Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
kleine Schweißperlen auf der hohen Stirn von Igor Drakovic und seine Miene veränderte sich schlagartig. Seine Augenbrauen standen steil in die Höhe und verliehen ihm ein dämonisches Aussehen, die Augen strahlten eisig. Doch seine Antwort war bewusst ausweichend.
„Wie ich schon sagte, wir haben alles unter Kontrolle. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Marketingstrategie.“
Igor Drakovic drehte sich zur Seite und nickte mit dem Kopf. Sofort erschien ein Kellner mit einem silbernen Tablett, reichte ihm ein Blatt Papier, das er abzeichnete, ohne einen Blick darauf zu werfen. Dann schnellte er geschmeidig aus seinem Sessel, umfasste Annas Handgelenk mit beiden Händen und war wieder der enthusiastische Geschäftsmann, der alle mitreißt.
„Sie erinnern mich an meine Tochter, Frau Lange. Genauso schön und intelligent“, sagte Drakovic schmeichelnd. Doch dieser Vergleich war das Letzte, was Anna wollte. Aber sie ließ sich nichts anmerken.
„Es tut mir leid, Ihre angenehme Gesellschaft verlassen zu müssen. Sie wissen, die Geschäfte.“ Im Weggehen drehte Igor Drakovic sich noch einmal zu ihr um, so als wäre ihm spontan noch eine Idee in den Sinn gekommen.
„Kommen Sie doch morgen zu dem großen Geburtstagsfest meiner Schwester! Schöne Frauen sind immer willkommen!“
Drakovic zwinkerte ihr verschwörerisch zu und entfernte sich mit eiligen Schritten. Auf dem Weg zu seinem Wagen klopfte er dem einen oder anderen Gast noch gönnerhaft auf die Schulter und fuhr mit seinem königsblauen Bentley Continental winkend wie ein Monarch durch die schmale Gasse zur Schnellstraße Richtung Palma.
26. Palma: Der zehnte Tag
Der Flughafen von Palma de Mallorca war in der Hauptreisezeit einer der meistfrequentierten Airports von Europa. Bis zu 70.000 Personen kamen an oder verließen die Insel täglich. Der Großteil von ihnen waren Touristen. Einer davon war Tony Braun, der sich mit seinem schwarzen Anzug und den schweren Schnürstiefeln allerdings deutlich von der Masse unterschied. Noch in Linz hatte er eine Nummer in Palma angerufen und während er auf dem Flughafen von Palma zügig durch kilometerlange Gänge ging, wartete er auf einen Rückruf von Ramon Llul.
Comisario Ramon Llul war wie Pavel Hajek Teil des EUROPOL-Teams gewesen, das den international operierenden Babyface-Killer zur Strecke gebracht hatte.
Seit dem Babyface-Erfolg waren die ehemaligen Mitglieder der Sondereinheit in unregelmäßigem Kontakt, tauschten Erfahrungen und Fahndungsergebnisse aus und trafen sich bei Schulungen in diversen europäischen Hauptstädten.
Bei der Babyface-Operation hatte die spanische Polizistin Francisca Duran den Lockvogel gespielt, Ramon Llul war ihr Verbindungsoffizier. Mittlerweile waren die beiden verheiratet, Francisca hatte den Dienst quittiert und das Paar hatte drei Kinder bekommen.
Das alles ging Braun durch den Kopf, als er in der Ankunftshalle ein San-Miguel-Bier trank und mit Ramon Llul telefonierte.
„Ich habe mich schlau gemacht, Tony“, sagte Ramon Llul nach einer überschwänglichen Begrüßung.
„Gestern Abend ist ein Privatjet aus Linz gelandet, auf der Passagierliste standen Alex Huber, Anna Lange und Tatjana Drakovic.“
„Hast du sonst noch etwas für mich?“, fragte Braun und hielt sich die eiskalte Bierdose an seine Stirn, um sich ein wenig Kühlung zu verschaffen.
„Den Namen Slobodan Petrovic habe ich durch den Computer laufen lassen. Jemand mit diesem Namen ist heute Nachmittag, aus Zagreb kommend, in Palma gelandet!“
Zagreb, Hajek, Petrovic – Er wusste sofort, dass es sich um keinen Zufall handeln konnte. Doch alles zu seiner Zeit. Jetzt galt es, Anna vor Alex Huber zu warnen, dann konnte er sich dieser mysteriösen Schießerei in Zagreb widmen. Der Krieg wird durch viele kleine Erfolge entschieden!, dachte er und wunderte sich, weshalb ihm dieser Spruch jetzt einfiel.
„Also Tony“, Ramon Llul stockte kurz und räusperte sich, „was diese andere Sache betrifft, um die du mich gebeten hast. Treffen wir uns in der Bar Bosch in Palma, dort können wir das erledigen. Sagen wir in einer Stunde.“
Die Bar Bosch war eine der ältesten Bars in Palma und lag direkt am Ende der Ramblas und der Kreuzung zur Shopping-Meile, der Jaume III von Palma. Wie immer hatte Braun auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt mit einem lächerlich kleinen Mietwagen einen Tobsuchtsanfall erlitten, als der Verkehr zum Stillstand kam, das Inselradio Spitzentemperaturen bis zu 40 Grad in Aussicht
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