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Titel: Toggle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Felix Weyh
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    »Klingt banal.«
    »Nicht für intelligente Menschen«, widersprach Holzwanger.
    »Klingt spannend«, verbesserte sich seine Frau. »Auf jeden Fall für die Mitglieder von The Thousend .«
    Dann stießen beide auf den Ferienbeginn an und beugten sich gemeinsam über die Liste. Obwohl es immer noch schwülwarm war, schmiegte sich Holzwanger an seine Frau und dachte schaudernd an die einsamen Abende in Stuttgart, an das kahle Ein-Zimmer-Apartment fernab der Familie, an die Nächte ohne Pia neben sich.
    Wie gut, dass er zu Toggle gefunden hatte.
    Wie gut, dass Toggle ihn genommen hatte.
    Wie gut Toggle überhaupt war.

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    7
   Berlin
Mittwoch, 7.   Juli, 21   :   00
    Die Kelle des Polizisten ragte unübersehbar in die Höhe. Schwerfällig kam der Mercedes zum Stehen. Anton Purgler ließ die Fensterscheibe herunter.
    »Ist die Zonengrenze wieder errichtet?«, fragte er, so jovial wie möglich. Am ehemaligen Grenzübergang Dreilinden war er überhaupt noch nie angehalten worden.
    »Allgemeine Personenkontrolle.«
    »Unter spezieller Beachtung goldener S-Klassen?«
    »Allgemein. Ihre Papiere, bitte.«
    Mit Papier gleich welcher Sorte hatte Purgler noch nie ein Problem gehabt, vom heutigen Scannerzwischenfall einmal abgesehen. Er nestelte an seiner Jackentasche herum und reichte zwei reichlich lädierte Personaldokumente heraus.
    »Streng genommen müssten Sie sagen: ›Ihr Plastik, bitte‹«, meinte er oberlehrerhaft. »Papier ist ja kaum noch dran. Und am neuen Perso sowieso nicht mehr.«
    Der Polizist verkniff sich eine Antwort, tippte Purglers Ausweisnummer in seinen Handheldcomputer und wartete auf die Verbindung zur Zentrale. Währenddessen war der zweite Polizist aus dem Streifenwagen gestiegen und um Purglers Goldkarosse herumgeschritten.
    »Stolzes Stück«, sagte er anerkennend.
    »Nicht wahr? Leider ohne Klimaanlage.«
    »Erinnert mich an einen Luden aus Moabit. Fuhr exakt das Modell. Sogar mit diesen Chromfelgen.« Der zweite Polizist stieß mit der Schuhspitze daran. »Hat neulich acht Jahre für Menschenraub und Drogenhandel gekriegt. Aber Autos sind natürlich nur Indizien, keine Beweise.«
    Purgler wollte zu einem geharnischten Protest ansetzen, da reichte ihm der erste Polizist die Papiere zurück. »Okay«, sagte er. »Alles in Ordnung. Würden Sie jetzt bitte den Kofferraum öffnen.«
    Purgler zögerte. »Dummerweise bin ich verletzt.«
    »Am Fuß?«
    Purgler hob die in Papier eingewickelte Hand.
    »Raus mit Ihnen!«, sagte der erste Polizist.
    Purgler quälte sich demonstrativ umständlich vom Fahrersitz hoch, als sei die S-Klasse ein tiefergelegter Mini, und überlegte, welches Ablenkungsmanöver bei den Beamten wohl verfangen würde. Im Kino war es ganz einfach: Die Schaunsemaldervogel – Nummer, zwei gezielte Handkantenschläge in den Nacken, und dann mit 180 davongejagt. Aber im Kino hatte man keinen Verband um. Oder dem Helden tat es einfach nicht weh, mit einer Wunde zuzuschlagen.
    Wehleidigkeit. Das war es!
    »Ich hab’s ja gut«, sagte Purgler und reckte seine verletzte Hand nochmals demonstrativ in die Höhe. »Kleiner Unfall an der Stanze, kurz den Betriebsrat informiert, schon liegen zwei Wochen Sonderurlaub vor mir. Mitten im schönsten Juli.«
    »Das sollte uns mal passieren«, knurrte der zweite Polizist.
    »Eben«, fühlte sich Purgler in die Beamtenseele ein. »Sie würden garantiert weiter auf Streife geschickt. Kennt man ja, Personalmangel im Quadrat, und der Vorgesetzte brüllt nur: ›Mensch, reißen Sie sich zusammen, da draußen regieren arabische Banden das Land!‹« Er schüttelte traurig den Kopf. »Menschenverachtend!«
    »Wissen Sie, wie lange wir schon auf anständige Autositze warten?«, ließ sich plötzlich der erste Polizist vernehmen. »Ist wahrlich kein Vergnügen, mit solchen Bandscheibenfräsen Streife zu fahren.«
    »Jeder Taxifahrer hat es besser«, bestätigte Purgler und öffneteden Kofferraum einen winzigen Spalt. »Bitte sehr, Sie sehen, alles ist in Ordnung.«
    Der erste Polizist ging nicht auf das unterschwellige Angebot ein, die Kontrolle ohne großes Aufsehen zu beenden, sondern drückte die Kofferraumklappe schwungvoll nach oben. Fünf blaue Plastikkisten starrten ihn an. Deren undurchsichtige Deckel gefielen ihm gar nicht. »Aufmachen!«, befahl er.
    »Aber Herr Kommissar!« Anton Purgler lächelte devot. »Sie sprachen von einer Personenkontrolle . Da drin kann ja im Ernst keine Person stecken!«
    Seine Stimme zitterte ein kleines

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