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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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erfolgreichen Abschluss gebührt aber allein ihm.«
    Vermutlich würde Huang die Lorbeeren ohnehin nicht ernten dürfen. Chen wollte keinesfalls zu viel sagen.
    »Ich verstehe das ja, Oberinspektor Chen, aber die Innere Sicherheit tut das nicht. Die glauben natürlich, ich hätte die ganze Zeit von Ihren heimlichen Umtrieben gewusst.«
    »Tut mir leid, Tian. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Aber bitte erzählen Sie mir, wie die Sache ausgegangen ist.«
    »Wir haben beide verhaftet. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Mi und Fu ein volles Geständnis ablegen.«
    »Und was ist mit Jiang?«
    »Die Mordanklage gegen ihn wurde zurückgezogen, aber der Tatbestand der Erpressung bleibt. Darauf besteht die Innere Sicherheit. Zu viele Leute wissen, dass er in Zusammenhang mit dem Mord an Liu inhaftiert wurde. Wenn wir ihn jetzt einfach laufen lassen, wird er überall herumerzählen, dass er wegen seines Kampfs für den Umweltschutz verhaftet wurde. Durch seine Auslandskontakte würde diese Darstellung auch in die westlichen Medien gelangen.« Und wie um sich selbst zu überzeugen, fügte Tian hinzu: »Zweifellos hat er andere erpresst, und dafür muss er bestraft werden.«
    »Offengestanden glaube ich nicht, dass die Aussagen gegen ihn wirklich standhalten. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass diese Leute ihre eigenen Interessen schützen.«
    »Als Leiter der Polizeidienststelle Wuxi habe ich mich eingehend informiert. Es stimmt, dass sein Wort gegen das der Fabrikleiter steht. Aber immerhin haben einige von ihnen große Summen an ihn bezahlt, was er auch nicht abstreitet. Wir müssen also von Erpressung in mehreren Fällen ausgehen. Bedenken Sie, dass er, abgesehen von seinen Artikeln für westliche Medien, in den letzten Jahren keine geregelten Einkünfte mehr hatte. Geldsorgen sind ein häufiges und starkes Tatmotiv.
    Außerdem ist Jiang ein notorischer Unruhestifter. Als Chinese muss man den Unterschied zwischen innen und außen kennen und respektieren. Daran hat er sich nicht gehalten. Ohne über die nötige Qualifikation als Umweltingenieur zu verfügen, hat er auf unverantwortliche Weise Aufsehen erregt – im Interesse der westlichen Medien wie auch im eigenen. Wozu würde jemand sonst solchen Wirbel machen? In einer amerikanischen Zeitung stand, dass ihn einige Politiker bereits für den Nobelpreis vorgeschlagen haben. Und warum? Die Antwort versteht sich von selbst: Um der chinesischen Regierung zu schaden. Jiang hat eine Lektion dringend nötig.«
    »Aber trotzdem dürfen wir die Probleme, auf die er hingewiesen hat, nicht einfach ignorieren, Dienststellenleiter Tian.«
    »Seien Sie unbesorgt, Genosse Oberinspektor Chen, wir kümmern uns darum. Chinas Wirtschaftsreform hat unvergleichliche Erfolge erzielt, aber es wird eine Zeit dauern, bis wir auch die Kehrseite in den Griff bekommen. Fragen Sie die Bürger von Wuxi, ob sich ihr Leben in den vergangenen zwanzig Jahren verbessert hat, und die Antwort wird positiv ausfallen.«
    Es war nutzlos, sich weiter mit Tian zu streiten. Was den Kaderstatus betraf, war dieser ihm überlegen. Außerdem hatte Chen ja stets behauptet, nur auf Urlaub hier zu sein, er konnte dem örtlichen Dienststellenleiter also schlecht vorschreiben, wie er den Fall zu behandeln hatte.
    In stillem Einverständnis versuchten die beiden Männer daher, das Gespräch von den politischen Hintergründen des Mordfalls abzulenken. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    Nachdem Tian sich verabschiedet hatte, erhielt Chen einen Anruf von Polizeimeister Huang.
    »Ich hab’s gestern dauernd bei Ihnen versucht, Chef, aber Ihr Handy war abgeschaltet.«
    »Entschuldigen Sie, aber ich wusste mir wegen der vielen Anfragen nicht anders zu helfen. Außerdem ist das jetzt Ihr Fall und der Ihrer Kollegen«, entgegnete Chen. Dann konnte er es sich aber doch nicht verkneifen zu fragen: »Wie lief es denn mit Mi und Fu?«
    »Mi hat sich auch weiterhin ziemlich hysterisch aufgeführt, aber inzwischen hat sie aufgegeben. Machen Sie sich keine Sorgen, Chef«, versicherte Huang mit beschwichtigendem Lachen. »Meine Kollegen kümmern sich um Fu. Ich bin gerade in seinem Apartment, diesmal mit einem ordentlichen Durchsuchungsbefehl. Ich hatte mich ja gestern schon gründlich umgesehen, aber der Umstrukturierungsplan ist nicht aufgetaucht.«
    »Vielleicht hat er ihn vernichtet …«, sagte Chen und fügte dann hinzu: »Da könnte auch noch etwas anderes sein.«
    »Was denn?«
    »Es

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