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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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zu Hause. Zu seiner
Beförderung kurz nach der endgültigen Versetzung hatte auch die Aufklärung
eines Mordes beigetragen, der 1999 auf Juist begangen worden war. Und jetzt
hockte er wieder auf dieser Sandbank, obwohl er sich eigentlich einige Tage
hatte freinehmen wollen. Wenigstens war Frühsommer und er musste nicht damit
rechnen, wie damals wegen starker Eisbildung in Verbindung mit Nebel, auf dem
Eiland festzusitzen. Die Fähre fuhr regelmäßig
und der Flugverkehr lief nach Plan. Ein, zwei
Tage noch und er konnte seinen Bauch für eine Woche der Sonne Mallorcas
entgegenstrecken.
    Der Rest des Tees war kalt geworden. Buhlen goss frischen nach und
rührte geräuschvoll drei große Stück Kandis hinein. Dann lehnte er sich auf
seinem Stuhl zurück und sah Enno Altehuus interessiert an. »Na?«, fragte er.
»Was sagen Sie?«
    »Es gibt ja nicht viel Neues. Die Experten bestätigen ihre Vermutung
über die Liegedauer im Watt: etwa eine Woche. Das wussten wir schon, nachdem
sie den Toten ausgebuddelt hatten. Na ja. Jetzt ist es jedenfalls sicher.
Aufgrund der Waschhautbildung ist es nicht gelungen, einen halbwegs brauchbaren
Fingerabdruck sicherzustellen. Die Haut ging ab wie bei einem Handschuh, den du
abstreifst. Und das Foto …« Altehuus hielt eines der Blätter hoch. »Nicht sehr
appetitlich. Die Krabben und Möwen haben ganze Arbeit geleistet. Mit etwas
Fantasie kann man noch erkennen, dass das einmal ein Gesicht gewesen ist. Als
Fahndungsfoto nicht zu gebrauchen, würde ich sagen.«
    Buhlen schaute auf das Bild und schüttelte den Kopf. »Bleibt also
nur das Gebiss und seine DNA. Letzteres dauert.« Er nahm einen Schluck Tee.
»Dürfte auch nicht so einfach sein, die Leiche anhand ihrer Zähne zu identifizieren,
solange wir nicht wissen, aus welcher Gegend der Tote stammt.«
    »Wollten Ihre Kollegen in Aurich nicht das Vermisstenregister abfragen?«
    »Haben sie gemacht. Nur wurde in den letzten zwei, drei Wochen in
Deutschland und dem angrenzenden Ausland kein Mann zwischen zwanzig und vierzig
als vermisst gemeldet.«
    »Schiet.«
    »Da könnten Sie recht haben.«
    »Hier steht, dass der Tote mindestens ein Meter achtzig groß und
etwa achtzig Kilo schwer gewesen sein muss.«
    »Vielleicht ein Anhaltspunkt. Wenn wir denn sonst nichts haben.«
    »Nicht ganz. Das Opfer hat am Hinterkopf eine Wunde.«
    »Post mortem?«
    »Ließ sich nicht mehr feststellen, meinen die Mediziner. Könnte von
einem Schlag mit einem stumpfen Gegenstand wie einem Kantholz stammen. Oder
aber auch von einem Ruder oder dem Schwert eines Segelboots. Auf jeden Fall
steht definitiv fest, dass der Mann noch gelebt hat, als er im Watt eingegraben
wurde. Bei der Obduktion wurde Wasser in der Lunge gefunden. Er muss also beim
Einlaufen des Wassers noch geatmet haben.«
    »Scheißtod.«
    »In seinem Körper wurden Spuren von,
wie heißt das?«, Altehuus schaute wieder in den Bericht,
»Benzodiazepinen gefunden. Irgendjemand hat dem armen Kerl K.-o.-Tropfen
untergejubelt. Da kann man nur hoffen, dass er noch bewusstlos war, als das
Wasser stieg. »
    »Jemand hat ihn also betäubt, gefesselt und ins Watt geschafft«,
sinnierte Buhlen. »Könnte er das vom Festland aus gemacht haben?«
    »Nur, wenn er mit einem Boot gekommen ist und sich bei Ebbe hat trockenfallen
lassen.«
    »Das heißt, die Tat muss nicht zwangsläufig auf Juist begangen
worden sein. Dann könnte er, was-weiß-ich-wo betäubt worden sein. Wissen Sie,
wie lange die Wirkung von K.-o.-Tropfen anhält?«
    Altehuus schüttelte den Kopf. »Ich schaue schnell im Internet nach.«
Kurz darauf erklärte er: »Das hängt von der individuellen Konstitution des
Opfers und natürlich der Dosis ab. Hier steht, dass der Zustand der
Bewusstlosigkeit einige Stunden andauern kann und der Leidtragende unter einer
totalen Amnesie leidet. Er erinnert sich an nichts, was seit der Einnahme der
Droge geschehen ist. Manchmal noch nicht einmal an seinen Namen.«
    Buhlen dachte laut nach. »Einige Stunden. Da könnte der Täter aus
ganz Norddeutschland angereist sein.«
    »Aber nicht mit dem Bewusstlosen im Kofferraum«, erklärte Altehuus.
    Der Hauptkommissar sah ihn verwundert an.
    »Niedrigwasser ist zweimal täglich. Unterstellen wir, der Täter ist
mit einem Boot vom Festland gekommen. Dann muss er bei Flut, auf jeden Fall
spätestens bei ablaufendem Wasser, auslaufen. Die Stelle, an der wir die Leiche
gefunden haben, ist keine Sandbank. Das heißt, sie liegt nicht höher als das
sie umgebende
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