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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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gibt zwei mögliche Szenarien für den Tathergang in Lius Privatbüro. Fu könnte schon vorher geplant haben, Liu zu ermorden. Er könnte sich aber auch erst vor Ort dazu entschlossen haben. Bei einem spontanen Totschlag benutzt der Mörder einen vorhandenen Gegenstand als Waffe, den er anschließend vom Tatort entfernt.«
    »Die fehlende Tatwaffe? Ja, wir haben damals am Tatort darüber gesprochen. Lassen Sie mich in meinem Notizbuch nachsehen …«
    »Nach unserem Gespräch am Tatort«, fuhr Chen unbeirrt fort, »habe ich mir das Foto von Liu und seinem Sohn vom vergangenen Sommer noch einmal genau angeschaut, auf dem im Hintergrund neun Statuetten zu sehen sind. Diese Auszeichnungen werden jeweils am Jahresende vergeben, aber auf den Fotos, die Ihre Kollegen vergangene Woche gemacht haben, sind ebenfalls nur neun Statuetten zu sehen. Hieß das also, dass Liu im letzten Jahr keine Auszeichnung bekommen hat? So hatte ich mir das zunächst erklärt, bis ich dann vorgestern mit seinem Sohn darauf zu sprechen kam. Wenliang erwähnte unter anderem, dass es zehn Statuetten unter Lius Leitung sein müssten – für zehn Jahre Auszeichnung in Folge. Sein Vater hatte ihn einige Monate, nachdem das Bild aufgenommen worden war, eigens darauf hingewiesen, dass er am Jahresende wieder einen solchen Preis erhalten hatte.«
    »Ah ja, so steht es auch in meinem Notizbuch: neun Statuetten«, bestätigte Huang, der die Stelle offenbar inzwischen gefunden hatte. »Dann fehlt also eine. Und die Dinger sind ganz schön schwer …«
    »Aber Liu kann sie natürlich auch irgendwo anders hingestellt haben. Diese Möglichkeit können wir nicht ausschließen, Huang.«
    »Ich werde alles noch einmal durchkämmen. So eine Figur ist größer als eine Bierflasche, und Fus Zimmer hat nur in etwa die Ausmaße eines Wohnheimzimmers.« Dann wechselte Huang plötzlich das Thema. »Ach, beinahe hätte ich’s vergessen. Shanshan hat sich eben bei mir gemeldet, Chef. Sie bittet um die Erlaubnis, Jiang noch einmal sehen zu dürfen, bevor er ins Gefängnis überführt wird. Das ist gegen die Regeln, aber sie beruft sich auf Sie.«
    »Natürlich sollten Sie ihr das gestatten. Es schadet ja keinem. Sie können das doch arrangieren, oder?«
    »Wenn Sie meinen, dass es in Ordnung ist?«, murmelte Huang, der sein Erstaunen über die Reaktion des Oberinspektors nicht ganz verbergen konnte.
    »Letztlich ist es natürlich die Entscheidung der Polizei in Wuxi, nicht meine. Aber ich sehe keinen Grund, warum man es ihr nicht erlauben sollte.«
    »Ich hab mir da auch schon was überlegt, Chef. Ich werde den Wagen kurz halten lassen, um mir in dem Laden neben dem Präsidium Zigaretten zu holen. Dann kann sie in der Zwischenzeit durchs Fenster mit ihm sprechen. Mehr als ein paar Minuten kann ich ihr leider nicht gestatten.«
    »Gute Idee.« Chen wusste, weshalb der junge Polizist bei ihm nachgefragt hatte, und konnte sich dessen verdutztes Gesicht gut vorstellen.
    »Nun …« Huang zögerte.
    »Wann soll es stattfinden, das Treffen zwischen den beiden?«
    »Gegen Mittag, Oberinspektor Chen, da wird der Wagen das Präsidium verlassen.«
    »Helfen Sie ihr, Huang. Tun Sie es mir zuliebe.«
    Da meldete Chens Handy einen weiteren Anruf. »Entschuldigung, aber es ist jemand in der Leitung. Ich rufe Sie zurück.« Er verabschiedete sich rasch und stellte fest, dass es sich bei dem Anrufer um den Genossen Parteisekretär Zhao aus Peking handelte.
    »Wie ich höre, haben Sie sich nicht gerade entspannt in Ihren Ferien, Genosse Oberinspektor Chen.«
    »Sie kennen mich doch, Genosse Parteisekretär Zhao, Polizist zu sein ist meine Bestimmung, aber die Ferien im Erholungsheim habe ich trotzdem genossen.«
    »Gewisse Leute haben sich bei mir beschwert, dass Sie heimlich in Wuxi ermittelt hätten. Ich habe ihnen erklärt, dass es sich um Recherchen in meinem Auftrag handelte und nicht jeder wissen sollte, was Sie dort tun.«
    Wieder einmal bot Zhao ihm Unterstützung, und Chen war dankbar dafür. Jetzt wäre auch die Chance, den einflussreichen Parteikader auf die Umweltprobleme anzusprechen.
    »Ich habe mich, Ihren Instruktionen folgend, nach Problemen im Zusammenhang mit der Wirtschaftsreform umgesehen. Das Ferienheim liegt ja direkt am berühmten Taihu, nur leider ist das Wasser des Sees massiv verschmutzt. Daher habe ich mich bei meinen Recherchen auf die offensichtlichen Umweltprobleme konzentriert. Wie mir scheint, betreffen sie nicht nur einzelne Teile des Sees oder

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