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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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Fabrikanlagen. Umweltverschmutzung ist eine Herausforderung für das ganze Land und trifft den Kern unserer Wirtschaftsentwicklung: Wachstum auf Kosten der Umwelt. So kann es nicht weitergehen, Genosse Parteisekretär Zhao. Wir müssen dem Einhalt gebieten und uns auf eine andere Art des Wirtschaftens verlegen.«
    Nun erläuterte er seinem Gegenüber die Einzelheiten, die er in den letzten Tagen – vor allem von Shanshan – erfahren hatte. Zhao hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen. Als Chen mit seinem Bericht zu Ende war, fügte er vorsichtig hinzu: »Im Zuge meiner Erkundungen musste ich mich dann mit einem Mordfall beschäftigen, bei dem Umweltprobleme ebenfalls eine Rolle spielten …«
    »Ich wusste, dass Sie darauf zu sprechen kommen würden, Genosse Oberinspektor Chen. Fahren Sie fort, aber ersparen Sie mir die Einzelheiten des Falls. Ich bin kein Polizist.«
    Also berichtete Chen weiter und brachte schließlich seine Bitte vor: »Die Mordanklage gegen Jiang wurde zurückgezogen, er wird aber dennoch verurteilt. Ich habe die katastrophalen Umweltschäden, auf die er hingewiesen hat, mit eigenen Augen gesehen. Ein Umweltaktivist sollte nicht für seine Aktivitäten bestraft werden.«
    »Freut mich zu hören, dass Sie sich für die Umwelt einsetzen, Genosse Oberinspektor Chen«, sagte Zhao; seine Stimme drang klar aus Peking an Chens Ohr. »Wir werden unseren Kindern keine verschmutzten Seen hinterlassen. Und unsere Wirtschaft wird mit der Zeit auf einen Kurs der Nachhaltigkeit einschwenken. In all diesen Punkten bin ich völlig Ihrer Meinung. Nächste Woche wird das Politbüro zusammentreten. Ich bin zwar schon im Ruhestand, werde aber an der Sitzung teilnehmen und dieses Thema zur Sprache bringen. Schicken Sie mir Ihren Bericht so bald als möglich, dann kann ich einige Ihrer Punkte dort vorbringen.
    Was Jiang angeht, so wissen Sie ja, dass ich mich in den Fall nicht einmischen kann. Für einen aufsteigenden Kader wie Sie ist es wichtig, immer das Gesamtbild im Auge zu behalten und nicht nur den Einzelfall oder die Einzelperson zu sehen. Sie haben als fähiger Polizist gute Arbeit geleistet, ebenso wie als gewissenhaftes Parteimitglied. Aber Sie müssen die Angelegenheit auch aus der Perspektive der lokalen Behörden betrachten. Deren Sorgen sind vermutlich auch nicht unbegründet.«
    »Aber …«
    »Kein Aber, Genosse Oberinspektor Chen. In Shanghai wartet viel Arbeit auf Sie. Und selbst ein so altgedientes Parteimitglied wie ich hat noch so manches zu tun.«
    Das war ein unmissverständliches Zeichen, dass ihr Gespräch am Ende angelangt war. Im Grunde war es ein großes Privileg für den Oberinspektor, den Genossen Parteisekretär überhaupt so lange am Telefon gesprochen zu haben.
    Zugleich war es das Signal für das Ende seiner Ferien in Wuxi.
    In der Ferne hörte er den Schrei einer Wildgans auf ihrem einsamen Flug über den See.
    Es hätte wenig Sinn, noch weiter im Erholungsheim zu bleiben. Seine Arbeit als Polizist war getan, jetzt musste er den Bericht an den Genossen Parteisekretär fertigstellen.
    Aber vorher gab es einiges abzuschließen, überlegte er, während er sein Handy zuklappte.
    Bevor er Wuxi verließ, musste er Shanshan noch einmal treffen. Seit jener Nacht hatten sie keinen Kontakt mehr gehabt. Aber er wollte nicht abreisen, ohne sich zu verabschieden und ihr zu sagen, dass er wiederkommen würde. Was hatte er ihr sonst noch zu sagen? Er wusste es nicht. Sie hatte inzwischen wohl verstanden, dass er Polizeibeamter war und damit im System und für das System arbeitete.
    Er ging ins Schlafzimmer und blickte, die Hand auf die Fensterbank gestützt, über den See. Ein einsames Segelboot glitt durch das Wasser, vorbei an einer Insel, die wie von Entengrütze umwuchert schien. Nach einem Blick auf die Uhr fasste er einen Entschluss.
    Zu packen gab es nicht viel; in weniger als einer Viertelstunde war er fertig.
    Dann ging er ein letztes Mal durch die leeren Räume, trank die kleine Thermoskanne mit der Kräutermedizin aus und verließ mit seinem Köfferchen die Villa.
    An der Rezeption überreichte er den Schlüssel derselben Empfangsdame, die ihn auch bei seiner Ankunft begrüßt hatte. Diesmal allerdings strahlten ihre großen Augen vor Bewunderung; auch Direktor Qiao kam herbeigeeilt.
    »Nein, nein, Sie dürfen uns noch nicht verlassen, Oberinspektor Chen«, rief Qiao mit aufrichtiger Betroffenheit. »Sie sind doch erst vor einer Woche angekommen.«
    »Ich bin sehr dankbar für alles, was

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