Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
verriet, dass er es ernst meinte. „Und noch was Chef: Sie können auf mich zählen. Wenn Sie etwas brauchen, melden Sie sich einfach bei mir!“
„Du kannst mir tatsächlich noch einen Gefallen tun“, fiel ihm Braun ins Wort. „Check einmal, welche Informationen wir über Alex Huber im Computer haben. Überprüfe auch seine Wohnung, er muss ja hier in Linz gemeldet sein. Mach das aber am besten in deiner Freizeit, niemand braucht davon zu erfahren.“
„Alex Huber, den habe ich doch selbst im Headquarter von Royal International vernommen! Der hat ein Alibi und überhaupt, was hätte er für ein Motiv, Bogdan Drakovic zu ermorden?“ Gruber wirkte mit einem Mal verwirrt.
„Vertraue auf mein Bauchgefühl und mache es einfach“, sagte Braun und eilte im Laufschritt durch die Kontrolle. In Begleitung einer Stewardess lief er über das Rollfeld und stieg schwitzend in das Charterflugzeug, das bis auf den letzten Platz besetzt war.
„Nur wegen Ihnen haben wir so lange warten müssen“, zischte neben ihm eine übergewichtige Frau in engen Shorts und Sandalen, als er sich schwer atmend in seinen Sitz fallen ließ, und sah ihn dabei strafend an.
„Tut mir leid, ich musste mich noch von meinem Sohn verabschieden“, sagte Braun und lächelte gequält.
Zwei Sitzreihen vor ihm begann eine Gruppe von Männern mit Trachtenhüten und „Malle für alle“-T-Shirts im Chor zu singen und lauthals Bier bei der Stewardess zu bestellen. Er vertiefte sich in ein zerlesenes Bordmagazin und bereute es, nicht einen iPod wie Stefan Szabo dabei zu haben, um sich aus dieser grässlichen Wirklichkeit zu beamen. Während des Fluges trank er drei Dosen Bier und konnte sich so, leicht benebelt, ein wenig entspannen. Trotzdem war das beengende Gefühl in dem mit Passagieren vollgestopften Flugzeug allgegenwärtig und verursachte ihm Herzklopfen. An eine strukturierte Planung war natürlich nicht zu denken und als das Charterflugzeug in Palma landete, war Tony Braun genauso planlos wie beim Abflug.
*
Das Industriegebiet Portitxol lag östlich von Palma, beinahe genau in der Mitte zwischen der Stadt und dem berüchtigten Ort S’Arenal mit seinen Kampftrinkern und Bierbuden. In den letzten Jahren hatte Portitxol einen unaufhaltsamen Aufstieg erlebt und sich in ein trendiges Stadtviertel verwandelt, das mit Designer-Restaurants, Lounges und Bars zu einem der Hotspots der Insel wurde. Auf einer schmalen Landzunge mit direktem Blick auf die wunderschöne Kathedrale von Palma befand sich das Hotel Xenia, ein Designerhotel, das besonders bei Models und Leuten aus der Kreativbranche sehr angesagt war.
Von ihrem Zimmer im dritten Stock hatte Anna Lange einen ungehinderten Blick auf die Stadt und die lang gezogene Bucht von Palma. Unter ihr glitzerte das große Schwimmbecken mit der riesigen Sonnenterrasse und den komfortablen Liegen, auf denen sich dürre Models und andere wichtige Personen räkelten. Das dünne schwarze Kleid mit den Spaghettiträgern ließ ihre Haut noch weißer strahlen und Anna kam sich wie ein Fremdkörper, eine Außerirdische unter all den braun gebrannten glänzenden Körpern vor.
„Ich habe mir ein Wertkartenhandy gekauft“, sprach sie in das billige Telefon aus rosa Plastik und diktierte Richard Marx die Nummer. „Gibt’s sonst etwas Neues? Ist das Honorar für die Katzenfutterkampagne schon eingelangt?“
„Da muss ich dich zu Mary verbinden, aber die telefoniert gerade“, sagte Richard und sie konnte das Schnappen seines Zippo-Feuerzeuges hören, dann einige Atemzüge, als er gierig an seiner Zigarette zog.
„Weißt du, ich bin schon ziemlich gespannt auf Igor Drakovic“, redete sie drauflos, „ich zeige ihm deine Entwürfe und dann, wenn der Job unter Dach und Fach ist, frage ich ihn einfach nach seinen Vermutungen über den Mord an seinem Sohn Bogdan.“
„Na, ich weiß nicht, ob das so gut ist“, erwiderte Richard einsilbig. „Sein Sohn wurde gerade ermordet und du fällst mit der Tür ins Haus!“
„Aber mein Vater sitzt unschuldig im Gefängnis! Das wird er doch verstehen!“ Sie kam langsam in Fahrt und rieb sich den schweißnassen Hals. „Wenn ich mit ihm rede, kommen wir vielleicht auf neue Ansätze.“
„Ist das nicht ein wenig naiv, Anna?“, versuchte Richard ihren Enthusiasmus zu bremsen.
„Was ist daran naiv, wenn ich meinem Vater helfen will?“, schoss sie zurück. „Ich habe es satt, ständig alle Möglichkeiten abzuklopfen, nur um die Kontrolle zu behalten. Ich gehe
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