Toedliches Vorspiel - Roman
meiner freien, linken Hand eine Geste.
Sein Gesicht spannte sich an und wurde vor Wut dunkler. »Was hast du hier drin gemacht? Ich dachte, du wärst im Badezimmer.«
Mein Schock, hingefallen und unter Frauenschuhen und -unterwäsche begraben worden zu sein, ließ nach. Ich schob all das Zeug von mir herunter und stand auf. Mist, die Wunde an meinem Busen tat richtig weh. Rick Mesa war ein starker Mann. Die Gewichte in seinem Wohnzimmer bedeuteten, dass er es mit seinem Training ernst meinte. Ich hatte noch nie Angst vor Rick gehabt. Himmel, das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Aber jetzt fühlte er sich in die Enge getrieben. Ich musste mir schnell etwas überlegen. »Ich habe nach Klopapier gesucht.« Versteckt in einer Mordwaffe in Form eines halbierten Fußballs.
Rick trat einen Schritt auf mich zu. »Hast du es unter dem Waschbecken versucht?«
»Woher hast du all diesen Kram? Was machst du damit?« Ich war sofort zu dem vorschnellen Schluss gelangt, dass Rick Frauen bestohlen hatte, weil ich die Slipsammlung meines Ehemanns gefunden hatte, zusammen mit Post-it-Zetteln, auf denen die Besitzerinnen bewertet
wurden. Aber ich glaubte nicht, dass Rick so ein Spieler war. Meine Instinkte rührten sich und versuchten, eine vernünftige Erklärung zu finden.
Chad Tuggle war ein Spieler gewesen. Wahrscheinlich war er das schon immer gewesen. Aber Rick? Er war ruhig und nett und hatte ab und zu ein Rendezvous. Er war kein Angeber und hatte seine aktuelle Freundin nie zum Fußballfeld gezerrt und dort versucht, ihr die Mandeln herauszusaugen, wie manche Männer es taten, nur um der Welt zu beweisen, dass sie Sex hatten. Rick hatte mich immer respektvoll behandelt. Sowohl, als ich noch die mollige Fußballmutter gewesen war, als auch, nachdem ich der Verpackung ein neues Design verpasst hatte und meine Röcke kürzer geworden waren.
Hier ging es um etwas anderes.
Angel trat in das Chaos und schob die Hand, mit der ich irgendein glattes Material auf meine Brustverletzung drückte, zur Seite. »Lass mich mal schauen. Hm, ich frage mich, ob das genäht werden muss?«
»Lass mich mal sehen.« Ricks Stimme klang völlig frustriert.
Ich machte einen Schritt zurück. »Bleib weg.«
Er blieb stehen und sah mich düster an. »Du glaubst, ich hätte ihn umgebracht, nicht wahr?«
Ich sah auf das Durcheinander von Seide und Pumps um mich herum. »Was hatte er gegen dich in der Hand, Rick? Dass du Frauenkleider gestohlen hast?«
Er ballte in der Trainingshose seine Hände zu Fäusten. Seine Brustmuskeln spannten sich an. »Ich habe sie nicht gestohlen. Ich habe sie im Internet gekauft.«
»Warum?« Ich begriff es einfach nicht.
Angel drehte sich zu Rick um. »Kein Wunder, dass du dich so gut im Wäschegeschäft auskennst.«
Sie klang nicht aufgebracht, sondern interessiert. Okay, war ich etwa die Einzige hier, die es ein wenig seltsam fand, dass ein Junggeselle einen Schrank voller Frauenwäsche …? »Oh.«
»Ja.« Ricks Schultern entspannten sich. Er sah auf den Boden. »Das hatte er gegen mich in der Hand. Chad hatte herausgefunden, dass ich gern mit Frauenunterwäsche und -schuhen … experimentiere. Er hat Fotos von meinem Computer gestohlen.«
Die Kleiderhüllen. Ich wette, ich wusste jetzt, was darin steckte. Rick Mesa war ein Crossdresser, ein Transvestit. Fasziniert starrte ich ihn an. Er war ein gut aussehender Mann. »Wie hat er das gemacht?« Ich meine, wenn Rick so etwas in seinem eigenen Haus machte, wen juckte das? Es erklärte jedoch die schweren Vorhänge.
Rick bückte sich und zog die blauen Plastikboxen aus dem Chaos und reihte sie nebeneinander auf. »Niemand möchte, dass ein Crossdresser die eigenen Kinder trainiert. Sie werden glauben, dass ich ihre Söhne zu Schwulen erziehe.« Er sah auf. »Ich bin nicht schwul.« Nachdem die Boxen in einer Reihe standen, begann er, die Wäsche zu ordnen. »Und sie werden glauben, ich würde perverses Zeug mit ihren Töchtern anstellen.«
Er hatte Recht. Mein Gott, Chad hätte den Mann ruinieren können, der sich über Jahre einen guten Ruf als Trainer aufgebaut hatte. Das Brennen an meiner Brust machte mich ein bisschen schwindelig. Ich setzte mich auf die Kante von Ricks Schreibtisch. »Hast du Chad umgebracht? Vielleicht während eines Streits? In Notwehr?«
Meine Stimme klang in meinen eigenen Ohren weit entfernt.
Rick sah auf. »Nein. Ich habe ihn nicht umgebracht. Es ist mir eigentlich auch egal, wer’s war. Sophie und ich haben mehr oder weniger
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