um. Ich folgte ihrem Blick über die an einer Wand aufgereihten Metallklappstühle für wartende Kunden, den hauchdünnen, grauen Industrieteppichboden und nach oben zu den Deckenfliesen mit den Wasserflecken. Heart Mates war noch im Aufbau.
Dann sah Janie mich an. »Eines Tages werde ich auch einen solchen Laden haben.«
Vorsichtig fragte ich: »Was meinst du?« Ich war mir ziemlich sicher, dass sie sich nicht nach dem Schimmel an den Wänden sehnte.
Ein schüchternes Lächeln ließ sie um Jahre jünger aussehen. »Ich gehe wieder zur Schule, um mein Buchhaltungsdiplom zu machen. Ich habe meine Ringe verkauft und mir einen Fonds ausbezahlen lassen, den meine Tante mir vor Jahren vermacht hat. Ich habe Chad nie etwas von diesem Fonds erzählt, aber ich habe ihn für den Notfall behalten. Deswegen kann ich mir leisten, dich zu engagieren. In ungefähr einem Jahr werde ich eine Unternehmerin sein, genau wie du.« Janie ging zur Tür hinaus.
Blaine sagte: »Gott steh uns bei.«
Ich drehte mich um und sah meinen Assistenten an. Er kaute auf einem Rösti von McDonald’s. »Was soll das denn heißen?«
Blaine schlug die Autozeitschrift zu und strich Krümel von seinem blauen Arbeitshemd, das ein Überbleibsel von seiner Zeit als Mechaniker war. »Zwei deiner Sorte in einem Ort von der Größe von Lake Elsinore? Dann werden
wir wohl bald mehr Leichen haben als Chicago und L.A. zusammen.«
Ich verzog das Gesicht. »Sehr witzig.« Na gut, vielleicht war ich über ein oder zwei Morde gestolpert. Ich wusste, dass Blaine jedes Wort gehört hatte, das Janie und ich gewechselt hatten, da mein Büro die Hälfte des Raumes einnahm und nur durch eine dünne Wand abgetrennt war, die Blaine selbst eingezogen hatte. Er machte sich also über meinen kleinen Nebenjob als Privatdetektivin lustig. »In diesem Fall wird es keine Leichen geben.«
Blaine lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Berühmte letzte Worte.«
Ich fuhr in meinem Thunderbird von 1957 durch die Stadt zum Stater-Bros.-Einkaufszentrum. Chad Tuggles unabhängige Versicherungsagentur lag zwischen dem Stater-Bros. -Lebensmittelladen und einer Schnellreinigung. Als ich aus dem Wagen stieg, sah ich zu meinem kurzen, schwarzen Rock hinunter, der meine Oberschenkel größtenteils verdeckte. Über meinem schwarzen Seidentop trug ich ein weißes Herrenhemd, das ich in der Taille zusammengeknotet hatte. Meine wadenhohen, schwarzen Wildlederstiefel brachten ein bisschen Schwung in mein
Weitere Kostenlose Bücher