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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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bekommen?«
    Harms trank das Glas in einem Zug leer und schenkte nach. »Leider
nicht.«
    »Warum hast du auf meine Anrufe nicht reagiert?«
    »Weil ich sie nicht erhalten habe.«
    »Lüg mich nicht an. Ich habe dir auf die Mobilbox gesprochen.«
    Harms wirkte müde. »Das Handy ist defekt. Ich habe erst gestern
gemerkt, dass es nicht mehr funktioniert.«
    »Und warum hast du nicht vom Hotel aus angerufen?«
    »Hab ich. Bei Mutter.« Er zeigte auf den altertümlichen Wählapparat
auf dem Sekretär. »Drei oder vier Mal.« Seine Augen füllten sich mit Tränen.
»Kein Wunder, dass sie nie abgenommen hat.«
    »Du hättest mit mir Kontakt aufnehmen können.«
    »Ja. Hätte ich. Habe ich aber nicht.«
    »Warum nicht?«
    Gerrit Harms stellte den Kognakschwenker so heftig auf den Tisch,
dass ein Teil des Branntweins auf die Platte schwappte. »Um mir deine Vorhaltungen
anzuhören?«
    Jetzt stieß Heike ein böses Lachen aus. »Das darf doch wohl nicht
wahr sein! In welchem Film bin ich eigentlich? Du
machst mir das Leben hier seit Monaten zur Hölle, verschwindest, ohne ein Wort
zu sagen, und erklärst mir dann in aller Seelenruhe, es sei meine Schuld, dass
du keinen Kontakt zu mir aufgenommen hast? Spinnst du?«
    »Wir sollten nicht streiten. Das bringt uns nicht weiter«, lenkte er
ein. »Es geht um die Zukunft des Hotels. Um unser beider Zukunft, wenn du es
genau wissen willst.« Er ging zum Sekretär, nahm den Aktenordner zur Hand und
öffnete ihn. Schnell blätterte er durch die Seiten, fand den braunen Umschlag,
riss ihn auf und warf einen Blick auf die darin enthaltenen Papiere.
Schließlich legte er die Unterlagen zurück.
    »Mutter hat ein Testament gemacht«, sagte er eisig. »Es sollte in
einem Kuvert in diesem Ordner sein, hat sie mir vor meiner Abreise versichert.
Es ist aber nicht da.«
    Heikes Herz schlug ihr bis zum Hals. Jetzt galt es. »Was habe ich
damit zu tun? Mir hat Mutter nichts von einem Testament erzählt.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Gerrit drehte sich um, öffnete den Sekretär und durchsuchte auch
ihn. »Es ist nicht da«, erklärte er erneut. Er machte einen Schritt auf seine
Schwester zu und musterte sie misstrauisch.
    »Vielleicht hat sich Mutter geirrt.« Heike tat unbeteiligt. »Gibst
du mir bitte auch einen Kognak? Ich könnte einen gebrauchen. Die Beerdigung …«
    »Hast du Mutters Unterlagen durchsucht?« Gerrits Blick war eiskalt.
    Er kann es nicht wissen, dachte Heike. Ahnen vielleicht, aber ihm
fehlt jeder Beweis. Wenn sie sich nicht selbst verraten würde. Heike zwang sich
zur Ruhe. »Quatsch. Was ist nun mit dem Kognak?«
    Abrupt drehte sich Gerrit zur Bar und schenkte ihr ein. Dann griff
er das Glas und ging langsam auf seine Schwester zu, bis er nur noch eine halbe
Armlänge entfernt war.
    Heike blieb fast das Herz stehen. Ihre Nackenhaare richteten sich
auf. Sie roch seinen alkoholgeschwängerten Atem und erschauderte unter der nur
mühsam unterdrückten Wut in seinen Augen.
    Halt stand, befahl sie sich. Es geht um deine Zukunft. Seine kann
dir völlig egal sein. Es geht nur um dich.
    Fordernd streckte sie ihre Hand aus, um den Schwenker zu greifen.
    Gerrits Miene verzog sich zu einer Grimasse. Für einen Moment hatte
sie den Eindruck, er würde das Glas in ihrem Gesicht zerschmettern.
    Schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle. Er reichte ihr den Kognak,
zog aber seine Hand, als sie nach dem Glas fassen wollte, zurück.
    Völlig ruhig flüsterte er: »Wenn du das Testament an dich genommen
hast, bringe ich dich um.« Mit diesen Worten übergab er ihr den Kognakschwenker.

39
    Im Küstenmuseum im Loog ließ
sich das Badewannenproblem verhältnismäßig schnell lösen. Oskar war beeindruckt
von den Exponaten über den Deichbau der Juister. Besonders die hölzerne
Schubkarre hatte es ihm angetan. Es war ihm nur schwer begreiflich zu machen,
dass er diese nicht mitnehmen und mit ihr am Strand einen Deich bauen durfte. Erst nach Rainers mehrmaligem Versprechen, ihm nach
ihrer Rückkehr in den Ort unverzüglich eine andere Schubkarre zu kaufen, ließ
er sich dazu bewegen, das Museum ohne Protest zu verlassen.
    Elke und Rainer verabredeten, sich in etwa einer halben Stunde in
der Domäne Loog zu treffen. Rainer wollte zunächst
die Schaluppe aufsuchen, um sich dort nach Knut Tohmeier zu erkundigen.
    Die Kneipe lag nur einige
Häuser vom Museum entfernt. Rainer betrat den Gastraum. Nur wenige Tische waren
besetzt. Er ging zur Theke, bestellte ein Mineralwasser und fragte, ob
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