Toete John Bender
irritierten. Verunsichert fühlte er sich dadurch nicht, so würde er es nicht nennen, aber sie störten ihn und jede Störung wirkte sich meist negativ auf eine Performance aus. Und nichts hasste er mehr, als eine schlechte Performance.
Sie falteten erst das große Zelt auseinander und breiteten es aus. Tom legte das weitere Equipment zu Kategorien zusammen und erklärte die jeweilige Funktion.
»Ein Hammer«, erklärte er lächelnd und hob einen der beiden Hämmer hoch. »Sandheringe. Diese sind länger als normale Erdheringe, da wir es am Strand mit einem lockeren Untergrund zu tun haben. Sie eignen sich auch in morastigen Gegenden und bei lockerem Boden, zum Beispiel in einem Nadelwald. Mit ihnen befestigen wir die Zeltschnüre, indem wir die Heringe leicht schräg in den Boden treiben. Aber nicht den Kopf versenken, sonst können wir die Schnüre nicht nachspannen.«
Er führte exemplarisch einen Hering in die Schlaufe, welche die Schnur mit dem Holzspanner bildete und veranschaulichte, wie man die Schnüre spannen und lösen konnte. Silvia stellte sich neben ihn und beobachtete seine Handgriffe. Frederik betrachtete die Anweisungen mit etwas Abstand.
»Verstanden?«
Frederik nickte.
»Wenn ich mal Zelten war, habe ich die Heringe immer senkrecht reingehauen«, erzählte Silvia.
»Na ja, das Ganze würde mit diesen Heringen dann auch halten, aber so machen es die Profis!«
Tom verschränkte die Arme vor der Brust und zwinkerte ihr zu. Sie lachte und er schloss sich ihrem Lachen an.
»Diese drei Stangen hier kann man zu einer zusammensetzen. Das wird dann die Mittelstange. Und das Ganze funktioniert nach einem denkbar einfachen Prinzip. Einer von uns – am besten du Frederik, weil du so groß bist – geht mit der Mittelstange ins Zelt, richtet sie auf und hält sie dann stabil, während die anderen beiden von außen abspannen. Und wenn es erst einmal stabil steht, setzen wir den Eingang rein, das sind diese Stangen dort.«
Tom deutete auf die letzten Stangen, die noch übrig waren. Silvia hob das Gestänge auf und betrachtete es fragend.
»Das sind Teleskopstangen und die Bodenstücke hängen nur an diesen Federn mit dem Kreuz oben zusammen.«
Tom nahm es ihr aus den Händen und führte ihr den Zusammenbau vor. »Siehst du, so!«
Er gab ihr das zusammengebaute Eingangsgestänge zurück und suchte den scheinbar zufälligen Körperkontakt mit ihr. Als er ihren Arm streifte, beschleunigte sich sein Herzschlag, ein vitalisierendes Schwindelgefühl ergriff ihn und seine Wahrnehmung fokussierte sich zu Gänze auf den Empfang von Bereitschafts- oder Zuneigungssignalen von ihr. Wenn er eine Schwäche hatte, dann waren es Frauen. Tom wusste darum, aber ändern wollte er sich nicht.
»So. Die Mittelstange«, fuhr er fort.
Frederik hatte sie schon unbemerkt zusammengesetzt.
Tom hob den Zelteingang an, sodass Frederik mit der abgerundeten Spitze zuerst ins Zelt kriechen konnte. Mehrmals beulte sich das Zelt an den falschen Stellen aus, ehe Frederik sein Ziel fand und die Stange und somit das Zelt aufrichtete.
»Super, Frederik!«, lobte Tom und gab Silvia einen Hammer und einen Hering. »Und wir werden nun an zwei gegenüberliegenden Seiten die ersten Schnüre spannen. Gehst du dahin?«
Silvia nahm den Hammer und versuchte, den ihr zugewiesenen Hering in den Boden zu treiben. Tom fasste seine Schnur, setzte an und trieb den Hering mit fünf wuchtigen Hieben ins Erdreich. Dann ging er zu Silvia, um ihr zu helfen. Sein Atem stockte, als er sich ihr von hinten näherte. Silvia hatte sich gebückt. Ihre Shorts gaben den schmalen Streifen eines roten Spitzentangas, sowie den Ansatz zweier durchtrainierter Pobacken frei.
»Und?«, fragte er.
Ohne sich aufzurichten, wandte sie ihm ihr Gesicht zu und blies sich eine Haarsträhne von den Augen. »Was?«
»Brauchst du Hilfe?«
Sie schüttelte den Kopf und arbeitete hartnäckig daran, die Schnur zu spannen. Tom postierte sich etwas weniger auffällig, aber immer noch so, um den Anblick genießen zu können. Letztlich gewann Silvia gegen den Hering und verspannte die Schnur.
»Gut«, lobte Tom. »Jetzt nehmen wir die beiden, dann haben wir das Zelt in alle Richtungen abgespannt«, sagte er und legte ihr wie einem Kumpel einen Arm auf die Schulter.
Erwartungsvoll klopfte sein Herz. Würde sie ihn abweisen oder gewähren lassen? Sie strich sich erneut eine widerspenstige Strähne aus dem Haar, nickte und holte sich einen weiteren Hering. Tom atmete aus. Sie hatte
Weitere Kostenlose Bücher