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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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zurück ins Ruhrgebiet kommst.«
    »Das geht nicht. Jedenfalls noch nicht. Außerdem fließt hier jede
Menge Kohle.«
    »Warum ist sie dann so angefressen?«
    »Na ja, es läuft mit meinem Mandat hier auf Juist nicht ganz so, wie
ich mir das vorgestellt habe.«
    »Alles klar. Du hast Elke was-weiß-ich-was versprochen und stellst
jetzt fest, dass alles nur heiße Luft war.«
    »So ähnlich. Deshalb musst jetzt du mir helfen.«
    »Wobei?«
    »Es wäre toll, wenn du eine Adresse für mich überprüfen und einige Erkundigungen einziehen könntest.«
    »Dass du damit kommen würdest, hat mir Elke auch erzählt. Schieß
los.«
    Rainer fasste in wenigen Worten den Stand seiner Ermittlungen
zusammen.
    »Nicht gerade viel, was du herausbekommen hast«, spottete Cengiz.
    »Ich weiß. Deshalb brauche ich ja deine Hilfe. Super wäre auch ein
Foto von dem Kerl.«
    »Geht’s auch eine Nummer kleiner?«
    »Ich dachte ja nur.«
    »Na gut. Wo hat der Mann zuletzt gewohnt?«
    Rainer gab die Adresse durch.
    »Das ist im Dortmunder Norden, nicht?«
    »Ja. Hast du damit ein Problem?«
    »Warum sollte ich?«
    »Wegen der Nutten und ihrer Loddel.«
    »Quatsch. Da leben Verwandte von mir. Anständige Leute. Die Presse
übertreibt immens. Als ob es da von kriminellen Südosteuropäern nur so wimmeln
würde und sich kein normaler Bürger in die Nordstadt trauen könnte. Kein Problem.
Ich checke das für dich.«
    »Danke. Hast einen gut bei mir.«
    Cengiz lachte. »Wenn ich mein Guthaben bei dir jemals einlösen
würde, wärest du Wochen damit beschäftigt, meine Ansprüche zu befriedigen.
Vermutlich brauchst du die Informationen sofort?«
    »So schnell wie möglich.«
    »Ich habe einen Kunden in Dortmund. Den wollte ich ohnehin besuchen.
Ich fahre jetzt los. Im Anschluss schaue ich, was ich für dich in Erfahrung
bringen kann.«

31
    Die Adresse, unter der Knut Tohmeier wohnen sollte, befand
sich einige Nebenstraßen vom Borsigplatz
entfernt im Dortmunder Norden. Das Mehrfamilienhaus hatte auch schon bessere
Jahre gesehen: in Ehren ergraut, etwas abgerissen, von jedem Baustil war ein
bisschen eingeflossen. Eben eines jener Gebäude, die sich so häufig im
Ruhrgebiet fanden. Für den Schalke-Fan Cengiz Kaya war diese Gegend, in der die
Bewohner entweder Anhänger des BVB Dortmund waren oder sich nicht für Fußball interessierten,
quasi feindliches Gebiet.
    Als er aus seinem Wagen stieg, um sich umzuschauen, sorgte er sich
etwas um seinen fast neuen Audi, schmückte doch dessen Heck das Emblem des
Fußballrivalen aus Gelsenkirchen. Doch er schickte ein Stoßgebet an den Fußballgott
und ging zum Haus, um die Namensschilder neben den Klingelknöpfen in Augenschein
zu nehmen. Tatsächlich stand da der Name
Tohmeier.
    Cengiz schellte. Er war nicht überrascht, als keine Reaktion
erfolgte. Wenn sein Kumpel Rainer mit seiner Vermutung recht hatte, würde
Tohmeier alles andere tun, als in seiner
Dortmunder Wohnung auf seine Festnahme zu warten.
    Versuchsweise drückte er gegen die Haustür. Sie war offen. Cengiz
betrat den Hausflur. Darin war es feucht, kühl und es roch etwas moderig.
    Einige der Briefkästen an der Wand waren gewaltsam geöffnet worden,
das verbeulte Blech hing schräg in den Scharnieren. Auf einem der Metallkästen
gammelte eine Pappschale vor sich hin, aus der anscheinend einmal Currywurst
verspeist worden war. Links neben dem Eingang lagen alte Anzeigenblättchen und
Werbeprospekte, achtlos weggeworfen. Und weiter hinten im Flur warteten einige altersschwache Fahrräder auf ihre
Besitzer.
    Die ausgetretenen Holzstufen der Treppe knarrten unter Cengiz’ Gewicht,
als er in die oberen Etagen ging.
    Tohmeiers Wohnung lag im
dritten Stock. Cengiz schellte erneut, drückte dann sein Ohr an das Türblatt.
Innen blieb alles ruhig.
    Er hörte das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Cengiz drehte sich
um und sah sich einem vielleicht dreißigjährigen Mann gegenüber, der in seiner
Wohnungstür stand und ihn neugierig musterte.
    Cengiz warf einen Blick auf das Namensschild des Nachbarn. Ein
türkischer Nachname.
    Rainers Freund rief sich die Legende in Erinnerung, die er sich
vorab ausgedacht hatte. Nur mit einem Türken als Gesprächspartner hatte er
nicht gerechnet.
    »İyi akşamlar«, grüßte
er auf Türkisch. »Guten Abend. Ich möchte zu Knut Tohmeier. Aber er …« Cengiz
suchte nach den richtigen Worten in der ihm nicht so geläufigen Sprache. Dann
fiel ihm die korrekte Formulierung ein. »Er scheint nicht anwesend zu

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