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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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hatte er selbst erwirkt und es – noch bevor dieser ausgestellt war – einer gründlichen Inspektion unterzogen. Dieser überraschend schnelle und weitgreifende Einsatz seines jungen Kollegen war Chen eine große Hilfe, denn Mi hatte nur noch Rotz und Wasser geheult, gejammert und geschrien. Chen war heilfroh, dass sie so schnell in Handschellen abgeführt worden war.
    Kurz darauf war der Oberinspektor von Anrufen überschwemmt worden. Das Polizeipräsidium in Wuxi, die Innere Sicherheit, die Stadtregierung Wuxi und örtliche Journalisten meldeten sich bei ihm; nicht alle waren erfreut über diese überraschende Wendung.
    Nur in einem waren sie sich einig: Sie beklagten, dass Oberinspektor Chen sich nicht früher bei ihnen gemeldet habe, und er konnte nur immer wieder betonen, dass er eigentlich nur ein paar ruhige Ferientage in Wuxi hatte verleben wollen.
    Diese Beteuerung klang selbst in seinen Ohren wenig überzeugend, schließlich war die Verhaftung in der Villa erfolgt, weshalb Chen sich wiederholt zu Erklärungen genötigt sah. Eine äußerst knifflige Situation.
    Zu seiner Überraschung sprach Wanyi, ein ihm unbekannter hoher Parteikader aus Wuxi, sogar persönlich in der Villa vor. Der Mann wies mehrfach auf seine Verbindungen zum Genossen Parteisekretär Zhao hin und wollte Chen unbedingt im Namen der Stadtregierung für den nächsten Tag zum Essen einladen. Doch der Oberinspektor redete sich darauf hinaus, dass er noch Instruktionen des Parteisekretärs aus Peking erwarte.
    Kaum hatte er Wanyi abgefertigt, als Direktor Qiao auftauchte. Sein Gastgeber schien über die jüngsten Entwicklungen nur bruchstückhaft informiert, wollte ihn aber gleichwohl zu einem Festessen ins Restaurant des Erholungsheims bitten. Diesmal sagte Chen bereitwillig zu, denn das gab ihm einen guten Vorwand, endlich das Handy auszuschalten. Außerdem waren Qiao und seine Kollegen wirklich hilfreich gewesen, es war das Mindeste, dass er ihnen während des Essens seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte.
    Obendrein gab es nichts weiter für ihn zu tun. Während er wegen der vielen Telefonate stöhnte, wurde ihm klar, dass die eine, deren Anruf er sehnlich erwartete, sich nicht melden würde. Shanshan hatte ihr Handy ausgeschaltet.
     
    Das Bankett gestaltete sich rundum erfreulich. Endlich durfte Chen sich als sorgloser Tourist fühlen; er aß, trank und genoss den Augenblick in dem Bewusstsein, dass die Ferien bald zu Ende sein würden. Seine Gastgeber prosteten ihm zu und überboten sich in sinnreichen Trinksprüchen. Sie alle waren dankbar, dass das Erholungsheim, zumindest lokal, in die Schlagzeilen gekommen war.
    Entsprechend spät war er unsicheren Schritts in die Villa zurückgekehrt. Als er dann im Dunkeln sein Mobiltelefon ein letztes Mal erfolglos auf Anrufe von ihr überprüft hatte, waren bereits erste Anzeichen von Kopfschmerzen spürbar.
    Jetzt, am Dienstagmorgen, hatten sie sich zu einem massiven Kater ausgewachsen. Aber eigentlich konnte Chen sich nicht beklagen. Während er, ins grelle Morgenlicht blinzelnd, seinen Kaffee schlürfte, sagte er sich, dass vermutlich ein weiterer arbeitsreicher Tag auf ihn wartete. Er konnte sich nicht einfach entspannt zurücklehnen wie die anderen prominenten Feriengäste hier.
    Er schaltete sein Handy ein. Immer noch keine Nachricht von Shanshan, wohl aber mehrere entgangene Anrufe von örtlichen Kadern sowie von Huang. Letzteren wollte er nicht sofort zurückrufen, der junge Polizist war jetzt sicher mit seinen Kollegen beschäftigt. Außerdem war der Oberinspektor ja angeblich auf Urlaub.
    Er hatte gerade die erste Tasse Kaffee geleert, als es an der Tür klingelte. Der unerwartete Besucher war Tian Zhonghua, ein untersetzter Mann Anfang fünfzig mit buschigen grauen Augenbrauen und einem markanten Kinn. Chen kannte den Leiter des Polizeipräsidiums Wuxi von verschiedenen Konferenzen.
    »Sie hätten uns über Ihren Ferienaufenthalt informieren sollen, Chen«, sagte Tian und betrat die Villa, ohne eine Aufforderung seines Gastgebers abzuwarten. »Wie konnten Sie einfach mit Polizeimeister Huang in aller Heimlichkeit hier ermitteln?«
    »Seien Sie bitte nicht ungehalten, Dienststellenleiter Tian. Huang ist mit Hauptwachtmeister Yu befreundet, so sind wir überhaupt erst zusammengekommen. Man hat mir diesen Urlaub hier aufgedrängt, und ich hatte nichts weiter zu tun. Da konnte ich es mir nicht verkneifen, ihm bei seinen Ermittlungen ein wenig zur Hand zu gehen. Das Verdienst für den

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