Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
machen. Als er sich etwas beruhigt hatte, stand er auf, stellte sich hinter seinen Schreibtisch, Bildschirme und Computer als Schutzwall zwischen sich und Szabo.
„Es ist besser, wenn du gehst, Stefan“, sagte er und versuchte seinen coolen Tonfall wieder zu finden, doch je länger er sprach, desto schriller und lauter wurde seine Stimme.
„Das ist keine kreative Zusammenarbeit, das ist absolute Schikane. Blanker Terror, den du ausübst! Ich bin hier der Artdirector und du nur ein Freelance-Kreativer, egal wie international du auch sein magst!“
Durch sein Schreien schreckte der Praktikant aus seiner Arbeit, beobachtete neugierig den Streit und auch Mary lehnte interessiert in der Tür. Szabo kam langsam wieder zur Besinnung, strich sich mit der Hand über seine streichholzkurzen Haare und setzte ein gewinnendes Lächeln auf.
„Natürlich, du hast Recht, Richard, mein Fehler“, sagte Szabo und war wie ausgewechselt. „Tut mir leid, aber ich habe im Augenblick einige schwierige Projekte. Wir sehen uns.“ Szabo hob grüßend die Hand, steckte sich die Kopfhörer in die Ohren, drehte hektisch die Lautstärke seines iPods bis zum Anschlag hoch, drückte sich an der verwirrten Mary vorbei nach draußen und verschwand ohne die Tür zu schließen.
„Was war los?“, fragte Mary neugierig und wartete ungeduldig, bis sich Richard heftig zitternd eine Zigarette angezündet hatte.
„Stefan ist völlig unmotiviert ausgeflippt wegen der Anzeige für den Blumengroßhändler“, sagte er zwischen zwei tiefen Lungenzügen. Er ging zu seinem Computer, drückte auf eine Taste und sofort war das Layout wieder auf dem Bildschirm zu sehen.
„Ich habe es natürlich nicht gelöscht“, meinte er, grinste halbherzig und deutete auf den Schirm. „Das hat ihn so aufgeregt! Die Wasserleiche mit dem Blumentattoo!“
„Mein Gott, Richard, was hast du gemacht!“ Mary stieß einen spitzen Schrei aus und hielt sich die Hand vor den Mund. „Der arme Stefan!“
„Jetzt komme ich überhaupt nicht mit.“ Achtlos schnippte er die Asche auf den Boden. „Stefan ist ausgeflippt! Nicht ich!“
„Ja, weißt du denn nicht, was mit Stefans Frau passiert ist?“, fragte Mary und zupfte nervös an ihren bunten Tüchern.
„Nein, keine Ahnung.“ Neugierig schaute er zu Mary. „Ich wusste nicht einmal, dass Stefan verheiratet ist.“
„Verheiratet war“, korrigierte ihn Mary. „Seine Frau ist tot! Im Swimmingpool ertrunken!“
„Ach du Scheiße!“ Vor Schreck fiel ihm die Zigarette aus seinem Mund. „Das konnte ich doch nicht wissen“, stotterte er.
„Stefan hat sie damals gefunden, aber da war es schon zu spät“, redete Mary atemlos weiter. „Eine Freundin von mir hat das alles hautnah mitbekommen. Sie wohnt nur ein paar Häuser weiter. Stefans Frau war Fotografin, anscheinend hat sie im Garten fotografiert, ist dabei gestolpert, mit dem Kopf auf den Beckenrand geprallt, bewusstlos ins Wasser gestürzt und ertrunken!“
„Echt tragisch! Ehrlich, ich habe nichts davon gewusst!“ Richard schüttelte den Kopf. „Das ist ein Schicksal, grauenhaft. Weiß Anna darüber Bescheid?“
„Ich glaube schon. Als Stefan bei uns aufgetaucht ist, haben sie sich lange unterhalten und Anna hat dann so eine Andeutung gemacht“, sagte Mary nachdenklich.
„Wie ist Szabo eigentlich zu ,The White Elephant‘ gekommen?“
„Anna hat auf einer Internet-Plattform einen freiberuflichen Kreativen gesucht und er hat sich gemeldet“, erwiderte Mary. „Für ihn war Linz sehr praktisch, seine Mutter lebt ja in einem Sanatorium am Traunsee!“
„Ich weiß“, sagte Richard. „Er besucht sie auch recht oft.“
Er setzte sich wieder vor seine Bildschirme, aber seine Kreativität war wie weggeblasen. Nachdenklich betrachtete er das Layout mit der Frau im Schwimmbecken, seufzte tief und versenkte es entschlossen im Papierkorb seines Computers.
Dann erinnerte er sich wieder, dass Tony Braun weitere Informationen über Royal International haben wollte, und begab sich in seine digitale Welt des World Wide Web.
Richard Marx stand vor dem Waschbecken in der Toilette und betastete seinen Hals. Mit einer Hand hielt er seine zottelige Mähne hoch, verrenkte den Kopf, um im Spiegel einen Blick auf seinen Nacken zu werfen. Nichts zu sehen, dachte er, spürte aber noch immer den eisernen Druck von Stefan Szabos Hand. Hektisch klopfte er auf den Seifenspender, wusch sich mehrmals Hals und Nacken, wischte die Haut mit Unmengen von
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