Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Zeitfenster für den ersten Mord war durchaus realistisch. Der Mord an Milan Drakovic passierte gegen 22.00 Uhr. Von Linz nach Prag waren es ungefähr 250 Kilometer. Das bedeutete dreieinhalb Stunden Fahrzeit mit dem Auto. Petrovic hätte dann am nächsten Morgen wieder nach Prag fahren können, um sich mit Pavel Hajek zu treffen. Doch diese Theorie war mehr als unwahrscheinlich.
Erst Francisca brachte wieder Schwung in ihre Diskussion.
„Tony, du hast doch herausgefunden, dass dieser Alex Huber eine kriminelle Vergangenheit hat.“ Sie holte tief Luft und verwandelte sich augenblicklich von der Hausfrau und Mutter wieder in die toughe Polizistin, die sie früher gewesen war. „Nehmen wir an, Tatjana Drakovic und Alex Huber stecken unter einer Decke. Huber ermordet Milan und Bogdan Drakovic in Tatjanas Auftrag. Das ist doch logisch! Wurde er nach dem Mord an Bogdan Drakovic von der Polizei einvernommen?“
„Wir haben ihn nur routinemäßig überprüft, er war zu diesem Zeitpunkt nicht verdächtig“, erwiderte Braun und machte ein zerknirschtes Gesicht. „Alex Huber war eine Randfigur. Er hatte eine rein geschäftliche Beziehung zu Royal International.“
Francisca gab sich mit seiner Antwort nicht zufrieden und dachte angestrengt laut weiter: „Bei der Durchsuchung von Hubers Wohnung wurde doch das Fragment einer Festplatte gefunden. Die Daten darauf könnten der Schlüssel sein. Vielleicht sind es Anweisungen von Tatjana Drakovic?“, spann sie ihren Gedankenbogen weiter und schaute Tony fragend an. Doch dieser blieb skeptisch und sagte: „Ja, das könnte sein. Aber in welchem Zusammenhang stehen dann die Schießerei bei Tudjman in Zagreb und der als Drogentod getarnte Mord an dem Model Yurika Mekas in Linz?“
Mit einer lockeren Handbewegung tat Francisca diesen Einwand ab. „Dieser Hinweis auf die früheren Eigentümer von Royal International war vielleicht nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver der beiden, um Igor Drakovic, Slobodan Petrovic und auch die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken.“ Sie lächelte Braun wissend an, ehe sie fortfuhr: „Was Yurika Mekas betrifft: Das arme Mädchen war zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie hat vielleicht geahnt, wer der Mörder ist, deshalb musste sie sterben.“
Abrupt stand Francisca auf, klatschte in ihre Hände und rief theatralisch: „Mein Gott, ich habe ganz auf die Kinder vergessen, die sitzen schon seit Stunden vor dem Fernseher!“
Sie drückte Braun zum Abschied heftig an sich und verschwand mit den beiden Hunden im Schlepptau, während Ramon Llul und er ihre Vermutungen weiter erörterten und eine Flasche Wein um die andere leerten.
Je mehr sie tranken, desto melancholischer wurde Braun und das Gespräch glitt unmerklich von beruflichen in private Bereiche. Er redete wie ein Wasserfall und war dankbar für das verständnisvolle Schweigen seines Freundes, der aufmerksam seinen Erzählungen lauschte. Bald zeigte jedoch der spanische Wein seine intensive Wirkung, sie konnten keine klaren Gedanken mehr formulieren, ihre Sätze wurden zu einem unverständlichen Kauderwelsch aus Deutsch und Spanisch und schließlich verstummten beide.
28. Palma/Linz: Der letzte Tag
Die Hochhäuser am Passeig Maritim waren großteils Apartmenthäuser mit Bars und Diskotheken im Erdgeschoß. Dazwischen gab es auch Bürogebäude mit horrend hohen Mietpreisen, da sich die Hausbesitzer den direkten Meerblick und die Adresse teuer bezahlen ließen. In einem dieser Gebäude, mit Blick auf den Yachthafen und die millionenschweren Boote von russischen Milliardären und sonstigen dubiosen Geschäftsleuten, befand sich das Büro der Eventagentur Schröder & Gonzales.
Uwe Schröder stand in dem eiskalt klimatisierten Besprechungsraum und sah hinunter auf den Yachthafen, wo gerade die wie ein U-Boot designte 119-m-Yacht des russischen Milliardärs Melnichenko für einen Menschenauflauf sorgte. Bei dem Anblick des futuristischen Bootes wurde Uwe Schröder schmerzlich bewusst, dass er Lichtjahre davon entfernt war, sich ein solches Traumschiff leisten zu können.
Tatsächlich lag die Blütezeit der Agentur schon weit zurück. In den boomenden 90er-Jahren war Schröder & Gonzales die erste Adresse für kreative Großevents gewesen, mit Niederlassungen in Hamburg, München, Zürich und Palma de Mallorca. Mittlerweile gab es nur noch die Niederlassung in Palma und auch hier lebten sie auf Grund der horrend hohen Mietpreise weit über ihre Verhältnisse. Obwohl er aus
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