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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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Spaß, alt zu sein. Noch nie war Mary Ellen Orton dies so bewusst gewesen. Obwohl ihr Verstand in Anbetracht ihrer fortgeschrittenen Jahre noch erstaunlich frisch war, bewältigte ihr gebrechlicher alter Körper die Mühen des täglichen Lebens nicht mehr.
    Und die Hitze machte alles noch schlimmer.
    Mary Ellen hatte den größten Teil des langen, ermüdenden Tages mit dem Versuch zugebracht, die unerbittlichen Temperaturen zu ignorieren, doch nichts hatte richtig funktioniert. Wie die meisten Menschen in ihrem Alter war sie nicht mit dem unvorstellbaren Luxus einer Klimaanlage aufgewachsen, und als junges Ding hatte sie in Chicago Jahr für Jahr die schrecklichen Geschichten gelesen, denen zufolge ältere Bürger der Stadt an der Hitze starben.
    Damals, als sie noch ein ahnungsloses junges Ding gewesen war, waren diese traurigen Geschichten noch sehr abstrakt gewesen – nichts, worüber man sich ernste Sorgen machen müsste. Doch damals war sie frisch und unverbraucht gewesen. Heute war sie neunundsiebzig und hatte sich immer noch nicht von der zerschmetterten rechten Hüfte erholt, die sie sich bei einem üblen Sturz in der Dusche vor drei Jahren zugezogen hatte, und diese Zeitungsartikel von damals schienen plötzlich viel neue Aktualität zu besitzen.
    Sie war nach L. A. gezogen, um näher bei Jerry zu sein, ihrem letzten lebenden Kind und dem Einzigen, was ihr an Familie auf Erden noch geblieben war. Es hatte ihr einen gewissen emotionalen Trost geboten, doch die Stadt der Engel war nicht gerade berühmt für ihr mildes Klima. Die braune Wolke aus Smog, die ständig über L. A. hing wie Zigarettenqualm über den Gästen in einer überfüllten Kneipe, machte die Sache nicht gerade besser.
    Mary Ellen seufzte und wischte sich die verschwitzten Handflächen an den Seiten ihres dünnen gelben Hauskleids ab, während sie gegen die Tränen ankämpfte, die wegen der zahlreichen Probleme und Enttäuschungen des zu Ende gehenden Tages in ihr aufwallten. Wie sehr sie sich wünschte, Ed wäre jetzt bei ihr. Wäre er hier – er würde sie an sich drücken, sie auf die Wange küssen und ihr sagen, sie solle sich keine Sorgen machen, alles käme wieder in Ordnung, und er würde niemals zulassen, dass ihr jemand wehtat. Er würde sein schmales Lächeln zeigen, sie zu sich hochziehen und zu imaginärer Musik mit ihr tanzen. Oh, wie gerne hatten sie getanzt!
    Doch Ed war nicht mehr da, seit mehr als zehn Jahren nicht mehr, und so schlug Mary Ellen dieser Tage ihre Zeit tot, so gut es eben ging. Das Leben war wirklich einsam , wenn man so alt war. Niemand hatte sie davor gewarnt, als sie ein junges Mädchen gewesen war, mit dem Ergebnis, dass die sogenannten Goldenen Jahre ihr eher wie Blech vorkamen.
    Suchwortspiele mit übergroßen Buchstaben halfen für kurze Zeit, die unerträgliche Langeweile zu bekämpfen. Auch das Lesen half manchmal – solange die Schrift groß genug war, dass Mary Ellen sie mit ihrem schwindenden Augenlicht erkennen konnte. Die Schecks von der Rentenversicherung und die kleine Pension von ihrem verstorbenen Ehemann, der bei der Post gearbeitet hatte, erlaubten ihr keine neumodischen Dinge wie Kabelfernsehen, doch Mary Ellen kam wunderbar mit ihrem alten Schwarzweißgerät und der Zimmerantenne zurecht.
    Manchmal war das Signal sogar halbwegs gut, sodass sie ihre täglichen Seifenopern und die Nachrichten verfolgen konnte, doch selbst das war ihr in letzter Zeit immer mehr zu einer Last geworden. An diesem Abend zeigte der Fernseher nur weißes Geflimmer, begleitet vom lästigen Brummen aus dem Lautsprecher, und so schaltete sie die Flimmerkiste wieder ab.
    Sie versuchte es eine Zeit lang mit Stricken, doch es dauerte nicht lange, bis die Arthritis die Nadeln von ihren Händen schüttelte, sodass sie klirrend auf den billigen Fernsehtisch vor ihr fielen. »Old Arthur« wohnte nun schon seit einigen Jahren in ihrem Körper, und sie wollte verdammt sein, wenn er nicht der rüpelhafteste und rücksichtsloseste Hausgast war, den sie je kennengelernt hatte.
    Eine Schweißperle lief in der erstickenden Hitze des Apartments an Mary Ellens Hals hinunter. Die verdammte Klimaanlage war wieder kaputt, und Jerry, ihr Sohn, war noch nicht vorbeigekommen, um sie zu reparieren. Obwohl er im Grunde ein guter Junge war, hatte er genauso viele Probleme wie jeder andere. Vielleicht sogar mehr als jeder andere.
    Mary Ellens knorrige Finger streiften leicht über das kleine Life-Alert-Notrufgerät, das an einer Kette

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