Toedliches Vorspiel - Roman
aus und zog probehalber ein bisschen an meinem Hemd.
Der nun schweigende Aktenvernichter hielt es fest. Ich sah Risse, die wie Laufmaschen in einer Strumpfhose vom ruinierten Knoten hinaufliefen. Die Diskette rutschte noch ein bisschen in meinem BH. Ich blinzelte, und in meinem Hals stieg hysterisches Kichern auf. O Mann, was für eine gerissene Privatdetektivin ich doch war - bloßgestellt von einem Aktenvernichter!
Hm, und eine verirrte Hand schien meinen Oberschenkel hinaufzuwandern. Ich sah düster zu Chad hinunter, der vor dem Schrank hockte, und fragte ihn: »Könntest du mir mal helfen? Ich brauche eine Schere.« Ich würde das Hemd abschneiden müssen. Danach könnte ich dann seine auf dem Oberschenkel wandernde Hand abschneiden.
Chad nahm seine Hand von meinem Oberschenkel und stand auf, die Sahnedose hielt er immer noch in der Hand. Er trat aus meinem Blickfeld. Dem Geräusch nach zu urteilen, öffnete er eine Schublade an seinem Schreibtisch
hinter mir und suchte nach einer Schere. Als er wieder bei mir stand, stellte er die Sahnedose neben dem Aktenvernichter ab. »Halt still, dann schneide ich dich frei.« Er trat hinter mich.
»Gib mir die Schere, ich mache es selbst.«
Chad legte beide Arme um mich. »Lass mich es lieber machen, Sam«, sagte er in mein Ohr. »Du hast dich hier in eine ziemlich dumme Lage gebracht.«
Ich dachte an die rutschende Diskette in meinem BH und seine Position hinter mir, mit seinem Kinn auf meiner linken Schulter, und musste ihm stillschweigend zustimmen.
Chad manövrierte seine Hände in eine solche Position, bei der seine Unterarme von unten meinen Busen berührten, während er mit der Schere das zerrissene Hemd abschnitt. »Es ist ein bisschen schwierig, über deinen Vorbau hinweg etwas zu sehen. Gute Arbeit übrigens. Mir gefällt dein neuer Look.«
Himmel! Ich brauchte eine Dusche, und Chad Tuggle sollte man einen Fußball zwischen seine Beine schießen. Manche Männer hatten die Vorstellung, dass eine Frau, nur weil sie sich ein bisschen verbessert hat, plötzlich ein warmes, lebendes Sexspielzeug geworden war, mit dem man nach Belieben spielen konnte. »Schneide mich los, Chad.« Vor Wut wurde meine Stimme zu einem tonlosen Zischen, was Chad wahrscheinlich so interpretierte, dass ich ganz heiß auf ihn sei.
Er schnitt mich los, mein Hemd hing zerrissen um meinen Brustkorb.
Ich drehte mich um und sah in seine grünen Augen.
»Bekomme ich keinen Kuss als Dankeschön?«
Nun, das musste ich ihm lassen, er hätte auch ein bisschen Fummeln als Dankeschön verlangen können. »Aber sicher, Chad. Mach die Augen zu.«
Er schloss die Augen. Seine Atmung wurde schneller, er leckte tatsächlich seine Lippen und öffnete den Mund.
Ich packte die Sahnedose, drückte auf den Knopf und füllte ihn wie eine Eistüte. Gott, es fühlte sich gut an. Als Rache für Janie und als Revanche, weil er mich befummelt hatte.
Er spuckte und spie Sahne, öffnete die Augen und wischte eine Hand voll Sahne aus seinem Gesicht. »Was, zum Teufel, tust du?«
»Was, zum Teufel, tut ihr beide ?«
Ich sah Chads Freundin Dara stocksteif in der Tür stehen. Ihre glatten, stufig geschnittenen braunen Haare umrahmten einen angespannten Mund und geblähte Nasenflügel. Die kleine Sweatshirtjacke, unter der sie ein Hemd vergessen hatte, bedeckte den glitzernden Goldring in ihrem Nabel nicht, der über dem Bund ihrer Hüfthose glänzte. Ich sah, wie Daras Blick aus großen, blaugrauen Augen über mein zerrissenes Hemd und dann zu Chads Gesicht voller Schlagsahne glitt. »Dara …« Ich wählte meinen beruhigenden Muttertonfall, als ich auf die Tür zuging, und wollte irgendetwas Dämliches über alte Freunde sagen.
Aber der offene Hass, den ich in ihren blaugrauen Augen brennen sah, ließ mich die Worte hinunterschlucken. Ich ging an ihr vorbei und floh, sollte Chad sich doch um Dara kümmern.
2
Während ich zu meinem Auto lief, dachte ich, dass Dara Reed vielleicht eine Selbsthilfegruppe zur Wutverarbeitung nötig hatte. Ich stieg in den T-Bird und sah zu Chads Büro, ohne Chad oder Dara durch das Schaufenster zu erkennen. Chad war wahrscheinlich in die Küche gegangen, um sich die Schlagsahne abzuwischen. Ich nahm die Diskette aus meinem BH und steckte sie in meine Tasche. Dann ließ ich den Wagen an und fuhr in mein Büro zurück. Ich wollte mir die Diskette ansehen, bevor ich Janie anrief.
Als ich zur Arbeit kam, telefonierte Blaine und sah kurz zu mir auf, dann riss er seinen Kopf noch
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