Töten Ist Ein Kinderspiel
ist richtig.“
„Ich habe vor elf Jahren angefangen für Ingo zu arbeiten und mich sofort in ihn verliebt. Für mich hat es nie einen anderen Mann gegeben, auch wenn ich Affären hatte, sogar einmal verlobt war. Aber ich hätte mich niemals wirklich auf einen anderen einlassen können.“ Gisela Kleinert lächelte müde. Sie trug eine leichte schwarze Bluse offen über einem schwarzen Trägerhemd und auch der Rest der Kleidung wies darauf hin, dass sie in Trauer war. Ihre Augen ließen daran ebenfalls keinen Zweifel. „Er hat mich lange ignoriert. Bis zu unserer Dienstreise vor vier Jahren nach Brüssel. Danach hat er mir gesagt, dass er sich niemals von seiner Frau trennen würde und die Sache mit mir nicht den Stellenwert einer Affäre übersteigen würde.“
Ingo Mangolds Sekretärin hatte inzwischen ein neues Büro bezogen und arbeitete in einer neuen Abteilung.
„Im Ministerium wusste niemand etwas von uns. Ingo hatte eine Sonderstellung hier. Eigentlich ist das für Lateinamerika zuständige Referat ja in Bonn. Ingo hat aber an so vielen Schnittstellen gearbeitet, dass man ihm ’92 hier in Berlin ein Büro eingerichtet hat. Ich war seine einzige direkte Mitarbeiterin.“
Berger konnte gerade noch die Frage unterdrücken, ob sie sozusagen sein Mädchen für alles gewesen sei, als seine Kollegin schon nachhakte: „Das heißt, Sie haben sich sowohl beruflich als auch privat sehr gut gekannt.“
„So könnte man es sagen, ja.“
„Und es hat Sie nie gestört…?“, Inge Nowak kam nicht dazu, den Satz zu beenden.
„Ich war nicht nur seine Geliebte“, fiel ihr Gisela Kleinert mit Bestimmtheit ins Wort. „Wir haben zwar nicht zusammengewohnt, hatten keine Kinder, aber für mich waren wir ein Paar.“ Sie hob den Kopf, als ob sie ein Stück über sich hinauswachsen wollte. „Vielleicht kein normales, aber ein Paar.“
„Das heißt, sie wussten früh von seiner Krankheit?“
„Ich war die erste, die es wusste. Er kam direkt vom Arzt ins Büro. „Es stimmt etwas nicht, Gisi, hat er gesagt, und ich glaube, ich bin ernsthaft krank.“ Sie stand aus dem Besuchersessel auf und stellte sich ans Fenster. „Er hat mich sofort aus dem Krankenhaus angerufen, als er die Diagnose bekam.“ Sie dreht sich um. „Obwohl seine Frau bei ihm war.“
„Kann es sein, dass Sie diese Situation ändern wollten?“, fragte Berger ohne Vorwarnung.
„Wie meinen Sie das?“ Ihre Unterlippe zitterte.
„Vielleicht wollten Sie Ingo Mangold in seinen letzten Wochen für sich allein? War Ihnen seine Ehefrau im Weg?“
Der Gesichtsausdruck von Gisela Kleinert veränderte sich schlagartig. Sie wurde bleich, ihre Hände suchten Halt an dem Drehstuhl, der vor dem Schreibtisch stand.
„Ich habe diesen Menschen geliebt. Glauben Sie, ich nehme ihm, kurz vor seinem programmierten Tod, das, was ihm am wichtigsten im Leben war?“ Sie starrte Berger an, als wäre er von allen guten Geistern verlassen. „Halten Sie mich für ein gefühlloses Monster?“
Sie schien diese Frage ernst zu meinen, und weder Inge noch ihrem Kollegen gelang es danach noch, befriedigende Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Wie es aussah, hatten sie die trauernde Geliebte in ihrem Stolz gekränkt, und sie war zu keiner Kooperation mehr bereit.
„Wir kommen sicher noch einmal auf Sie zurück, Frau Kleinert“, sagte Inge Nowak schließlich. „Verraten Sie uns noch, was Sie am vergangenen Montagabend zwischen 18 und 19 Uhr gemacht haben?“
„Yoga.“
„Kann das jemand bestätigen?“
„Yogazentrum Mitte, Leipziger Straße. Der Kursleiter heißt Marian. Ich bin dort jeden Montag. Yoga für Frauen.“
Die beiden Kommissare verabschiedeten sich und verlegten die Lagebesprechung in ein kleines Bistro an der Spree.
„Glaubst du ihr?“, fragte Berger.
„Aufs Wort.“
„Wieso?“
„So bescheuert können nur Frauen sein. Lassen sich jahrelang vertrösten und halten dem Typen bis zum Schluss die Treue.“
„Ihm, ja. Aber seiner Familie?“
„Ich weiß nicht. Was hätte sie davon haben sollen, Erika Mangold kurz vor seinem Tod umzubringen? Die Genugtuung, später als trauernde Witwe dazustehen? Hätte ihr doch sowieso niemand geglaubt, hat doch kein Mensch davon gewusst.“
„Vielleicht hat er sich angesichts des bevorstehenden Todes von ihr abgewandt? War ihm die Geliebte zuviel?“
„Das ist möglich und wäre ein Motiv. Wie finden wir das heraus?“
„Seine Korrespondenz, alte E-Mails, Briefe, das ganze Programm.“
Inge
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