Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
gesichtslosen Niemandsland am Rand der Stadt Zagreb mit Hilfe eines EU-Förderprogramms aus dem Boden gestampft worden waren. Die Straßen waren alphabetisch durchnummeriert und die Firma von Edgar Tudjman befand sich in Straße E. Kurz vor dieser Straße stieg Hajek aus dem Taxi, ging ein Stück zu Fuß weiter, bis er vor einem billigen einstöckigen Bau mit einem gläsernen Aufsatz auf dem Flachdach stand. Auf dem von der Sonne verbrannten Rasen tröpfelte ein Springbrunnen vor sich hin, ein durch die Hitze aufgeplatztes Asphaltband führte direkt zu den Produktionshallen. Im ersten Stock waren die Büroräume angesiedelt.
Suchend sah sich Hajek um. Aus der Produktionshalle drang verhalten Maschinenlärm durch die geschlossenen Tore. Es gab keinen zentralen Eingang, nur eine massive Eisentür an der Längsseite des Gebäudes.
Auf einem Schild neben dieser Tür stand Penthouse, daneben hing ein kleiner Bildschirm und ein Kameraobjektiv. Beides war nicht in Betrieb und die Tür zu Hajeks Überraschung nur angelehnt. Das Penthouse war anscheinend erst später auf das Dach des bisherigen Firmengebäudes aufgesetzt worden und daher vom Rest der Firma abgetrennt und nur über eine schmale Treppe von außen erreichbar.
Er stieg die schmale Treppe nach oben. Links und rechts befand sich eine Kettenkonstruktion an der Wand. Die Treppe war eng und steil, Beklemmung stieg in ihm auf, als er nach oben schlich. Fest presste er die Aktentasche an seinen Körper und plötzlich bedauerte er es, keine Waffe bei sich zu haben. Ganz oben, am Ende der Treppe, waren leise Geräusche zu vernehmen.
Je höher er nach oben stieg, desto lauter wurden diese Geräusche, schließlich identifizierte er sie als die erregten Stimmen von zwei Personen. Zunächst konnte er den Inhalt der Sätze nicht verstehen, es war ein Kauderwelsch aus Englisch, Serbisch und Russisch, doch bald erfasste Hajek den Sinn der Worte. Leise schlich er weiter hinauf. Die Treppe führte direkt in einen großen Raum mit Glaswänden – das Penthouse. Auf den obersten Treppenstufen versprerrte eine Aluminiumplattform, die mit der Kettenkonstruktion verbunden war, den Weg. Es war eine Art Lastenaufzug. Hajek kauerte sich unter die Plattform und konnte auf diese Weise von oben nicht gesehen werden.
Schweiß tropfte von seiner Stirn, als er vorsichtig über den Rand der Plattform in den Raum spähte. Er sah einen Schreibtisch, dahinter einen Mann, der sich mühsam auf Krücken aufrechthielt und dem Alter nach Edgar Tudjman sein musste. Der andere Mann war durch die Wand verdeckt, doch seine Stimme kam Hajek bekannt vor, er konnte sie nur noch nicht einordnen.
„Ja, das gefällt mir!“, rief ein völlig aufgebrachter Tudjman und fuchtelte mit seiner Krücke in Richtung des anderen Mannes. „Das gefällt mir, dass jetzt auch Bogdan Drakovic tot ist! Ich habe es in der Zeitung gelesen! Nur eine kleine Notiz, eine Randnotiz bei uns in Zagreb, aber für mich war es die Schlagzeile des Tages!“
Tudjman holte kurz Luft und stützte sich ächzend auf seinen Krücken ab, ehe er fortfuhr:
„Es gibt doch noch so etwas wie Gerechtigkeit! Vielleicht erwischt es noch einen dieser verfluchten Drakovics!“
„Auch Milan ist tot, das müsstest du doch eigentlich wissen“, hörte Hajek den anderen Mann sagen.
Tudjman blickte überrascht hoch.
„Milan Drakovic ist auch tot? Das wusste ich nicht. Wieso stand nichts in den Zeitungen?“
„Nachrichtensperre in Prag! Aber trotzdem glaube ich dir nicht! Du spielst nur den Ahnungslosen!“ Der andere Mann schien zu überlegen.
„Lüge ich oder lüge ich nicht? Das möchtest du wohl gerne wissen“, Tudjman kicherte in sich hinein. „Milan, Bogdan, fehlt nur noch Igor! Dann ist die Runde komplett! Dann ist der Kampf zu Ende!“, geiferte Tudjman und schlug mit der Krücke im Takt auf den Boden.
„Ich weiß, dass du dich in Prag nach Milan erkundigt hast“, fuhr der andere emotionslos fort. „Nemec hat es mir gesagt.“
„Natürlich habe ich mich nach Milan erkundigt, ich habe auch Informationen über Bogdan eingeholt.“ Wieder sog Tudjman keuchend die Luft ein. „Nach all den Jahren war ich jetzt endlich wieder so weit, es mit Royal International aufzunehmen! Ich wollte Drakovic verklagen, verstehst du? Royal Steel wurde meinem Vater gestohlen! Ich kann das beweisen, ich bin noch ein lebender Zeuge!“
„Du weißt, dass dein Vater Royal Steel an Igor Drakovic verkauft hat“, sagte der andere und seine Stimme wirkte
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