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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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Apartment ihres
Bruders und legte den Hefter sorgfältig zurück. Sie vergewisserte sich, dass
nichts in den Räumlichkeiten ihr Eindringen verriet, und sperrte die Eingangstür
hinter sich zu.
    Zurück im Büro schob sie die kopierten Seiten in einen Umschlag, den
sie sorgfältig mit Tesafilm verschloss.
    Dann radelte sie ins Dorf.
    Ihre Freundin Doris Stabelow war erstaunt, als Heike plötzlich vor
ihrer Tür stand. »Es ist doch hoffentlich nichts passiert, wenn du mich um
diese Zeit besuchst?«
    »Dann hätte ich angerufen. Nein, ich möchte dich darum bitten,
diesen Umschlag für mich aufzuheben.« Sie reichte ihr das Kuvert.
    Doris wog den Umschlag in der Hand. »Wenn ich dich frage, was da
drin ist, wirst du mir antworten?«
    »Nein.«
    »Dann frage ich dich auch nicht.«
    »Sei mir bitte nicht böse, wenn alles vorbei ist, werde ich es dir
erzählen. Hebst du das nun für mich auf?«
    »Aber klar.«

42
    Nach dem Frühstück sprach
ihn Ützelpü an. »Haben Sie schon gehört? Es hat vorgestern bei der Beerdigung
von Frau Harms einen kleinen Skandal gegeben. Erst glänzt Gerrit Harms durch
Abwesenheit, dann marschiert er während der Trauerfeier in die Kirche und setzt
sich neben seine Schwester. Schon seltsam. Kommt der Mann zur Beerdigung seiner
Mutter zu spät.«
    Rainer war überrascht. Gerrit Harms war wieder auf der Insel? »Danke
für die Information.«
    Ützelpü drehte ab und widmete sich wieder seiner Arbeit.
    Der Anwalt griff zum Handy und wählte zum gefühlt hundertsten Mal
Harms Mobilnummer. Als sich Harms wie schon seit Tagen nicht meldete,
hinterließ Rainer auf der Mobilbox die Bitte um Rückruf.
    Dann rief er im Sanddornhotel an und
verlangte, Gerrit Harms zu sprechen. Auch da biss er auf Granit. Herr Harms sei
nicht zu sprechen, erklärte ihm eine Angestellte resolut. Ob sie etwas ausrichten
könne? Ihr Tonfall ließ ahnen, was sie mit einer solchen Nachricht zu tun gedachte:
einfach vergessen.
    Trotzdem äußert Rainer auch bei ihr seinen Wunsch nach einer
Kontaktaufnahme durch Gerrit Harms. Er hatte es zumindest versucht, sagte er
sich anschließend.
    Am Sonntagmittag unternahmen
Elke, Rainer und Oskar einen Spaziergang zum Hafen. Der Kleine wollte unbedingt
auf das Seezeichen klettern und einen Blick auf die Jachten und das Wattenmeer
werfen.
    Rainer fragte sich auf dem Weg die
ganze Zeit, warum Heike Harms ihn belogen hatte. Welche Beziehung bestand
zwischen ihr und Tohmeier? Auf dem Foto schienen beide sehr vertraut
miteinander. Fast wie ein Liebespaar. Nein, korrigierte er sich in Gedanken.
Nicht wie ein Liebespaar. Denn wenn er mit seiner Vermutung richtig lag und
Malte Harms Knut Tohmeier gezeugt hatte, war Heike dessen Halbschwester. Also
eher wie Geschwister. Blieb die Frage nach der Lüge.
    Vielleicht war Tohmeier tatsächlich
der Verfasser der Erpresserschreiben und Heike wusste davon. Wäre es möglich,
dass sie ihren Halbbruder decken wollte? Er hatte bei dem Besuch bei Maria
Harms den Eindruck gehabt, dass es mit dem Verhältnis von Mutter und Tochter
nicht zum Besten stand. Hatten sich Tohmeier und Heike zusammengetan, um nicht
Gerrit, sondern Maria Harms mit den Briefen unter Druck zu setzen? Aber warum?
    »Einen Cent für deine Gedanken.« Elke
stupste ihren Partner in die Seite. »Dein Sohn möchte etwas von dir wissen.«
    »Doch hoffentlich nichts mit einer
Badewanne?«
    Elke lachte. »Frag ihn.«
    Oskar stand vor dem Leuchtturm und
guckte mit großen Augen nach oben. »Was ist das?«, wollte er von seinem Vater
wissen, als dieser an seine Seite getreten war. »Eine Burg?«
    »Nein, ein Leuchtturm.«
    »Und was ist ein Leuchtturm?«
    Rainer erklärte es ihm.
    »Aber wenn der Turm aufs Meer
leuchtet, warum steht er dann hier? Von hier kann man ja das richtige Meer
nicht sehen. Da sind ja die Dünen dazwischen.«
    Rainer meinte sich zu erinnern, dass
der Leuchtturm erst 1992 erbaut worden war, um das ursprünglich auf der
Vogelinsel Memmert eingesetzte Laternenhaus eines älteren Turms zu tragen. Das
erzählte er seinem Sohn auch.
    Aber so ganz befriedigt war Oskar
nicht: »Das ist doof. Ein Leuchtturm, der nicht richtig leuchtet.« Der Junge
drehte sich um und stapfte zu seiner Mutter. Ein Ding, welches nicht so
funktionierte, wie es seiner Meinung nach sollte, blieb für ihn ohne jedes
Interesse.
    Einige Minuten später standen sie vor
der Messingplatte, die auf den siebten Längengrad hinwies. Bevor Oskar die
naheliegende Frage stellen konnte, was ein Längengrad sei,
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