Toete John Bender
übermannte ihn, sein Ton wurde schärfer.
»Beim Sichern des Bootes hast du einen Schäkel, der zur Spinne führt. Jeder Gurt hat einen Ring an seinem Ende, der dort gesichert wird. Acht Gurte, acht Ringe, einen Schäkel. Wo ist das Problem, Jens?«
Jens zuckte mit den Schultern. Er hasste es, wenn Tom so aufbrauste. Er war Coach und kein Survival-Trainer.
»Ist in Ordnung, Tom«, beschwichtigte er.
»Nichts ist in Ordnung. Was du da für eine Performance ablieferst, ist nicht die eines Low-Performers, sondern die eines Trottels, eines Praktikanten, der Kaffee kochen kann, aber nicht mehr. Und du bist Coach, Mann!«
Tom wurde lauter, registrierte es und versuchte, sich zu beruhigen. Er drehte sich zur Ostsee, schloss die Augen und rauchte die Zigarette bis zum Ende. »Ich will von jedem Junior-Coach, dass er irgendwann einmal imstande ist, dieses Coachingsegment eigenverantwortlich zu übernehmen. Diese Leute müssen sprühen vor Leidenschaft, brennen vor Ehrgeiz und zu jeder Sekunde muss man ihnen ansehen können, dass sie das Geschehen voll im Griff haben. Guck dir Wolfgang an. Der tickt doch noch in seinem Firmenmodus und macht einen auf Panzer, um die Hierarchien auszufechten. Meinst du, der würde sich von dir sagen lassen, was er zu tun hat, wenn du so unsicher in deinem Auftreten bist? Der hätte dich längst zerrissen. Spätestens beim Gurten des Bootes hätte er das Kommando übernommen.«
Tom riss die Glut seiner Zigarette ab, zertrat sie im Sand, den Filter steckte er in einen verschließbaren Taschenaschenbecher. Er sah zu Jens hinüber, der angestrengt den Himmel beobachtete. Seine verhärmte Miene zeigte Wut und Betroffenheit an.
»Alles in Ordnung?«, wollte Tom wissen.
»Klar, alles bestens!«, antwortete Jens vorschnell und sah Tom an.
Jens’ Wut war fast greifbar. Gut! Wut konnte ein wunderbarer Motor zur Leistung sein, man musste nur aufpassen, dass sie ein geeignetes Ventil fand.
»Schön. Wir werden als Erstes die Jurte, das Zelt, die Stangen und die Heringe rüber bringen. Dann muss alles aufgebaut werden und einer muss zur Bucht und die Überraschung für heute Abend mitbringen. Welchen Part möchtest du übernehmen?«
Tom war auf die Antwort seines Assistenten gespannt.
»Ich hol die Überraschung«, entschied sich Jens.
Tom nickte und die Antwort fügte sich in sein Meinungsbild. Jens war nicht fähig, mit Niederlagen umzugehen, und gestand sich seine Fehler nicht ein. Er hatte sich gewünscht, Jens hätte nun Verantwortung übernehmen wollen und mit der Gruppe das Lager aufgebaut, stattdessen wählte er die niedrig schwelligere Aufgabe und entzog sich der Verantwortung.
»Tja. Dann mal los«, gab Tom den Startschuss und sortierte die Gepäckstücke zu zwei Haufen. Jens schloss sich ihm schweigend an.
***
T om sah hoch. Auf der Düne sah er Sascha winken und hörte ihn rufen. Durch das Rauschen der Wellen konnte er ihn aber nicht verstehen. Tom legte eine Hand hinter das Ohr und zuckte fragend mit den Schultern. Sascha forderte ihn durch Winken auf, ihm zu folgen.
»Ich glaube, sie haben einen Platz gefunden. Ich nehme die Jurte, du das Zelt. Wir müssen eh mindestens zweimal laufen«, wies Tom Jens an.
Sie schleppten das Equipment die Düne hinauf.
»Und? Habt ihr einen Platz gefunden?«, schnaufte Tom, wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ den Seesack mit der Jurte fallen. Auf einer anderen Dünenkuppe weiter im Inneren der Insel sah er die anderen stehen und sitzen.
»Ja, da vorne, wo die anderen sind«, antwortete Sascha. »Sie machen gerade eine Pause. Aber wir haben noch etwas entdeckt, was dich interessieren könnte«, wägte er seine nächsten Worte sorgfältig ab. Es könnte ja auch sein, dass der Fund mit der Feuerstelle, den Knochen und den Pornoheften, Teil einer Inszenierung war.
»Und das wäre?«, fragte Tom.
»Ich zeig es euch. Kommt mit.«
Sascha schritt die Düne zur entgegengesetzten Richtung ihres Lagerplatzes hinab, Jens und Tom folgten ihm.
»Hier!«, deutete Sascha auf die Feuerstelle und hielt sich beobachtend im Hintergrund.
Tom ging an der Feuerstelle in die Hocke und sah sich die Knochen an. Mit einem angekohlten Stock stocherte er an einem der Knochen herum und wendete ihn. Jens stand ihm gegenüber und beobachtete.
Tom erhob sich und blickte sich um. »Habt ihr irgendwelche Spuren gefunden?«, fragte er Sascha.
»Spuren nicht, aber … Doris hat eine Tüte mit Pornoheften gefunden. Wolfgang trägt sie bei sich.«
»Aber
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