Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Braun nach dessen Sohn zu fragen. Das würde er beim nächsten Mal nachholen, nahm er sich fest vor.
Aber die Initialen E.T. wollten nicht aus seinen Gedanken verschwinden. Immer wieder kehrten sie zu der ominösen Plakette mit den Buchstaben zurück. Selbst als Hanna ihm mittags eine fetttriefende Burenwurst auf den Schreibtisch stellte, sich dabei aufreizend tief bückte, kam er nicht auf den Gedanken, einen Blick in ihren schwindelerregenden Ausschnitt zu riskieren, sondern konzentrierte sich stur auf seine Notizen.
Milan Drakovic und Vaclav Nemec hatten früher gemeinsame Geschäfte gemacht. Dann war es zum Zerwürfnis gekommen. Nemec arbeitete in der Folge für dubiose Firmen in Kroatien, las er in seiner Akte. Eine genauere Recherche konnte deshalb sicher nicht schaden. Hajek hängte sein fleckiges Sommersakko ordentlich auf einen Haken, öffnete den obersten Knopf seines himmelblauen Kurzarmhemdes, das seine Mutter ausgesucht hatte, und begann die Datenbanken zu durchforsten.
*
Tony Braun war gerade dabei, die Unterlagen für eine Besprechung mit Dr. Wagner, dem Big Boss, wie er von seinen Mitarbeitern genannt wurde, zusammenzustellen, als sein Telefon klingelte. Er riskierte einen kurzen Blick auf das Display und runzelte die Stirn. Es war Dr. Wagners Durchwahl. Aus Erfahrung wusste er, dass ein direkter Anruf seines Chefs nur Ärger bedeuten konnte.
„Hallo Doktor, was gibt es so Dringendes? Die Besprechung, um die ich Sie ersucht habe, ist doch erst später“, meldete er sich mit einem leicht sarkastischen Unterton. Die Stimme am anderen Ende der Leitung war um Sachlichkeit bemüht.
„Chefinspektor Braun, ich hatte gerade einen Anruf von einem Dr. Kohuth, dem stellvertretenden Prager Polizeipräsidenten. Sie haben mit einem seiner Beamten über einen ungeklärten Mordfall in Prag gesprochen. Und dabei völlig aus der Luft gegriffene Parallelen zu einem Mord im Drogenmilieu bei uns in Linz hergestellt. Was geht hier vor?“, fragte Dr. Wagner energisch.
„Deswegen haben wir ja die Besprechung“, verteidigte sich Braun und atmete hörbar durch die Nase aus.
„Chefinspektor Braun“, Dr. Wagner ließ sich nicht provozieren, „ich will das jetzt wissen! Ich höre!“
Obwohl er von vornherein wusste, dass die Erklärung zwecklos war, erläuterte ihm Braun in aller Kürze seine Theorie. Aber diesmal hatte er sich getäuscht.
„Tja, so wie Sie das schildern, hängen die Mordfälle vielleicht wirklich zusammen! Reden wir später darüber!“ Ohne sich zu verabschieden legte sein Chef auf.
Mit einem Stapel Unterlagen vor sich auf dem Tisch ausgebreitet, saßen Tony Braun und sein Assistent Gruber wenig später im Büro von Dr. Wagner. Auf dessen Schreibtisch stapelten sich wie immer Berge von Akten, die niemals weniger wurden und immer in der gleichen Ordnung aufgeschichtet waren, sodass er langsam den Verdacht hatte, alles sei bloß ein geschicktes Täuschungsmanöver. Er wollte gerade mit seiner Theorie beginnen, als die Tür aufgerissen wurde und Oberstaatsanwalt Ritter hereinstürmte.
„Tut mir leid, bin aufgehalten worden“, schnaufte Ritter und schüttelte Dr. Wagner als Einzigem die Hand. „Was gibt es zu besprechen?“, übernahm er auch sofort die Regie.
Als Braun mit seinen Ausführungen zu Ende war und alle Unterlagen über den Tisch verstreut lagen, blickte ihn der Oberstaatsanwalt fragend an.
„Und? Ist das alles? Sonst keine Fakten, keine Indizien? Das ist doch lächerlich!“, sagte Ritter und lächelte sarkastisch. „Wie immer schießen Sie über das Ziel hinaus, Chefinspektor Braun. Ein einfacher Drogenmord reicht Ihnen nicht, sie wollen gleich einen international agierenden Killer schnappen!“ Ritter lehnte sich zurück, steckte die Finger in die Taschen seiner Weste. Trotz der tropischen Temperaturen trug der Oberstaatsanwalt einen dreiteiligen Anzug, aber erstaunlicherweise schien er gegen die Hitze immun zu sein.
„Kein international agierender Killer!“, widersprach Braun und seine Stimme bekam eine unangenehme Schärfe. „Kein unbekannter Mörder! Wir wissen, wer der Aufraggeber ist!“ Er machte eine kurze Pause, blickte in die Runde und sämtliche Augenpaare waren auf ihn gerichtet.
„Der Auftraggeber ist Bogdan Drakovic!“ Er wollte noch weiterreden, wollte noch die Geschichte mit dem illegalen Club und den Live Fights vorbringen, wollte über Üzkül Bordar reden, aber er kam nicht mehr dazu.
„Es reicht, Chefinspektor! Es reicht!“, brüllte Ritter
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