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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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gesehen oder gehört haben. Besonders heute Morgen, so gegen acht.«
    Die junge Frau blickte verwirrt drein. »Was meinen Sie mit ›ungewöhnlich‹?«
    Dana machte eine Handbewegung, und ihr wurde schmerzlich bewusst, wie schlimm ihre eigenen Fingernägel im Vergleich zu denen von Tyesha aussahen. »Ich meine, ob Sie etwas bemerkt haben, das Ihnen nicht normal vorkam. Haben Sie etwas gesehen, gehört? Waren in letzter Zeit Fremde auf dieser Etage? Ich möchte erfahren, wie die Holloways so waren. Wohin sie gegangen sind, um sich zu amüsieren. Ob es eine enge Familie war. Ob sie religiös war, und falls ja, in welche Kirche sie gegangen ist. Wer kam an den Wochenenden zu Besuch? Solche Dinge. So kann ich mir ein besseres Bild von der Familie machen und von jedem, der möglicherweise darauf aus war, ihr etwas anzutun.«
    Die junge Frau presste die Lippen aufeinander. »Es zahlt sich nicht aus, hier im Haus auf Fremde zu achten, Lady. Und diese Familie … na ja, sie ist unter sich geblieben, wie wir anderen auch. Ansonsten weiß ich wirklich nicht, was ich Ihnen erzählen könnte.«
    Dana nickte. Sie fühlte sich ungefähr so willkommen wie eine Herpes-Epidemie in einem Kloster. Trotzdem, obwohl es nicht die Antwort war, die sie sich erhofft hatte, war sie nicht im Mindesten überrascht. Niemand wollte je reden, doch wer zum Teufel konnte es den Zeugen verübeln? In dieser Gegend war man ganz schnell als nicht vertrauenswürdig gebrandmarkt, wenn man mit der Polizei kooperierte. Ein Ruf, der üblicherweise mit einer heftigen Tracht Prügel einherging – oder Schlimmerem –, als Erinnerung daran, beim nächsten Mal das verdammte Maul zu halten.
    Dana atmete tief durch und fuhr geduldig fort, als redete sie mit einem Kind: »Hören Sie, Tyesha. Ein kleines Mädchen wurde ermordet, hier, in diesem Haus, heute Vormittag. Es ist das fünfte Opfer in weniger als drei Monaten. Sie sind selbst Mutter, deshalb werden Sie begreifen, wie furchtbar so etwas sein muss. Jacinda Holloways Mutter ist zurzeit in der Cleveland Clinic. Sie steht unter starken Beruhigungsmitteln. Also sagen Sie es mir, wenn Sie irgendetwas wissen. Nur so kann ich verhindern, dass einer anderen Mutter das Gleiche passiert.«
    Die junge Frau lächelte sie dünnlippig an. »Erstens bin ich keine verdammte Crackhure wie dieses Miststück, und zweitens funktioniert es vielleicht da, wo Sie herkommen, aber ganz bestimmt nicht in unserer Gegend.« Sie machte eine umfassende Geste mit der freien Hand. »Sehen Sie sich um, Dorothy . Sie sind nicht mehr in Kansas, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist.«
    Dana rührte sich auf der Couch. Vielleicht war die Böser-Cop-guter-Cop-Routine doch nicht so verkehrt.
    »Ja«, sagte sie und blickte der jungen Frau in die Augen. »Ich weiß. Schon mal was von Beihilfe zum Mord gehört?«
    Tyesha lachte laut auf. Es war ein dunkles Lachen, das im Zimmer widerhallte und für Dana völlig unerwartet kam.
    »Was wollen Sie denn tun?«, fragte Tyesha ungläubig. »Mich aufs Revier mitnehmen? Mich in eine Zelle sperren? Wer soll sich um mein Baby kümmern, wenn ich eingesperrt bin? Sie? Wissen Sie was? Ich glaube Ihnen nicht.«
    Dana antwortete nicht. Tyesha hatte recht. Manche Frauen waren einfach nicht dazu geschaffen, Mütter zu sein, und Dana gehörte dazu. Verdammt, sie konnte ja kaum auf sich selbst aufpassen, geschweige denn auf ein Baby.
    Im Laufstall regte sich Tamara. Sie machte leise gurrende Geräusche im Schlaf und versuchte, den Kopf zu heben. Die junge Mutter blickte zu ihrem Kind hinüber und gab einen resignierten Seufzer von sich. »Hören Sie, Lady, ich weiß überhaupt nichts. Okay? Ich hab keine Fremden gesehen, weil ich nicht hingucke. Sind wir jetzt fertig? Ich muss mein Baby stillen.«
    Dana erhob sich und ging zur Tür. Sie war offensichtlich unerwünscht, und das kam nicht überraschend. In diesem Stadtteil waren Polizei und Justiz nicht viel angesehener als der Ku-Klux-Klan.
    Draußen im Flur drehte sie sich noch einmal um und reichte Tyesha eine Visitenkarte. »Danke für Ihre Zeit. Rufen Sie mich unter dieser Nummer an, falls Ihnen doch noch etwas einfällt, egal was. Jederzeit, Tag und Nacht.«
    Die junge Frau nahm die Karte und warf einen kurzen Blick darauf; dann schaute sie Dana an. »Wie ich schon sagte, Lady, ich weiß nichts. Überhaupt nichts.«
    Mit diesen Worten schlug sie Dana die Tür vor der Nase zu.
    5.
    2250 Drexel Street, South Central L. A.
21.39 Uhr
    Es machte keinen

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