Toedliches Vorspiel - Roman
ich jede Hülle nach dem halben Fußball der Mordwaffe ab. Nein, nur Kleider. Ich hatte keine Zeit, in jede Hülle hineinzusehen. Wer weiß, vielleicht hob Rick hier die Kleider über Winter oder Sommer auf.
Am Boden stand nichts.
Auf dem Regalbrett darüber sah ich Reihen von gestapelten blauen Plastikboxen, jede ungefähr in der Größe eines Schuhkartons. Dort hob er wahrscheinlich seine Steuerunterlagen und alten Schecks auf. Rick war nicht nur gut organisiert, er war total penibel. Kein Wunder, dass er nie geheiratet hatte. Ich starrte auf die Plastikboxen, lauschte und hörte die Stimmen von Angel und Rick.
Gab es ein besseres Versteck für eine Mordwaffe als in einer dieser normalen Plastikboxen, vielleicht unter einem alten Steuerbescheid? Oder vielleicht unter etwas ähnlich Langweiligem. Was könnte sich sonst in diesen ordentlich aufgereihten Boxen befinden? Vielleicht seine Sammlung von Baseballkarten?
Ich musste wenigstens in eine hineinschauen, um zu wissen, was er dort drin aufbewahrte. Und um sicherzustellen, dass dort keine blutverschmierte Buchstütze versteckt war.
Ich griff nach oben. Das Regalbrett musste einen Meter achtzig hoch sein. Wer entwarf so etwas - Riesen? Ich stellte mich auf Zehenspitzen und kam der oberen Kiste nicht einmal nah. Ich ließ mich wieder auf die Füße sinken und zählte die Boxen. Rick hatte vier Stapel mit je drei Stück. Ich ging zur Tür rechts von mir und streckte meinen Kopf in den Flur.
Angel und Rick sprachen immer noch. Angel beschrieb ihre Wäsche.
Ich holte tief Luft und ging zurück zum Wandschrank. Ich griff nach der untersten Box der drei Boxen in der ersten Reihe und hob sie an. Der Stapel war ziemlich schwer. Die Boxen sollten eigentlich aneinander hängen bleiben. Der Boden jeder Box passte genau auf den Deckel darunter. Ich versuchte, mit zwei Händen die zwei oberen anzuheben und die unterste sanft herauszuziehen.
Ich hatte sie zur Hälfte herausgezogen, als sie am Stapel daneben festhing. Meine Arme wurden ganz taub, weil ich sie die ganze Zeit über meinen Kopf gestreckt hatte. Ich bemühte mich, die oberen Boxen höher zu drücken und zog an der untersten.
Plötzlich gab sie nach. Ich stolperte nach hinten und landete auf meinem Hintern. Meine verletzte Hüfte schrie sofort vor Schmerzen auf. Noch bevor ich mich erholen konnte, fielen mehrere Boxen herunter und direkt auf mich. Ich konnte gerade noch meine Arme über mein Gesicht legen, bevor Plastik und Stoff auf mich herabprasselten.
»Was, zum Teufel, war das?«, ertönte Ricks laute Stimme aus dem Flur.
Ich hatte Angst, die Augen zu öffnen. Mehrere Stellen
an meinem Kopf, meinen Armen und meiner Brust taten weh. Gott, ich hoffte, Rick beherbergte keine Messersammlung in diesen Boxen.
Und wie sollte ich das hier erklären?
Langsam ließ ich meine Arme sinken. Ich saß in einem riesigen Durcheinander aus blauen, schuhkartongroßen Plastikboxen und …
»O mein Gott.«
»Sam!«, sagte Angel, als sie und Rick ins Zimmer gelaufen kamen. Beide blieben stehen und sahen mich an.
Ich starrte staunend all die hochhackigen Schuhe, Spitzenstrapse, Seidenunterhöschen und gepolsterten BHs an. Ich sah zu Rick und Angel auf und sagte: »Mein Gott, er ist ein Unterwäschedieb.« Ich hob eine zarte, schwarze Sandale hoch, auf deren oberstem Riemchen eine Reihe Strasssteinchen klebten. »Und ein Schubdieb. Wem hast du diese Schuhe gestohlen, einer Amazone?« Die Schuhe mussten Größe 44 oder 45 sein.
»Du blutest«, warf Angel ein.
»Tue ich das? Nicht an meinem Kopf, oder? Sag mir bitte, dass ich mir nicht schon wieder mein Gesicht verletzt habe!« Ehrlich, jedes Mal, wenn ich an einem Fall arbeitete, endete es damit, dass ich im Gesicht genäht wurde oder man mir Glassplitter aus dem Gesicht ziehen musste.
Ich sah Rick an. Er war nach ungefähr zwei Schritten ins Zimmer an Ort und Stelle erstarrt. Er stand einfach nur da und sah mich an. Sein Gesicht war weiß wie ein Laken.
Angel zog meine Aufmerksamkeit auf sich. »Nein, tiefer.«
»Tiefer? Ach, die Wunde.« Ich sah nach unten. Mein schwarzer Pullover war vom Hals nach unten aufgerissen, und ich hatte einen Kratzer oben auf meiner linken Brust, über dem BH. »Verdammt.« Jetzt, wo ich es gesehen hatte, tat es weh. Sogar sehr. Es war ein ungefähr fünf Zentimeter langer Kratzer, der geschwollen war und blutete. Ich griff nach einem Stück Stoff und drückte es darauf.
Dann sah ich Rick an. »Was ist das alles?« Ich machte mit
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