Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
Arbeit haben, es war vielleicht das Beste, er sah zu, dass er ein wenig Schlaf bekam. Mit diesem Gedanken ließ er sich auf das Himmelbett fallen und versank darin wie in einer Wolke. Ganz schlecht für die Bandscheiben, diese Matratze. Aber dennochhimmlisch. Er war müde wie ein Stein. Die Augen fielen ihm zu. Sein Telefon vibrierte.
Eva.
»Was ist passiert?«, fragte sie.
»Viel«, sagte Forsberg.
»Mit deinem Haus!«
»Wieso?«
»Weil ich gerade davorstehe. Es ist schief, und eine Streife parkt davor, und alles ist abgesperrt. Wo bist du?«
Forsberg erklärte es ihr.
»Wir waren für heute verabredet. Nach dem Joggen. Erinnerst du dich?«
»Ja«, sagte er.
»Ich bin noch so aufgedreht, ich brauche jetzt dringend ein Glas Wein. Und eine Dusche. Oder bist du zu müde?«
»Nicht die Spur«, sagte Forsberg. »Es gibt aber nur Bier und Wodka.«
»Bestens.«
»Ich werde dich aber nicht zum Lachen bringen«, warnte er.
»Danach ist mir jetzt auch nicht«, kam es von Eva mit einem verheißungsvollen Unterton in der Stimme.
Die Zeit bis zu ihrem Eintreffen nutzte Forsberg, um sich die Zähne zu putzen, Kaffee aufzusetzen und aus der Rückseite des Pizzakartons ein Schild zu machen, das er an die Tür seines Mädchenzimmers hängte: Bitte nicht stören. Auf gar keinen Fall!
»Der Kerl hat ja die halbe Redaktion überwacht«, sagte Leander Hansson.
»So ein Programm ist schnell installiert, man muss nur kurz das eingeschaltete Handy in die Finger kriegen. Und wenn man’s drauf anlegt, merkt der Handybesitzer gar nichts davon. Sehr beliebt bei eifersüchtigen Ehepartnern«, klärte ihn Selma auf. Sie saß am Steuer, während Leander Hansson Leif Hakeröds iPad inspizierte.
Vorhin hatte er mit seiner Frau telefoniert. Die war offenbar über seine Exkursion nicht begeistert, aber er hatte nicht nachgegeben und irgendwann einfach gesagt: »Ich melde mich, sobald sich was ergibt«, und dann aufgelegt.
Das Handyüberwachungsprogramm schien tatsächlich gut zu funktionieren, jedenfalls konnte sogar Selma, die zu ihm hinüberschielte, deutlich erkennen, dass Evas Handy im Augenblick an dem Punkt verharrte, an dem ihre Wohnung lag. Ein spätes Verhör? Selma musste schmunzeln. Ist die Katze aus dem HausLeander Hansson schien sich ähnliche Gedanken zu machen, er runzelte die Stirn. Dann durchstöberte er weiter das iPad. »Die meisten Dateien sind verschlüsselt«, sagte er nach einer Weile.
»Die Nerds im Präsidium kriegen die schon auf. Ich will auch lieber gar nicht sehen, was da drauf ist«, sagte Selma.
»Wieso? Was glaubst du?«
Selma erzählte ihm von Valeria Bobrow und Magnus Cederlund und ihrem Verdacht, der sich erhärtet hatte, nachdem sie die Ziele in Leif Hakeröds Navi gesehen hatte. Das Sommerhaus am Vättern war darunter ebenso wie das Haus von Marta und Magnus Cederlund in Långedrag. Andererseits war der Mann Journalist, er könnte auch dienstlich dort gewesen sein.
»Kannst du nachsehen, ob irgendwo der Name Siska auftaucht. In einer Mail vielleicht?«, fragte sie.
»Später, ja?«, sagte er. »Mir ist gerade nicht so gut.«
»Tut mir leid«, sagte Selma. »Fahr ich so mies?«
»Nein. Ich habe nur ewig nichts gegessen, und die ganze Aufregung«
»Hast du heute keine Schokolade dabei?«, fragte Selma.
Leander Hansson schüttelte lächelnd den Kopf und öffnete das Handschuhfach. »Ein Energy-Drink, ein Müsliriegel, eine Ray Ban und ein paar Gramm Koks, wenn ich das richtig deute. Der Kerl hat wirklich nichts ausgelassen.«
Selma drehte die Lüftung höher.
»Nach vorn schauen, das hilft.«
Er wickelte den Müsliriegel aus, hielt ihn ihr vors Gesicht und ließ sie abbeißen. Na toll, jetzt fress ich ihm schon aus der Hand, dachte Selma vergnügt. Abgesehen davon, dass ich gerade gegen mindestens ein Dutzend Vorschriften verstoße.
»Für deinen Job hätte ich nicht den Magen«, sagte er.
»Den habe ich auch nicht. Und erst recht nicht das Gemüt. Aber vielleicht gewöhn ich mich noch dran«, meinte Selma mehr zu sich selbst.
Eine Weile hingen sie ihren Gedanken nach, dann fragte Leander:
»Wie seid ihr eigentlich auf Eyja de Lyn gekommen, ausgerechnet jetzt?«
Selma war versucht, es ihm zu erklären. Das zufällige Treffen mit Pernilla Nordin und deren Bemerkung, die ihre Neugier geweckt hatte. Allerdings würde diese Information sicherlich nicht dazu dienen, den Familienfrieden zwischen den Hanssons und den Nordins zu fördern.
»Zufall«, sagte sie also nur. »Ich hab mir
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