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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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als Erpresser eindeutig aus.
    Im Jahr 1990 gab es eine erneute Abweichung von der Monotonie des
Hotelbetriebs. Eine Mitarbeiterin hatte mit einem Aufhebungsvertrag ihr
Arbeitsverhältnis vorzeitig beendet. Ein Blatt dahinter verriet Esch auch,
warum: Sie war schwanger geworden, wollte heiraten und Juist verlassen. Das
Glückwunschschreiben der Hotelleitung an das junge Paar war beigefügt. Wieder
Fehlanzeige. Seufzend blätterte Rainer zum nächsten Personalblatt.
    Nach fünf weiteren Stunden war er im Jahr 1974 angelangt.
    Gelangweilt nahm er den letzten Ordner zur Hand. Fast alle Namen,
die dort standen, kannte er schon aus den Jahren danach. Stammbelegschaft. Eine
der letzten Eintragungen betraf eine Claudia Tohmeier. Sie hatte am 1. Mai 1974
im Sanddornhotel als Aushilfe angefangen. Die letzte
Gehaltsüberweisung an sie war auf den 15. Oktober datiert. Allerdings, so
entnahm Rainer dem Personalbogen, hätte sie noch bis Ende Oktober arbeiten müssen.
    Der Anwalt blätterte um. Eigentlich hätten an dieser Stelle der
Aufhebungsvertrag und das Zeugnis abgeheftet sein müssen. Der Ordner enthielt
aber nichts dergleichen. Die Seitennummerierung jedoch stimmte. Es war
augenscheinlich nichts entfernt worden. Stattdessen fand sich eine Liste mit
den Anschriften Claudia Tohmeiers. Vor jeder Adresse stand ein Datum.
Anscheinend hatte derjenige, der die Liste angelegt hatte, jeden Umzug der Frau
registriert.
    Überraschend war auch, dass sieben Jahre nach dem Ausscheiden
Claudia Tohmeiers aus den Diensten der
Familie Harms nicht mehr ihr Name, sondern der eines Knut Tohmeier auftauchte. Und dieser Knut Tohmeier
war, sofern die Liste stimmte, von Kinderheim zu Kinderheim, dann in den
Jugendknast, später in den regulären Strafvollzug gewandert. Ab dem Frühjahr
2002 schließlich wohnte Knut Tohmeier im Dortmund. Seltsam. Warum waren diese
Informationen in dem Personalordner enthalten? War Knut Tohmeier der Sohn
Claudias?
    Rainer notierte sich die Dortmunder Anschrift und griff zu seinem
Handy, um Heike Harms anzurufen und sie nach diesem ungewöhnlichen Vorgang zu
befragen.
    »Frau Harms ist leider nicht im Hause«, versicherte die freundliche
Stimme am Telefon, nachdem Esch nach Heike gefragt hatte.
    »Wann ist sie denn erreichbar?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »Warum nicht?« Rainer war überrascht.
    »Sie musste etwas auf dem Festland erledigen. Wegen des Todes ihrer
Mutter.«
    »Frau Harms senior ist tot?«
    »Ja. Sie ist gestern ganz plötzlich verstorben. Das ist für uns alle
ein Schock.«
    »Dann möchte ich Herrn Harms sprechen»
    »Das geht auch nicht, tut mir leid. Er ist ebenfalls abwesend.«
    Rainer verabschiedete sich und legte auf. Das war nun wirklich eigenartig.
Erst verschwindet Gerrit Harms, dann stirbt plötzlich seine Mutter und zu guter
Letzt verlässt auch noch seine Schwester das Sanddornhotel .
    Aber eigentlich war das nicht sein Problem. Er hatte endlich eine
Spur. Zumindest etwas, was eine Spur sein könnte.
    Und das galt es zu feiern.

30
    Rainers Handy schrie: Anruf. Der Anwalt tastete nach links
zum Nachttisch. Kein Telefon. Dann eben nicht. Der Anrufer würde sich, wenn es
wichtig war, schon wieder melden. Er drehte sich nach rechts und zog das Kissen
über den Kopf.
    Das nervtötende Klingeln ging weiter, wollte einfach nicht enden.
Verärgert krabbelte Esch aus dem Bett. Was hatte er gestern eigentlich getrunken,
das einen solchen Schmerz in seinem Schädel verursachen konnte?
    »Ja?«, meldete er sich, nachdem er das Telefon in seinem linken
Schuh aufgespürt hatte. Wie konnte das Teil dahin gelangt sein?
    »Elke. Wolltest du nicht gestern anrufen? Ich dachte, dich interessiert,
wie es uns geht?«
    Elkes Tonfall verstärkte Rainers Kopfschmerzen. Seine Freundin war
sauer. Stinksauer sogar. Und er befürchtete zu Recht. »Ich wollte mich gleich
bei dir melden«, entschuldigte er sich. »Duschen, schnell frühstücken und dann …«
    »Frühstücken? Es ist halb drei!«
    Rainer tapste zum Fenster und schob die Vorhänge ein wenig beiseite.
Strahlender Sonnenschein blendete ihn. Dunkel erinnerte er sich daran, dass er
gestern Nacht noch das Schild: Bitte nicht stören mit
einiger Mühe an seiner Zimmertür befestigt
hatte. Wann war er ins Bett gekommen?
»Äh, es ist gestern später geworden.«
    »Das nennst du also arbeiten.«
    »Wie geht es Oskar?«, versuchte
Rainer einen Themenwechsel.
    »Schön, dass du dich nach ihm erkundigst. Es geht ihm gut. Und stell
dir vor,

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