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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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er den
Chef sprechen könne.
    »Das bin ich«, brummte der Mittfünfziger, der ihm das Getränk servierte.
    Rainer stellte sich vor. »Ich
suche Knut Tohmeier«, kam er sofort
zur Sache. »Ich habe gehört, dass er bei Ihnen arbeitet.«
    »Warum wollen Sie das wissen?«, bekam er zur Antwort.
    Rainer blieb bei der Geschichte, die er schon Ützelpü aufgetischt
hatte. »Ein Freund von mir möchte ihn sprechen.«
    »Weswegen?«
    Rainer seufzte theatralisch. »Irgendwas mit Geld.«
    »Da wird Ihr Freund wenig Glück haben.« Der Kneipier widmete sich
wieder dem Spülen seiner Gläser.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Tohmeier ist nicht mehr bei mir. Der Mistkerl hat uns sitzenlassen.
Einfach auf und davon. Ohne ein Wort.«
    »Wann war das?«
    »Genau vor einer Woche. Kriegt einen Anruf und weg war er.«
    »Wer hat angerufen?«
    Der Wirt zuckte mit den Schultern.
    »Und er hat nicht gesagt, wohin er wollte?«
    »Haben Sie Tomaten in den Ohren? Ich sagte: ohne ein Wort.«
    Esch dachte einen Moment nach. »Aber er muss doch Gepäck gehabt
haben. Hat er das stehen gelassen?«
    »Zunächst ja. Später am Abend hat er seine Klamotten geholt. Sogar
das Fahrrad hat er mir geklaut. Na ja«, lenkte er ein, »sagen wir: unerlaubt
ausgeliehen. Mein Sohn hat es später am Hafen entdeckt.«
    »Er ist also mit der Fähre gefahren?«
    »Warum
sonst radelt jemand mit seinem Gepäck dorthin?«
    Zwei Männer, die an einem der hinteren Tische saßen, orderten lautstark zwei weitere Biere. Rainers Gesprächspartner griff zwei Gläser,
die halb voll unter dem Zapfhahn standen, füllte sie auf und servierte sie seinen
Gästen.
    Als er wieder hinter dem Tresen stand, wandte er sich erneut an
Rainer. »Selbst seinen ausstehenden Lohn hat er nicht gefordert. Er muss es
ziemlich eilig gehabt haben.« Er beugte sich vor. »Ich sag Ihnen was. Wenn Ihr
Freund mir einen Schuldschein oder so etwas in der Art präsentieren kann, zahle
ich ihm das, was Tohmeier noch zusteht. Ist zwar nicht ganz legal, aber was
soll’s. Der Kerl kann mir gestohlen bleiben.«
    Rainer wusste, dass er nicht mehr erfahren würde, zahlte deshalb und
ging. Auf dem Weg zu seiner Familie fragte er sich, was Knut Tohmeier dazu
bewegt haben mochte, die Insel so schnell zu verlassen.
    Sie gingen über den Strand zum Ort zurück. Nach einigen Hundert
Metern wollte Oskar nicht mehr weiterlaufen und begann, zu quengeln. »Ich will
nicht mehr. Bin müde«, behauptete er und setzte sich demonstrativ in den Sand.
»Nicht mehr laufen!«
    »Du wirst ihn wohl tragen müssen«, meinte Elke und hob den Jungen
auf die Schultern seines Vaters. Dort erwachte Oskar augenblicklich wieder zum
Leben. Er fuhr seinem Vater durchs Haar, versuchte, ihn zu würgen, stieß mit
den Füßen in seine Seite. »Los, schneller«, rief er. »Hopp, hopp!«
    Widerstrebend trabte sein Vater los. Nach zweihundert Metern forderte
der Zigarettenkonsum seinen Tribut. »Ich kann nicht mehr. Ich muss mich
ausruhen«, keuchte er.
    Sofort brüllte Oskar wieder los.
    »Einverstanden«, lenkte Rainer ein. »Aber nur noch langsam gehen, okay?«
    Sein Sohn stimmte zu.
    Als sie endlich wieder an ihrem Hotel angekommen waren, bat Rainer
Elke darum, Oskar den Schubkarren zu kaufen. Er selbst konnte keinen Schritt
mehr verkraften.

40
    Dieter Buhlen schob seinen massigen Körper durch Altehuus’
Büro zum Faxgerät im Nebenraum und nahm die gerade eingegangene Post heraus.
    »Ist das die Zusammenfassung des Obduktionsberichts?«, erkundigte
sich Enno Altehuus bei seinem Kollegen, ehe der sich die Unterlagen ansehen
konnte.
    Ein Brummen signalisierte Zustimmung.
    »Das ging aber mehr als schnell. Zwei Tage sind erst nach der
Bergung der Leiche vergangen und schon liegt der Obduktionsbericht vor uns. Was
steht drin?«
    Buhlen war wieder in die Amtsstube zurückgekehrt und reichte dem
Juister das Fax. »Dann lesen Sie doch selbst«, meinte er etwas ungehalten. »Sie
können mir ja das Wesentliche berichten.« Danach ließ er sich auf einen Stuhl
fallen, der unter seinem Gewicht bedenklich ächzte, und griff zur Teetasse.
    Hauptkommissar Buhlen war zum zweiten Mal auf Juist im Einsatz.
Ursprünglich von der Kripo Hamburg kommend, war er im Rahmen eines als
Fortbildung bezeichneten Programms vor rund fünf Jahren nach Aurich abgeordnet
worden – für einige Monate, wie es damals hieß. Aus Monaten waren Jahre
geworden. Anfangs hatte er noch mit seinem Schicksal gehadert, mittlerweile
jedoch fühlte er sich in der ostfriesischen Provinz
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